Schweiz | International |
Januar 2005 |
- 1.1.2005: In der Schweiz tritt eine Verschärfung der Bestimmungen
gegen Alkohol am Steuer in Kraft: neu gilt die 0,5-Promille-Grenze.
Die neue Regelung führt zu einem eindeutig nachweisbaren Rückgang der
Verkehrsunfälle mit Todesopfern und Schwerverletzten.
- 2.1.2005: Das österreichische Magazin "Profil" macht
publik, dass ein österreichischer Rekrut im Rahmen einer gemeinsamen
Ausbildung von österreichischen und schweizerischen Soldaten für den
Kfor-Einsatz im Kosovo von Schweizer Militärpolizei-Soldaten misshandelt
worden ist.
- 6.1.2005: Pionierleistung in Emmen: Die ARA (Abwasser-Reinigungs-Anlage)
der Region Luzern speist als erste ihrer Art in der Schweiz das
anfallende Biogas ins Erdgasnetz ein. Damit sollen jährlich rund
390000 Liter Benzin ersetzt werden. Zudem erzeugt ein mit Biogas
betriebenes Blockheizkraftwerk Fernwärme und Strom für rund 800 Haushalte.
- 5.1.2005: Die Glückskette sammelt am
nationalen Sammeltag Spenden von 114 Mio. Fr. für die Opfer des
Seebebens
Tsunami vom Dezember 2004. Bis Ende 2005 werden insgesamt
226 Mio. Fr. gespendet: ein beispielloses Rekordergebnis. Die endgültige
Anzahl der Todesopfer wird mit 230000 angegeben, darunter 112 Schweizer.
- 6.1.2005: Die Junge SVP des Kantons Wallis attackiert die Linke mit
einem Plakat, das unterstellt, die linke Politik führe zur Umkehr der
menschlichen Evolution zurück zu den Amöben [primitive einzellige
Lebewesen]. Die angegriffe SP dazu:
"Wir stellen fest, dass die Walliser Junge SVP keine Ideen hat,
um politische Herausforderungen zu lösen und deshalb mit solchen
Plakaten provozieren muss."
- 13.1.2005: Bei einer Kontrollmessung verursacht ein Angestellter der
EWL im Swisscom-Fernmeldezentrum Luzern einen Kurzschluss. Dadurch werden
verchiedene Swisscom-Zusatzdienste im Mobilfunkbereich, u.a. MMS und
WLAN-Hotspots von 10:30 bis 17 Uhr schweizweit lahmgelegt.
- 13.1.2005: Beim Absturz des zweiten PC-21 Prototyps kommt in Buochs NW
der Testpilot der Pilatus-Flugzeugwerke ums Leben, eine Passantin wird
schwer verletzt.
- 18.1.2005: Die Autoren einer Nationalfonds-Studie warnen vor der
Zunahme der Armut in der Schweiz: Bei den Familien mit mehreren Kindern
ist die Zahl der Working Poor, d.h. derjenigen, die trotz
geregelter Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können,
in den 1990'er-Jahren von 11% auf 17% gestiegen, bei den Alleinerziehenden
gar von 15% auf 30%. 59% der Working Poor sind Ausländer und 61% Frauen.
Von der neuen Armut betroffen sind 553'000 Personen, darunter 232'000
Kinder. Während die SVP ständig versucht, die Empfänger von Sozialleistungen
als kriminelle Drückeberger zu verunglimpfen, spricht Rolf Maegli,
Vorsteher der Sozialhilfe ein anderes Problem an: "Missbrauch
des Sozialwesens findet auch durch Arbeitgeber statt", die Sozialhilfe
sei teilweise auch Subventionierung von Billiglöhnen.
- Die umstrittene Ausstellung des Künstlers Thomas Hirschhorn in Paris
hat rund 20'000 Zuschauer angezogen und damit für einen klaren
Besucherrekord im Centre culturel suisse gesorgt. Hirschmann gibt
selber zu, dass dies nicht zwingend ein Zeichen für Qualität sein
müsse.
