Jahresrückblick 2003 - Chronik der wichtigsten Ereignisse Schweiz / international

Chronik der Schweiz

Jahresrückblick 2003

Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2003

SchweizInternational
Januar 2003
  • 1.1.2003 Nach dem Rücktritt von Bundesrätin Ruth Dreifuss (SP) übernimmt Pascal Couchepin (FDP) das Innenministerium und will damit vermehrt bürgerliche Ideen in die Sozialpolitik einbringen. Erste sichtbare Auswirkung: am 3.2. tritt Otto Piller nach 6 Jahren als Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherung zurück.
  • 1.1.2003 Der von 4% auf 3,25 reduzierte Mindestzinssatz für die Altersvorsorge nach BVG (2. Säule) tritt in Kraft. Der Beschluss des Bundesrates hatte 2002 zu heftigen Protesten nicht nicht nur der Arbeitnehmer sondern auch der kleinen und mitteleren Unternehmen (KMU) geführt. Das böse Wort vom Rentenklau machte die Runde.
  • 1.1.2003 Die Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) und die Furka-Oberalp-Bahn (FO) fusionieren zur Matterhorn-Gotthard-Bahn. Der Abbau von 56 Stellen soll ohne Entlassungen erfolgen. Neuer Name und Logo werden am 23. Januar vorgestellt.
  • 11.1.2003 Christiane Langenberger wird zur Parteipräsidentin der FDP gewählt. Zu diesem Zeitpunkt hat die "Wirtschaftspartei" mit grossen Imageproblemen zu kämpfen, und kein Mann will den undankbaren Job fassen - ein Jahr später (5.3.2004) wird Christiane Langenberger der Rückblick nahegelegt (die Dementis zum Thema wirken so penetrant gequält, dass es echt schwer fällt, ihnen zu glauben). Nach dem Rechtsrutsch bei den Nationalratswahlen spüren sich die rechtbürgerlichen Männer Aufwind und wollen mitsegeln - wenn sie sich nur nicht verrechnet haben.
  • 22.1.2003 Ingrid Deltentre wird zur Nachfolgerin des auf Ende 2003 altershalber zurücktretenden langjährigen Fernsehdirektors von SF DRS Peter Schellenberg gewählt.
  • 23.-28.1.2003 Weltwirtschaftsforum WEF in Davos. Die Polizei riegelt den Zugang nach Davos grossräumig ab. Frustrierte Demonstranten lassen am 25.1. ihrer Wut in Landquart und Bern freien Lauf. Der Stadberner Polizeidirektor Kurt Wasserfallen spricht von «übelsten Terroristen» und demonstriert damit vor allem eine peinliche Unfähigkeit zu angemessenen Einschätzungen. Dass durch gewalttätige Demonstranten das öffentliche Interesse nicht auf die teilweise berechtigten Fragen zu den weltweiten Auswirkungen der Globalisierung, sondern auf die Frage nach Recht und Unrecht von gewalttätigen Demonstrationen, Verhältnismässigkeit und Kosten von Polizei- und Militäreinsätzen und dergleichen gelenkt wird, ficht die Demonstranten leider auch 2003 nicht an. Schade um die verpasste Gelegenheit zu einer ernsthaften, zivilisierten Auseinandersetzung mit Worten und Argumenten.
  • 30.1.2003 Finanzminister Kaspar Villiger kündigt ein Sparpaket an, das den Bundeshaushalt um 2 Mio. Fr. entlasten soll. Da das Volk langsam allergisch auf das öffentliche Sparen reagiert, wählt man die beschönigende Bezeichnung "Entlastungsprogramm".
  • 1.1.2003 Amtsantritt des neuen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, der sich aus einfachsten Verhältnissen hochgearbeitet hat.
  • 10.1.2003 Nordkorea kündet den Atomsperrvertrag.
  • 23.1.2003 US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnet Deutschland und Frankreich, die sich gegen den Irak-Krieg ausgesprochen haben, als "Problem" und spricht vom "alten Europa". Fragt sich nur, wer das Problem für eine neue Weltordnung ist und wer staatspolitisch auf dem geistigen Stand des alten Europa vor der Französischen Revolution stehen geblieben ist ...