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- Das Jahr beginnt in der Silversternacht mit einer Katastrophe,
die auf Gewinnsucht, Schlamperei und jugendlichen Übermut zurückzuführen
ist: In einer Diskothek in Buenos Aires löst ein Besucher mit einer
Leuchtfackel einen Grossbrand aus. Die Disco ist mit 4000 statt den
zugelassenen 1500 Gästen völlig überfüllt und die Notausgänge sind
versperrt, damit sich keine nichtzahlenden Gäste einschleichen.
So sterben 188 Besucher und über 700 weitere werden verletzt.
- 1.1.2005: In Taipeh (Taiwan) wird das mit 508 Metern höchste Gebäude
der Welt Taipeh 101 eingeweiht.
- 3.1.2005: Der u.a. durch schweizerische Vermittlung zustande gekommene
Friedensvertrag zwischen den nordsudanesischen Truppen (Araber) und
den südsudanesischen Rebellen (Afrikaner) tritt in Kraft, ein 21-jähriger
Bürgerkrieg geht zu Ende. Rebellenführer John Garang
vertritt den Südsudan bis zu seinem Tod im August in der Regierung
der nationalen Einheit.
- 9.1.2005: Die Palästinenser wählen PLO-Chef Machmud Abbas
zum Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Yassir Arafat.
- 10.1.2005: Die israelische Arbeitspartei tritt in die vom konservativen
Likud angeführte Regierungskoalition ein, um für die von Premierminister
Ariel Scharon (Likud) angestrebte
Räumung des von Israel besetzten Gazastreifens
trotz interner Widerstände im Regierungslager eine stabile Mehrheit
zu schaffen.
- 11.1.2005: Der linkspopulistische Präsident Venezuelas, Hugo Chávez,
setzt eine Verordnung zur Landreform in Kraft, die in der Verfassung des
Landes im Grundsatz schon seit 1999 verankert und dringend nötig ist,
angesichts der Tatsache, dass 5% der Bevölkerung 80% des Landes besitzen.
Grossgrundbesitzer, die ihr Land nicht bebauen, können zu Marktpreisen
enteignet werden. Schon letztes Jahr wurden 40'000 Parzellen aus
Staatsbesitz an besitzlose Bauern verteilt. Es wird erwartet, dass
die Regierung Chávez besonders dort hart durchgreifen wird, wo sich
Grossgrundbesitzer und ausländische Investoren illegal Land aus
Staatsbesitz angeeignet haben, was jahrzehntelang gängige Praxis war.
- 12.1.2005: US-Präsident George W. Bush gibt offiziell bekannt,
dass seine Experten trotz intensivster Bemühungen im Irak keine
Massenvernichtungswaffen gefunden haben. Damit ist seinerzeitige
Hauptgrund für den Irakkrieg hinfällig. Präsident Bush hält seinen
Entscheid zum Krieg trotzdem unbeirrt für richtig. Die demokratische
Partei fordert Erklärungen dafür, weshalb die US-Geheimdienste falsch
lagen. Bush tritt am 20.1.2005 mit einer pompösen
Feier seine 2. Amtszeit an.
- 13.1.2005: In ganz Russland protestieren Rentner, Behinderte und
Beamte gegen den zum Jahresbeginn in Kraft getretenen Abbau staatlicher
Sozialleistungen. Das Parlament geht jedoch auf die Proteste nicht ein.
- 13.1.2005: In München wird der exzentrische Modezar Rudolph
Moshammer ermordet.
- 13.1.2005: Die englische Boulevard-Zeitung Sun veröffentlicht auf
der Titelseite ein Bild, das Prinz Harry an einem Kostümfest mit
Nazi-Uniform zeigt. England ist schockiert, das Königshaus veröffentlicht
eine Entschuldigung noch bevor die Zeitung zu kaufen ist.
Prinz Charles verordnet Harry umgehend einen Besuch der
Auschwitz-Gedenkstätte.