    Wohlverstanden soll hier nicht bestritten werden, dass die Französische Revolution wie fast alle Revolutionen zunächst einmal Tod, Anarchie und Chaos brachte. Sie markiert dennoch eine Zäsur [Bruchstelle] in der europäischen Geschichte, nach der demokratische Entwicklungen auf dem Kontinent erst möglich wurden. Demgegenüber hat man den Eindruck, dass Grossbritannien und die USA sich auf ihren frühen Errungenschaften ausruhen und die Weiterentwicklung der Staatsphilosophie verschlafen haben.
  • 28.1.2003 Die Parlamentswahlen in Israel bestätigen den Hardliner Ariel Scharon.
Februar 2003
  • 9.2.2003 Die Zürcher Stimmberechtigten sprechen sich klar für den Bau der Glattalbahn aus und bekennen sich damit zu einer zukunftsorientierten Politik im Agglomerationsverkehr.
  • 14.2.2003 Durchstich des Önzbergtunnels bei Herzogenbuchsee: Die 2 Monate Verspätung auf den geplanten Termin sollen die pünktliche Inbetriebnahme der Neubaustrecke Mattstetten-Rothrist am 12.12.2004 (Bahn 2000 erste Etappe) nicht verhindern.
  • 15.2.2004 Friedensdemo gegen den drohenden Irakkrieg in Bern: Rund 40'000 Menschen folgen dem Aufruf von 120 Organisationen.
  • 17.2.2003 Die deutsche Bundesregierung lehnt Nachverhandlungen zum Staatsvertrag über den Luftverkehr ab. Es tritt ein, wovor Bundesrat Leuenberger die Vertreter von Flughafen und Kanton Zürich vergeblich gewarnt hat: Die Ablehnung des mühsam ausgehandelten Kompromisses durch das Schweizer Parlament führt nicht zu Zugeständnissen Deutschlands, sondern zu einseitig verhängten Einschränkungen für den Flugbetrieb und mehr Lärm für die Anwohner im Grossraum Zürich.
  • 20.2.-6.3.2003 Streik beim Telecom-Anbieter Orange: Mehr als einem Monat nach der Ankündigung des Abbaus von 200 Stellen stimmt Orange schliesslich wesentlichen Verbesserungen des Sozialplans zu.
  • 25.2.2003 Die Fluggesellschaft Swiss kündigt eine Reduktion der Flotte um 20 Flugzeuge und den Abbau von rund 700 Arbeitsplätzen an. Beim Bodenpersonal sollen 300 Stellen gestrichen werden.
  • 1.2.2003 Beim Wiedereintritt in die Erdatmoshäre verglüht die US-Raumfähre Columbia, 7 Astronauten finden den Tod. Das zweite Desaster einer Space-Shuttle-Mission bedeutet das Aus für das ganze Programm. Wie sich später herausstellt, waren Kosteneinsparungen an heikler Stelle für das Unglück verantwortlich. Einmal mehr wurde "gespart, koste es, was es wolle".
  • 2.2.2003 Der erste Präsident der Tschechischen Republik nach der Ära des Kommunismus, Vaclav Havel tritt ab.
  • 4.2.2003 Formale Selbstauflösung des Bundesparlamentes von Ex-Jugoslawien, fortan nennt sich die verbliebene Föderation von zwei Teilrepubliken Serbien-Montenegro.
  • 5.2.2003 US-Aussenminister Colin Powell legt der UNO Satellitenbilder und Skizzen vor, die beweisen sollen, wie gefährlich der irakische Diktator Saddam Hussein sei. Später kommt aus, dass die angeblich brandaktuellen Geheimdienstinformationen aus einer veralteten Doktorarbeit kopiert wurden.
  • 14.2.2003 UNO-Waffeninspektor Hans Blix legt dem Sicherheitsrat einen Zwischenbericht ohne abschliessende Resulate vor und verlangt mehr Zeit für vertiefte Abklärungen.