- Am 21.1.2005 wird publik, dass der deutsche Fussball-Schiedsrichter
Robert Hoyzer systematisch Spiele manipuliert und damit seinen
Komplizen grosse Gewinne bei Sportwetten auf unwahrscheinliche Resultate
verschafft hat. Obwohl seine Fehlentscheide schon seit einiger Zeit
Aufsehen erregt haben und ein Wettbüro dem Deutschen Fussballbund (DFB)
schon im August 2004 zwei Auffälligkeiten gemeldet hat, versuchen
Funktionäre des DFB die Augen zu verschliessen und die Sache zu vertuschen,
bis schliesslich Theo Zwanziger, einer der Co-Präsidenten des DFB von
der Sache Wind bekommt und sofort die Flucht an die Öffentlichkeit
antritt. Hoyzer und der 'Wettpate' Ante Sapina
werden 17.11.2005 in erster Instanz zu unbedingten Gefägnisstrafen
verurteilt, ein zweiter Schiedsrichter kommt mit einer bedingten
Strafe davon. Gegen 19 weitere Beschuldigte wird noch ermittelt.
- 23.1.2005: Amtseinsetzung von Wiktor Juschtschenko als
Präsident der Ukraine. Premierministerin wird
Julia Timoschenko.
Juschtschenko und Timoschenko haben in der "orangen Revolution"
mit wochenlangen friedlichen Demonstrationen das Russland-orientierte
alte Regime gezwungen, die Ergebnisse der Präsidentenwahlen und damit
den Willen der Volksmehrheit zu einer Öffnung gegenüber Europa zu akzeptieren.
- 30.1.2005: Die Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung im Irak
werden von den Sunniten mehrheitlich boykottiert. In der Folge hat der
Verfassungsrat Probleme, politisch breit abgestützte Entscheide zu fällen.
Der Terrorismus von (in der Mehrheit sunnitischen) Extremisten,
die sich nicht damit abfinden wollen, dass die schiitische und
kurdische Minderheit bei der Neugestaltung des Irak ein gewichtiges
Wort mitreden wollen, hält unvermindert an.
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Februar 2005 |
- 2.2.2005: Nach jahrelangen Debatten um die Verwendung des
überschüssigen Nationalbankgoldes reisst dem Bundesrat der
Geduldsfaden. Er beschliesst, einen Drittel der 21 Mia. Fr. der
Bundeskasse und zwei Drittel den Kantonen zukommen zu lassen. Das
Gezerre verlagert sich damit einerseits auf die Ebene Kantone-Gemeinden,
andererseits wirft der Entscheid angesichts einer noch hängigen
Volksinitiative über die Verwendung der Nationalbankgewinne Fragen auf.
- Paul Volcker, ehemaliger US-Notenbankchef, deckt in einem
Untersuchungsbericht schwere Mängel beim UNO-Programm "Öl gegen
Nahrungsmittel" auf. Eine Genfer Firma, für die auch der Sohn
von UNO-Generalsekretär Kofi Annan arbeitet, gerät wegen
Unregelmässigkeiten ins Zwielicht.
- 7.2.2005: Eine durch Unterhaltsarbeiten verursachte Netzwerkstörung der
Bahnleittechnik
in Zürich beeinträchtigt den Eisenbahnverkehr im Grossraum Zürich massiv.
Rund 100 Züge fallen ganz aus bzw. werden in Thalwil, im Limmattal oder
in Oerlikon gewendet, hunderte andere verkehren mit grossen Verspätungen.
Die Ursachen werden minutiös abgeklärt, die SBB investieren in der Folge
noch im selben Jahr mehrere Mio. Fr. in Massnahmen zur Verbesserung der
Koordination zwischen den SBB-Fachdiensten und in die Vereinheitlichung
der Technik.
- 7.2.2005: Bundesrat, Parteien und Verbände reagieren mit - allerdings
z.T. gegensätzlichen Vorschlägen - auf die steigende Jugendarbeitslosigkeit
(6,8% im Januar).
- 14.2.2005: Der wirtschaftsnahe "Think Tank" Avenir Suisse
stellt eine neue Studie "Baustelle Föderalismus" vor und
fordert eine komplett neue Einteilung der Schweiz in sechs städtische
Regionen (Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich-Aargau-Luzern und Südtessin)
sowie drei ländliche (Wallis-Saaneland-Jura, Zentralschweiz, Südostschweiz).
Der Vorschlag löst in den etablierten politischen Kreisen einen Sturm
der Entrüstung aus und verschwindet alsbald wieder in den Schubladen.
- 13.2.2005: Jurymitglied Detlev D! Soost beschimpft den
Kandidaten Julien in der Sendung MusicStar vor laufender
Kamera. SF DRS distanziert sich umgehend: "Aussagen wie 'Verpiss
dich!' wollen wir nicht mehr hören!". Unter der Affäre zu leiden
hat Jesse: er wird vom Publikum abgewählt, obwohl Julien
klar die schlechtere Leistung geboten hat.
- 14.2.2005: Die Migros zieht nach zwei Wochen einen offensichtlich
zweideutigen TV-Werbespot zurück. Der Spot zeigt eine asiatische Mutter,
die zwei kleine Mädchen badet. Im Hintergrund sagt eine Stimme:
"Das junge Gemüse schälen, waschen, kräftig würzen, in den Teig
einwickeln und servieren." Erst am Schluss erfährt die Zuschauerin,
dass für Frühlingsrollen geworben wird, die man nur noch in die
Mikrowelle zu schieben braucht.
Der bisher einmalige Schritt erfolgt, weil das Publikum den Spot mit
Kinderpornografie in Verbindung gebracht und sich in Leserbriefen
entrüstet hat. Die Migros kommt mit dem Rückzug einer möglichen
Beschwerdeflut bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission zuvor.
In deren Grundsätzen heisst es unmissverständlich: "Werbung ist
unlauter, wenn sie das Kindes- und Jugendalter nicht mit erhöhter
Zurückhaltung respektiert." Die Werber versuchen sich damit
herauszureden, sie hätten zeigen wollen, dass der jungen Familie
mehr Zeit für das Familienleben bleibt, wenn das Fertigprodukt verwendet
wird.
Für diese Botschaft hätte man die junge
Familie auch beim Ballspielen neben dem Gemüsebeet im Garten zeigen können.
Nackte Haut wirkt nun mal zweideutig, das wissen auch die Werber und
damit spielen sie ganz gezielt, solange niemand klare Grenzen setzt.
- 26.2.2005: Salome Clausen aus Glis VS wird Siegerin der zweiten
Staffel von MusicStar auf SF DRS. Die Finalsendung lockte rund
1,3 Mio. Zuschauer vor den Bildschirm, was einem Marktanteil von knapp
zwei Dritteln entspricht.
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- 1.2.2005: König Gyanendra aus Nepal setzt seine Regierung ab und
will drei Jahre lang direkt regieren.
- 8.2.2005: Israel und die palästinensische Autonomiebehörde vereinbaren
einen Waffenstillstand, der lange eingehalten wird.
- 10.2.2005: Nordkorea behauptet erstmals, dass es eine Atombombe besitzt,
es ist aber nicht klar, ob nur geblufft wird.
- 14.2.2005: Der frühere libanesische Premierminister Rafik Hariri
wird mit einer Autobombe ermordet. Syrien gerät unter Verdacht, hinter
dem Anschlag zu stecken. Massendemonstrationen und internationaler Druck
zwingen Syrien zum Abzug seiner Truppen aus dem Libanon. Eine
Untersuchungskommission der UNO erhärtet später die Vorwürfe, kann aber
keine zwingenden Beweise vorlegen.
- 14.2.2005: Während eines Jahres hat die CDU/CSU-Opposition
hartnäckig Klarheit in der so genannten "Visa-Affäre" verlangt,
nun erklärt sich der deutsche Aussenminister Joschka Fischer (Grüne)
bereit, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss auszusagen.
Ukrainische Menschenhändler haben tausendfach vereinfachte Visa-Bestimmungen
missbraucht, um Zwangsprostituierte nach Deutschland zu schleusen.
Für den Erlass der missbrauchten Bestimmungen trägt letztlich Joschka
Fischer die politische Verantwortung. Die Position Fischers ist durch eine Titelstory
der CDU-nahen Illustrierte 'Der Spiegel' am 5.2.2005 stark angeschlagen.
- 20.2.2005: Bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein erleidet
die SPD eine drastische Niederlage. Beobachter lasten das schlechte
Ergebnis weniger der an sich beliebten Ministerpräsidentin Heide
Simonis an sondern sehen es vielmehr als Unmutsbezeugung gegenüber
der Reformpolitik der Bundesregierung von Gerhard Schröder.