  • 15./16.2.2003 Am Wochenende finden weltweit Demonstrationen gegen den drohenden Irakkrieg statt: New York 100'000 Demonstranten, Chicago 10'000, Los Angeles 30'000, Mexiko City 10'000, Buenos Aires 8000, Johannesburg 4000, Melbourne 150'000, Tokio 5000, Tel Aviv 2000 (Blick, 17.2., S. 5 - 7)
März 2003
  • 2.3.2003 Das Alinghi-Team von Ernesto Bertarelli gewinnt den America's Cup im Segeln und holt den Cup zum ersten Mal nach Europa. Das Ereignis ist auch ein Motivationsschub für die ETH Lausanne, die mit Materialforschungen am Erfolg mitbeteiligt ist.
  • 16.3.2003 Max Friedli, Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV) lanciert in einem Interview mit dem Sonntags-Blick die Idee, dass die Infrastruktur der Normalspurbahnen einheitlich durch die SBB verwaltet werden sollte, im Gegenzug dafür aber den Wettbewerb im Regionalverkehr zu fördern sei.
  • 20.3.2003 Zehntausende von Schülern und Erwachsenen in der Schweiz demonstrieren gegen den Beginn des Irakkriegs, am Wochenende sind es in Bern wiederum 40'000.
    PEACE-Fahnen gegen den Irakkrieg, 2003
    Die aus Italien stammenden Friedensfahnen in Regenbogenfarben gegen den Irakkrieg fanden auch in der Schweiz eine grosse Verbreitung und sind auch ein Jahr nach dem Ausbruch des Krieges noch vielerorts anzutreffen.
  • 2.3.2003 Pakistanische und US-Sicherheitskräfte verhaften in Rawalpindi Chalid Scheich Mohammed, den angeblichen Chefplaner der Attentate vom 11. September 2001 auf das World Trade Center. Die von Scheich Mohammed eingesetzte schweizerischen Prepaid-Karten für Mobiltelefone führten auf seine Spur und garantieren offensichtlich doch keine absolute Anonymität für zwielichtige Gestalten.
  • 6.3.2003 Chinas starker Mann Jiang Zemin tritt ab. Wen Jibao wird Premierminister, Parteichef Hu Jintao Staatspräsident. Am politischen Kurs - vorsichtige wirtschaftliche Öffnung ohne Demokratisierung nach westlicher Art - wird festgehalten.
  • 12.3.2003 Der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic wird in Belgrad ermordet. Mit ihm sterben die Hoffnung auf einen demokratischen Wandel in Serbien.
  • 15.3.2003 Rund ein Drittel des EU-Bahngüternetzes wird für den internationalen Wettbewerb geöffnet. Die Bahngewerkschaften warnen vor Sicherheitsdumping, wie es im Strassengüterverkehr üblich ist und schon wiederholt zu Katastrophen geführt hat (Brände im Mont-Blanc- und Gotthard- Strassentunnel).
  • 17.3.2003 US-Präsident George W. Bush zieht seinen chancenlosen Entwurf für eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates zurück und setzt Saddam Hussein eine letzte Frist, den Irak zu verlassen. Die US-Regierung ist bereit zum Alleingang.
  • 20.3.2003 Beginn der amerikanisch-britischen Invasion im Irak mit Bombenangriffen auf Bagdad. Die Welt reagiert entsetzt und empört auf die Missachtung des Völkerrechts und der in der UNO-Charta vorgesehen Regeln der Konfliktlösung zwischen den Staaten.
April 2003
  • 6.4.2003 SP und SVP erzielen Gewinne bei den kantonalen Wahlen in Appenzell Ausserhoden.
  • 9.4.2003 Viele Pensionskassen geraten nach erneuten Verlusten an der Börse 2002 immer tiefer in die Krise. So beschliesst z.B. die Pensionskasse SBB, ab 1. Juli einen Sanierungsbeitrag von 3% zu erheben.
  • 30.4.2003 Der Bundesrat kündigt das grösste Sparpaket der Schweizer Geschichte an: 3,3 Milliarden Franken.
  • 3.4.2003 US-Truppen erobern den Flughafen von Bagdad und setzen zum Sturm auf die irakische Hauptstadt an.
  • 9.4.2003 Bagdad ist erobert, Saddam Hussein untergetaucht. Die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Lebensmitteln und Wasser bleibt für Wochen prekär, viele Kunstschätze von internationaler Bedeutung sind den Kriegshandlungen und Plünderungen zum Opfer gefallen. Die Besatzungstruppen sind während Monaten nicht in der Lage, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen.
Mai 2003
  • 13.5.2003 Die Post und die Gewerkschaft Kommunikation vereinbaren nach langen Verhandlungen die Grundzüge eines Sozialplans zur geplanten Reorganisation der Postverteilzentren. Anfang Juni wird zudem nach massiven regionalpolitischen Interventionen gegen die geplante starke Zentralisierung im Mittelland die gemässigte Variante "3+6" beschlossen. Ab 2006 soll die Briefpost in 3 Hauptzentren und 6 Subzentren sortiert werden. Auch diese Variante führt zum Verlust von mehreren Tausend Arbeitsplätzen.
  • 18.5.2003 In der Volksabstimmung wird die Armee- und Zivilschutz-Reform angenommen, die Rechtsbürgerlichen setzen sich mit ihrem Referendum nicht durch. 7 Volksinitiativen, darunter die Lehrstelleninitiative der Gewerkschaften und die sozialdemokratische Initiative für einkommensabhängige Krankenkassenprämien, für autofreie Sonntage sowie zwei Kernenergievorlagen werden abgelehnt. In der Abstimmungskampagne hatte die Atomenergie-Lobby mit falschen Zahlen operiert und gesetzliche Bestimmungen über politische Werbung verletzt. Trotzdem wird man akzeptieren müssen, dass die Angst der Bevölkerung vor Einschränkungen und/oder Mehrkosten bei der Stromversorgung wohl grösser war als diejenige vor dem Restrisiko.
  • 27.5.2003 Die SBB wollen ab 2008 ihr Kernnetz (Bern - Basel - Luzern - Winterthur) von einem zentralen Rail Control Center (RCC) in Olten aus steuern. Begründet wird das Konzept mit der engen Vermaschung des Kernnetzes, die ein zentrales Störungsmanagement erforderlich machen. 4 weitere Regionale Betriebszentren in Lausanne, Spiez (BLS), St. Gallen und im Tessin (Gotthard) sollen den übrigen Verkehr kontrollieren.
  • 1.5.2003 US-Präsident Bush erklärt den Irak-Krieg für beendet. Blutige Attentate gegen Einrichtungen der UNO, der Besatzungstruppen und der von ihnen neu aufgebauten irakischen Polizei reissen aber bis heute [Stand: März 2004] nicht ab.
  • 12.5.2003 Ein Bombenanschlag tschetschenischer Terroristen gegen die von Moskau eingesetzte Regionalregierung in Grosny kostet 40 Menschenleben.
  • 13.5.2003 In Frankreich protestieren Millionen gegen die Rentenreform der rechtsbürgerlichen Regierung. Die Proteste dauern wochenlang an und zwingen die Regierung zu Zugeständnissen.
  • 13.5.2003 Am gleichen Tag demonstrieren in Wien 100'000 Menschen gegen eine Rentenreform (bis zu 10% tiefere Renten, längere Lebensarbeitszeit). Die Gewerkschaften sprechen von Rentenraub. ÖVP und FPÖ drücken die Reform am 11.6. ungeachtet der Proteste mit knapper Mehrheit im Parlament durch.
  • 15.5.2003 In Argentinien gibt Carlos Menem den Kampf um das Präsidentenamt auf. Nestor Kirchner wird Präsident.
Juni 2003
  • 6./7.6.2003 Mit dem Zimmerbergtunnel (zweite Doppelspur Thalwil - Zürich) wird ein weiteres wichtiges Teilstück der Bahn 2000 in Betrieb genommen.
  • In der ersten Monatshälfte werden bei Messerstechereien in der Westschweiz ein 16- und ein 18-jähriger getötet. Parteien von rechts bis links fordern Massnahmen gegen Jugendgewalt. Die SBB kündigen die Videoüberwachung in Regionalzügen an.