Wie später auf Bundesebene entsteht eine Pattsituation, bei der
weder Rot-Grün (SPD/Grüne) noch Schwarz-Gelb (CDU/FDP) eine klare
Mehrheit erreichen. Die Niederlage in Schleswig-Holstein trägt
wesentlich zum Entscheid von Bundeskanzler Schröder bei, durch
vorgezogene Neuwahlen klare Verhältnisse zu schaffen.
- 20.2.2005: Spanien macht mit einer Volksabstimmung über die neue
EU-Verfassung den Anfang im Genehmigungsprozess. Dieser findet allerdings
nach dem Nein der Niederlande und Frankreichs im Sommer ein jähes Ende.
- 22.2.2005: Nur 14 Monate nach dem verheerenden Erdbeben von Bam
mit Stärke 6,6 bebt die Erde in der iranischen Provinz Kerman erneut
heftig (Stärke 6,4). Nach ersten Angaben sind über 400 Tote und etwa
1000 Verletzte zu beklagen, es wird aber mit weiteren Opfern gerechnet.
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März 2005 |
- 1.3.2005: Der Winter kehrt mit Temperaturen von - 15° im
Mittelland und -32,4° am Ofenpass zurück - die tiefsten
seit Beginn der Messungen im Jahr 1829.
Wegen der Rekordkälte kommt es auf Strasse und Schiene zu grösseren
Verspätungen.
- 5.3.2005: Die FDP wählt den Tessiner Nationalrat Fulvio Pelli
mit deutlichem Mehr zu ihrem neuen Parteipräsidenten. Pelli möchte die
FDP als Partei der Zukunft, des Fortschritts und der Erneuerung
profilieren und wendet sich gegen das "Sonderfalldenken".
- 6.3.2005 Ein vertraulicher Bericht der nationalrätlichen
Geschäftsprüfungskommission (GPK) vergleicht die Anwendung der
Ausschaffungshaft für abgewiesene Asylbewerber in den Kantonen
Genf, Schaffhausen, Wallis und Zürich. Gemäss der SonntagsZeitung
kommt der Bericht zum Schluss, dass die konsequente Anwendung der
Ausschaffungshaft (Zürich) vor allem viel kostet, aber weniger
bringt als eine zurückhaltende Anwendung (Genf).
- 7.3.2005: Der Nationalrat schliesst sich einer Forderung aus der
Jugendsession 2003 an und will das Tragen von Symbolen, die
"gleichzeitig gewaltverherrlichend, rassendiskriminierend und
extremistisch sind" unter Strafe stellen. Solche Verbote gibt es
bis heute erst in Deutschland und Österreich, es gibt aber Bestrebungen,
sie EU-weit einzuführen.
- 8.3.2005 CVP-Nationalrätin Thérèse Meyer-Kaelin aus
Estavayer-Le-Lac FR wird am Tag der Frau als siebte Frau zur
Präsidentin des Nationalrats und damit zur höchsten Schweizerin gewählt.
Sie löst den schwer erkrankten Jean-Philippe Maitre ab.
- 14.3.2005: Ein Brandanschlag auf die Synagoge von Lugano löst
in der ganzen Schweiz Bestroffenheit aus. Politiker befürchten
eine Zunahme des Antisemitismus. Später stellt sich
allerdings heraus, dass der Täter ein geistesgestörter Einzelgänger ist.
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- 3.3.2005: Der amerikanische Milliardär Steve Fosset fliegt mit einem
Kleinflugzeug als erster in 67 Stunden non-stop um die Welt, ohne
zwischenzulanden oder aufzutanken und überbeitet damit den bisherigen
Weltrekord im Langstreckenfliegen von 19300 km aus dem Jahr 1962 (B-52).
- 4.3.2005: Auf dem Weg zum Flughafen wird der italienische
Geheimdienstoffizier Nicola Calipari im Irak von US-Soldaten
erschossen. Damit endet die Freilassung der Journalistin Giuliana
Sgrena aus Geiselhaft tragisch und sorgt für Verstimmung zwischen
Italien und den USA. Calipari erhält ein Staatsbegräbnis.
- 7.3.2005: Boeing-Chef Harry Stonecipher
(69), im Dezember 2003 aus der Pension zurückgeholt, weil sein
Vorgänger Phil Condit über verbotene Preisabsprachen mit dem Pentagon
gestolpert ist, wird wegen einer ausserehelichen Beziehung zu einer
Managerin im Konzern fristlos entlassen. Stonecipher, ein Hauptaktionär,
verliert auch seinen Sitz im Verwaltungsrat.
- 8.3.2005: Russland meldet den Tod des früheren tschetschenischen
Präsidenten und Rebellenführers Aslan Maschadowy.
- 20.3.2005: Unregelmässigkeiten bei den Parlamentswahlen in
Kirgistan führen zu Demonstrationen, Massenverhaftungen und
schliesslich zum Sturz des Präsidenten Askar Akajew.
- Ende März öffnet die Weltausstellung in Aichi (Japan). Die
Schweiz inszeniert sich mit einem 9m hohen Berg, Alpenblumen und
Kuhglocken, zeigt aber auch moderne Hochtechnologie. Auf Selbstironie
wird diesmal bewusst verzichtet. Die Japaner selbst setzen auf
Roboter.
Im Rahmen der Weltausstellung wird dem
Institut Eawag/Sandec für Wasserforschung der ETH der Sonderpreis
"Energy Globe Award" für die Entwicklung von
Sodis verliehen.
Solar Water Disinfection ist eine Methode, verkeimtes Wasser
mit einfachen PET-Flaschen und Sonnenlicht trinkbar zu machen.
- 30.3.2005 Nach wochenlangem Gezerre vor den Gerichten, in das
sich auch Politiker kräftig eingemischt haben, entscheidet das oberste
US-Bundesgericht endgültig, dass der Ehemann von Terri Schiavo,
einer Frau, die seit Jahren im Koma liegt und nur noch künstlich am Leben
erhalten wird, das Recht hat, von den Ärtzen die Abschaltung der
lebenserhaltenden Maschinen zu verlangen. In der Begründung werden
Präsident Bush und republikanische Politiker mit scharfen Worten
daran erinnert, dass sie sich gefälligst an die von der Verfassung
vorgesehene Gewaltenteilung zwischen Gesetzgebung, Regierung und
Gerichten zu halten hätten. Umfragen unter der Bevölkerung zeigen,
dass sogar 2/3 der republikanischen Wähler gegen die künstliche
Lebensverlängerung um jeden Preis sind und das Kochen dieser
politischen Suppe degoutant finden. Terry Shivo stirbt tags darauf
eines natürlichen Todes.
Die amtliche Obduktion ergibt, dass das Gehirn der Komapatientin
mit 615 g nur noch etwa halb so gross war wie normal und dass
Schiavo aufgrund der nicht heilbaren Hirnschädigung blind war
und ihre Umwelt auch sonst nicht mehr wahrgenommen hat.
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April 2005 |
- 1.4.2005: In der Schweiz läuft die 5-jährige Übergangsfrist zum
Verbot von Geldspielautomaten ab. Erlaubt sind nur noch
Geschicklichkeitsspiele, diese sind aber, wie sich schnell zeigt,
wesentlich weniger attraktiv. Die Geldspielautomatenindustrie entlässt
Hunderte von Mitarbeitern.
- 4.4.2005: In Röschenz BL eskaliert der Konflikt zwischen Bischof
Kurt Koch und dem beim Volk beliebten Pfarrer Franz Sabo.
- 10.4.2005: Hans Hollenstein (CVP) setzt sich im 2. Wahlgang
bei der Regierungsrats-Ersatzwahl im Kanton Zürich mit 65% überdeutlich
gegen Bruno Heinzelmann (SVP) durch. Der ursprüngliche SVP-Kandidat
Toni Bortoluzzi hat nach dem 1. Wahlgang entnervt das Handtuch geworfen.
Die SVP muss damit in den Stammlanden des harten Blocher-Flügels der SVP
eine herbe Schlappe einstecken und ist nur noch mit einem Sitz in der
Kantonsregierung vertreten. Dies wird als "Wink des Stimmvolks mit
dem Zaunpfahl" verstanden. Der CVP-Sieg ist umso bemerkenswerter,
als Hollenstein im Wahlkampf auch zu unangenehmen Botschaften wie
Steuererhöhung gestanden ist.