  • 1.6.2003 G8-Gipfel in Evian am französischen Ufer des Genfersees. Die Globalisierungsgegner wollen ihre Demonstrationen in der Agglomeration Genf abhalten. Trotz internationalem Polizeiaufgebot (Verstärkung aus Deutschland) kommt es in Annemasse (F), Genf und Aubonne (VD) zu schweren Ausschreitungen mit Schwerverletzten. Die Polizei kappt ein Seil, an dem sich ein Aktivist von einer Brücke abseilte: der Demonstrant stürzt in die Tiefe. Einmal mehr wird über die Demonstrationen statt über die Globalisierung diskutiert (siehe zum WEF, 23.-28.1.)
    Gewerkschaften fordern die Einhaltung der Menschenrechte und der Arbeitnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO).
  • 24.6.2003 Die Fluggesellschaft Swiss kündigt eine weitere Restrukturierung an, viele unrentable Flüge werden gestrichen, 34 Flugzeuge eingemottet und 3000 Stellen abgebaut.
  • 5.6.2003 Der deutsche FDP-Politiker Jürgen Möllemann stürzt sich nach massiven Vorwürfen aus einem Flugzeug in den Tod.
  • 11.6.2003 Die palästinensische Terrororganisation Hamas antwortet mit einem Selbstmordattentat (17 Tote) auf eine missratenen Angriff der israelischen Armee auf ein ranghohes Hamas-Mitglied.
Juli 2003
  • Rekordsommer. Mitteleuropa erlebt anhaltende Hitze und Trockenheit wie seit über 50 Jahren nicht mehr. Die Dürre begünstigt einen grossen Waldbrand unterhalb von Leukerbad.
  • 8.7.2003 Michel Friedman, Talkmaster und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland tritt nach einer Kokain-Affäre von allen Ämtern zurück.
  • 17.7.2003 Der britische Waffenexperte David Kelly begeht Selbstmord. Kelly hatte gegenüber dem halbstaatlichen britischen Radio BBC anonym ausgesagt, dass das britische Dossier über irakische Massenvernichtungswaffen manipuliert worden sei. Daraufhin wurde er von der britischen Regierung massiv unter Druck gesetzt. Die Affäre führte später zum Rücktritt der BBC-Spitze - just als bekannt wurde, dass die amerikanischen und britischen Geheimdienste bei der Einschätzung der Lage in Irak massiv gepfuscht hatten und damit die kritische Berichterstattung der als unabhängig bekannten BBC eigentlich gerechtfertigt wurde.
  • 22.7.2003 US-Truppen töten in Mossul Udai und und Kussai Hussein, die Söhne des irakischen Diktators Saddam Hussein.
August 2003
  • 12.8.2003 Das Tessin führt wegen der anhaltenden massiven Überschreitung der Ozon- Grenzwerte Tempo 80 auf Autobahnen ein.
  • 22.8.2003 Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bemerkt mit grosser Verspätung gewisse Sicherheitsrisiken beim Anflugverfahren auf den Tessiner Regionalflughafen Lugano-Agno und verfügt massive Einschränkungen.
  • 19.8.2003 Ein Selbstmordanschlag auf das UNO-Hauptquartier in Badgad fordert 20 Tote, darunter der UNO-Sonderbeauftragte für Irak, Sergio Vieira de Mello.
  • 19.8.2003 Selbstmordanschlag auf einen Bus in Jerusalem, 20 Tote, vorwiegend Kinder. Israel intensiviert die gezielten Attentate auf palästinensische Extremisten.
  • 25.8.2003 Zwei Anschläge im indischen Wirtschaftszentrum Mumbay [früher: Bombay] fordern 52 Todesopfer.
  • 29.8.2003 Anschlag auf eine Moschee in der irakischen Stadt Nadschaf nach dem Freitagsgebet. 125 Tote, darunter der gemässigte Schiitenführer Ajatollah Mohammed Baker el Hakim.
September 2003
  • 10.9.2003 Der Bundesrat senkt den Mindestzinssatz für die Altersvorsorge nach BVG (2. Säule) erneut per 1.1.2004 auf 2,25%. Die Lebensversicherungen kürzen den Umwandlungssatz im überobligatorischen Teil (nach BVG nicht zwingend versicherte Einkommensteile über 75'000 Fr. pro Jahr) massiv. Die erste Revision des KVG bringt auch für den obligatorischen Bereich eine schrittweise Senkung des Umwandlungssatzes von 7,2% auf 6,8%. [Umwandlungssatz = Höhe der ausbezahlten jährlichen Rente in % des angesparten Altersguthabens].