- 14.4.2005 Die Generalversammlung der Nestlé-Aktionäre wählt
mit den Stimmen von Pensionskassenvertretern, die sich nicht an
ihre Mandate halten, und gegen den Widerstand der Kleinaktionäre
Nestlé-Chef Peter Brabeck auch zum Verwaltungsratspräsidenten.
Post-Finance-Chef Jürg Bucher zieht am. 5. Mai die Konsequenzen
aus seinem Abstimmungsverhalten und kündigt seinen Rücktritt aus dem
Stiftungsrat der Pensionskasse der Post an.
Das Doppelmandat gilt in fortschrittlichen Finanzkreisen als schlechte
Lösung, der Schweizer Industriellen-Filz scheint diese Tradition
aber ungeachtet der internationalen Trends und der öffentlichen
Kritik nicht kampflos aufgeben zu wollen. Nestlé gehört zwar nach
wie vor zu den stärksten Nahrungsmittelkonzernen, ist aber vom
französischen Konkurrenten Danone überholt worden, seit Brabeck
am Ruder ist.
- 28.4.2005: Durchschlag im Lötschberg-Basistunnel: ein wichtiger
Meilenstein zur Realisierung der ersten "Neuen Eisenbahn
Alpen-Transversale" (NEAT). Der 34,6 km lange Eisenbahntunnel
soll im Dezember 2007 mit modernster Bahntechnik
(Führerstands-Signalisierung nach ETCS Level 2) ausgerüstet in Betrieb
gehen.
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- 2.4.2005: Papst Johannes Paul II.,
ist nach schwerer Krankheit gestorben.
Der Medienpapst aus Polen blieb bis zuletzt am Fernsehen präsent.
Politiker aus aller Welt und vor allem die Medienleute, die ihm schon
zu Lebzeiten aus der Hand gefressen haben, zeichnen ein einhellig
positives Bild seines Pontifikats. Dabei wird kaum erwähnt, dass der Papst
in seiner Hauptfunktion als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche
sich vor allem als Bremser und Verhinderer von Reformen profiliert hat.
Zu seinem Nachfolger wird am 19.4.2005 Kardinal Ratzinger,
der konservative Hüter "über den rechten Glauben" gewählt.
Er nimmt den Namen Benedikt XVI. an.
Die deutsche Bild-Zeitung titelt: "Wir sind Papst!"
Gemäss einer Isopublic-Umfrage des Sonntags-Blick wünschen sich auch die
noch nicht aus der Kirche ausgetretenen Schweizer Katholiken dagegen
vom neuen Papst in den innerkirchlichen Schlüsselfragen Sexualmoral,
Zölibat und Zulassung von Frauen zum Priesteramt grossmehrheitlich eine
modernere Haltung.
- 4.4.2005: Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider
tritt aus der von ihm jahrelang geprägten Freiheitlichen Partei
aus und gründet das Bündnis Zukunft Österreich.
- 6.4.2005: Fürst Rainier III. von Monaco stirbt im Alter von
81 Jahren. Er hat den Zwergstaat erfolgreich zum Spielcasino und
zur Steueroase für die Superreichen Europas gemacht. Die Nachfolge
tritt Sohn Albert an.
- 7.4.2005: Indien und Pakistan auf Entspannungskurs: Erstmals seit
der Unabhängigkeit vor knapp 60 Jahren werden direkte Busverbindungen
zwischen den rivalisierenden Staaten zugelassen.
- 8.4.2005: Im US-Bundesstaat Virginia wird erstmals ein Spammer
(Absender von massenhaften unerwünschten Werbe-e-Mails) zu einer hohen
Haftstrafe verurteilt. Es bleibt zu hoffen,
dass dieses Urteil abschreckende Wirkung zeigt, bevor das Medium e-Mail
unbenützbar geworden ist, weil man seine echten Mails in der Spamflut
nicht mehr findet.
- 11.4.2005 Fanatische chinesische Studenten und Jugendliche protestieren in Peking
und anderen chinesischen Großstädten lautstark gegen ein neues japanisches
Schulbuch, das die Kriegsverbrechen der japanischen Armee im 2. Weltkrieg verharmlost.