  • 16.9.2003 Der amtsälteste Bundesrat Kaspar Villiger (FDP) gibt seinen Rücktritt auf Ende 2003 bekannt.
  • 24.9.2003 Die Swiss fliegt weiterhin massiv in den roten Zahlen. Sie lehnt ein Zusammengehen mit der deutschen Lufthansa ab und nimmt nach längerem Hin- und Her konkrete Verhandlungen für einen Beitritt zu der von British Airways angeführten Allianz Oneworld auf. Im Frühling 2004 werden diese aber abgebrochen. Einziges Ergebnis: Wertvolle Slots [Landerechte] in London, die in einem Vorvertrag an British Airways abgetreten wurden, sind definitiv verloren.
  • Der Nationalrat weigert sich, auf eine vom Ständerat bereits behandelte Revision des Betäubungsmittelgesetz einzutreten: Eine Kampagne unter anderem aus Lehrerkreisen trägt Früchte. Kiffen bleibt auf absehbare Zeit strafbar, derweil die Jugend immer mehr der tolerierten Droge Alkohol verfällt (insbesondere in Form der Alcopops.
  • 6.9.2003 Der palästinensische Premierminister Mahmud Abbas wirft nach drei Monaten das Handtuch: Präsident Yassir Arafat war nicht bereit, Macht abzugeben. Nachfolger von Abbas wird Achmed Korei
  • 10.9.2003 Die sozialdemokratische schwedische Aussenministerin Anna Lindh wird kurz vor einer wichtigen europapolitischen Abstimmung in einem Kaufhaus von einem Einzeltäter erstochen.
Oktober 2003
  • 11.10.2003 Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen hält trotz vollmundiger Versprechen von Bundesrat Pascal Couchepin (FDP) im Januar an. In den Medien muss Couchepin für seine wenig feinfühlige Kommunikation der schlechten Nachricht herbe Kritik einstecken, zumal er die realen Kostensteigerungen für eine Mehrzahl der Versicherten mehr verschleiert als bekannt macht. Änderungen bei der Einteilung der Prämienregionen und Rabattkürzungen bei den frei wählbaren Franchisen führen für viele - insbesondere für kostenbewusste - Versicherte zu Prämiensteigerungen, die ein Mehrfaches der durchschnittlichen 4,3% betragen.
  • 19.10.2003 Nationalratswahlen. Die SVP gewinnt 11 Sitze auf Kosten der CVP und der FDP. Alles spricht von Rechtsrutsch, obwohl SP (+1) und Grüne (+4) ebenfalls zulegen. Die wirklichen Verhältnisse werden mit dem Begriff Polarisierung viel treffender beschrieben. In Fragen, wo sich die bürgerlichen Parteien schon bisher einig waren, werden sie eher geschwächt. Allerdings wird es schwieriger, tragfähige Kompromisse auszuhandeln. Die SVP verschärft den Ton und fordert ultimativ einen 2. Bundesratssitz - einen anderen Kandidaten als Christoph Blocher werde man nicht akzeptieren.
  • 31.10.2003 Einführung der Südanflüge auf den Flughafen Zürich-Kloten.
  • 9.10.2003 Kalifornische Bürger haben mit einer Unterschriftensammlung eine vorzeitige Neuwahl des Gouverneurs erzwungen. Für die Republikaner kandidiert der aus Österreich eingewanderte Bodybuilder und Schauspieler Arnold Schwarzenegger (bekannt als "Terminator"). Der Herausforderer gewinnt die Wahl.
  • 10.10.2003 Der Friedensnobelpreis wird der iranischen Rechtsanwältin und Verteidigerin der Menschenrechte Schirin Ebadi zugesprochen.
  • 12.10.2003 In Jordanien und Genf handeln palästinensische und israelische Privatpersonen ohne offizielles Mandat [Auftrag] ihrer Regierungen ein detailliertes Modell für einen Nahostfrieden aus. Der Entwurf zeigt endlich auf, wie die seit Jahren wie heisse Kartoffeln gemiedenen Detailfragen gelöst werden könnten. Die schweizerische Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat die zunächst geheimen Aktivitäten unterstützt.
  • 16.10.2003 Nach langem Ringen gibt der UNO-Sicherheitsrat den Besatzungstruppen unter US-Kommando im Irak einen offiziellen Auftrag, die Sicherheit wiederherzustellen.
  • 27.10.2003 Anschlag auf das lokale Hauptquartier des Internationalen Komitees Roten Kreuzes im Irak: 12 Tote.
November 2003
  • 9.11.2003 Im 2. Wahlgang der Ständeratswahlen gewinnt die SP 3, die SVP 1 Sitz zulasten der FDP. Die CVP kann ihre 15 Sitze halten.
  • 12.11.2003 Anschlag auf eine Kaserne italienischer Truppen im Irak in Nassirija: 32 Tote, darunter 19 Italiener. Die italienische Regierung hält an der Unterstützung der USA im Irak fest.
  • 15.-20.11.2003 Bei vier Anschlägen töten türkische Islamisten in Istanbul über 50 Menschen.
  • 23.11.2003 Nach wochenlangen Protesten wegen Wahlfälschungen tritt der georgische Präsident Eduard Schewardnadse zurück. Seine Verdienste als letzter Aussenminister der Sowjetunion werden durch die unrühmlichen Umstände des Rücktritts in den Hintergrund gedrängt.
Dezember 2003
  • 6.12.2003 Zusammenbruch der hoch verschuldeten Erb-Gruppe. Drei Holdings der Erb-Gruppebeantragen beim Konkursrichter Nachlassstundung, eine vierte geht direkt in Konkurs. Jahrelang hatte ausser dem Firmengründer niemand eine Ahnung, wie es wirklich um die Firma stand.
  • 10.12.2003 Bundesratswahl. Die Hardliner Christoph Blocher (SVP) und Hans-Rudolf Merz (FDP) setzen sich klar durch. Auf der Strecke bleiben die Frauen: Erstmals wird ein amtierendes Mitglied der Landesregierung abgewählt. Das Taktieren der CVP ohne klare Strategie kostet Ruth Metzler ihren Sitz im Bundesrat und Christine Egerszegi findet zu wenig Unterstützung. Viele Frauen sind wütend, es kommt aber nicht zu grossen Demonstrationen wie nach der Nicht-Wahl von Christiane Brunner, wo demonstrierende Frauen auf dem Bundesplatz faktisch die Wahl einer Bundesrätin im 2. Anlauf (Ruth Dreifuss) erzwangen. Die Frauen-Solidarität wird zwar viel beschworen, scheint aber nach wie vor keine Realität zu sein. Am Tag der Frau 8.3.2004 konnten sich bürgerliche und linke Frauen trotz der historischen Abwahl nicht auf gemeinsame Aktionen einigen.
  • 11.12.2003 Der glücklose Präsident der CVP, Philipp Stähelin gibt seinen Rücktritt bekannt. Die Nachfolge will niemand antreten, eine Frau (Doris Leuthard) darf interimistisch das Zusammenwischen des Scherbenhaufens leiten ...
  • 13.12. Wirtschaftsprognosen für 2004 rechnen nach mehreren Jahren der Rezession mit einer Rückkehr zum Wachstum. Die Aussichten für Arbeitslose bleiben eher düster.
  • 19.12.2003 Rücktritt der SP-Präsidentin Christiane Brunner.
  • 7.12. Bei den russischen Parlamentswahlen erreicht Präsident Wladimir Putin durch Einschüchterung der Opposition und Manipulation der Medien eine Zweidrittelsmehrheit. Sein Modell der "gelenkten Demokratie" ähnelt mehr und mehr den Zuständen zu Zeiten der Sowjetunion, als Putin Geheimdienstchef war.
  • 14.12. US-Soldaten nehmen den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein in einem Erdloch nahe seiner Heimatstadt Tikrit fest. Der Terror irakischer Extremisten findet dennoch kein Ende.
Trends
  • Schnabelschuhe (Schuhe mit lang auslaufender Spitze) - im Mittelalter beliebt und von Sittenwächtern verboten - feiern ein Comeback.
Jahresstatistik 2003
  • Der Strassenverkehr forderte 549 Todesopfer, das sind 36 oder 7% mehr als im Vorjahr. Damit stieg die Zahl der Verkehrstoten erstmals seit 1987 wieder. Vor 30 Jahren war sie noch rund dreimal so hoch, dann sank sie dank Gurtenobligatorium, Geschwindigkeitslimiten (80 ausserorts, 50 statt 60 innerorts, 120 auf Autobahnen), Helmtragpflicht für Motorräder und Mofas und technischen Verbesserungen (ABS, Airbags).
  • Der Tennisstar Roger Federer wurde am Samstagabend, 3. Jan. 2004 vom TV-Publikum aus 18 prominenten Kandidaten zum Schweizer des Jahres 2003 gewählt. Der Wimbledon- und Masters-Turnier-Sieger und derzeitige Weltranglisten-Erste holte sich die Auszeichung auch in der Kategorie Sport. In der Kategorie Politik wurde Aussenministerin Micheline Calmy-Rey, in der Kategorie Gesellschaft IKRK-Präsident Jakob Kellenberger, in der Kategorie Wirtschaft Coop-Konzernchef Hansueli Loosli in der Kategorie Kultur der Tessiner Architekt Mario Botta (bekannt geworden durch das Botta-Zelt zum 700-Jahr-Jubiläum 1991) und in der Kategorie Showbusiness Popstar DJ BoBo gewählt.
  • Auf das Konto der am weitesten verbreiteten Sucht Rauchen gingen 2003 allein in der Schweiz rund 8000 Todesfälle. Das Rauchen verursachte zudem volkswirtschaftliche Kosten von rund 5 Milliarden Franken (Echo, 5.3.04)
  • Die Schweiz ist Weltmeisterin im Alu-Recycling (wenn man der entsprechenden Plakatkampagne der Alu-Branche im Sommer 2003 glauben darf).
  • Ebenfalls führend ist sie beim "Fairen Handel": Allein der Umsatz von Produkten mit dem Max-Havelaar-Label stieg 2003 um 40% auf 156 Mio. Fr. Davon flossen 38 Mio. Fr. von den Kunden freiwillig entrichtete Preiszuschläge direkt in Entwicklungsprojekte, die den jeweiligen Produzenten zugute kommen. Das Max-Havelaar-Label wird an Produkte aus der Dritten Welt verliehen, die nach ökologischen und sozialen Kriterien produziert werden. Die PlantagearbeiterInnen erhalten für ihre Arbeit rund 50% mehr als beim Verkauf über die üblichen Kanäle des Weltmarktes. Starke Zuwachsraten verzeichnen Zucker (+265%, Blumen (+70%), Bananen (+25%) und Kaffee (+23%). Die Max Havellaar-Stiftung (Schweiz) wurde 1992 von den Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, Heks, Helveta und Swissaid gegründet. Auch wenn der Name und die Kriterien des Labels aus den Niederlanden stammen, sollte man nicht vergessen, dass das Konzept eigentlich eine Idee der "Bananenfrauen" von Frauenfeld von 1973 aufnimmt, die damals von den Grossverteilern Migros und Coop heftig zurück gewiesen wurde. Heute tragen diese (Nr. 1 und 2 im Detailhandel) den Löwenanteil zum Max-Havelaar-Umsatz in der Schweiz bei ...
  • Die Schweizer Bevölkerung verzehrte 2003 durchschnittlich rund 10 kg Teigwaren pro Kopf, 2,9% weniger als 2002. Der Teigwarenkonsum verharrt damit seit 1960 (9,4 kg) auf hohem Niveau. Gesunken ist dagegen der Marktanteil der in der Schweiz produzierten Teigwaren, die Importe betrugen 2003 bereits 36,9%, zum grössten Teil aus dem klassischen Land der Pasta - Italien.

Als aktuelle Ergänzung meiner Geschichte der Schweiz konzentrieren sich diese Jahresrückblicke auf Ereignisse in der Schweiz und erwähnen Vorgänge ausserhalb der Schweiz nur insoweit, als sie für die Schweiz oder weltweit von Bedeutung waren. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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© 2004 Markus Jud, Luzern Letztes Update: 4.8.2004
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