Die chinesische Regierung, die sonst jede Demonstration unterdrückt, toleriert die
zum Teil massiven Ausschreitungen gegen japanische Einrichtungen stillschweigend.
Beide Seiten tun sich offensichtlich schwer damit, ihre dunkle Vergangenheit aufzuarbeiten.
- 20.4.2005: Das Parlament des Andenstaates Ecuador setzt nach
Massenprotesten Staatspräsident Lucio Gutierrez ab.
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Mai 2005 |
- 2.5.2005: In der neusten Pisa-Studie
(Programme for International Student Assessment) schneiden die Schüler
am Ende der obligatorischen Schulzeit in den Kantonen Fribourg,
St. Gallen, Thurgau und Wallis statistisch signifikant [klar
nachweisbar] besser ab ab als in anderen Kantonen. Das wichtigste
Ergebnis bringen die Medien, da politisch brisant, zunächst nur im
Kleingedruckten: Die soziale und kulturelle Herkunft hat einen
weit grösseren Einfluss auf die Leistung der SchülerInnen als
alle Unterschiede in den Schulsystemen und alle Reformen, die
in der Schule selbst ansetzen.
Insbesondere werden die Resultate des internationalen Vergleichs
beim kantonalen Vergleich klar bestätigt: Staaten bzw. Kantone,
die alle Schüler möglichst lange in den gleichen Klassen zusammen
halten, findet man genauso an der Spitze (Finnland) wie am Schluss
(Schweden, Tessin). Dasselbe gilt auch für solche, die früh und
streng nach Leistungsniveaus trennen (Spitzenleistungen: Korea,
mässig: USA).
Immerhin gibt es eine kleine Feinheit zu beachten: das Tessin erreicht
mit dem Verzicht auf strenge Selektion und mit früher Einschulung ein
ausgeglicheneres Resultat, allerdings auf tieferem Niveau, als Kantone
mit starker Selektion.
Im europäischen Vergleich gehört die Schweiz in Mathematik und
Naturwissenschaften zur Spitze, beim Lesen (und Verstehen) gibt
es aber grosse Defizite. Die Erklärung dafür liefert der Vergleich
zwischen den Kantonen bzw. Staaten, wenn man deren Ausländeranteil
berücksichtigt: Die Schweiz hat mit 20% der Gesamtbevölkerung mit
Abstand den höchsten Ausländeranteil (in den Schulen gewisser
Stadtquartiere sind es sogar über 80%), gefolgt von Deutschland (10%),
Österreich (9%), den USA (7%), Frankreich (6%) und Kanada (5%).
Finnland (2%), Japan (1%) und Korea (0,3%) haben dagegen sehr
wenige Ausländer. Finnland, Korea, Kanada und Japan liegen vor
der Schweiz, die anderen Staaten beim Lesen hinter der Schweiz,
auffallend nach Ausländeranteil geordnet.
Dem entsprechen innerhalb der Schweiz die besseren Resultate der
ländlich geprägten Kantone mit tieferem Ausländeranteil.
Es erstaunt nicht, dass Immigrantenkinder mehr Mühe mit der Sprache
haben als Eingeborene und dass sie in der Mathematik vergleichsweise
besser mithalten können: dümmer sind sie ja nicht, es fehlt nur die
Übung in der Landessprache. Angesichts des aussergewöhnlich hohen
Ausländeranteils machen die Schweizer Schulen ihren Job also sehr gut.
Aber man könnte natürlich noch besser werden. Ansetzen müsste man somit
bei gezielter und früherer Sprachförderung (schon vor dem Kindergarten).
Laut Hans Ulrich Stöckling, Präsident der Schweizerischen
Bildungsdirektorenkonferenz, zahlt die Schweiz jetzt für die Sünden
ihrer Einwanderungspolitik im letzten Jahrhundert. Damals rief man
billige, schlecht ausgebildete Arbeitskräfte und tat lange zuwenig für
die Integration ihrer Kinder.
Im Dezember 2005 startet eine TV-Show, in der Teams aus allen Kantonen,
die von Prominenten aus Sport und Showbiz angeführt werden, typische
PISA-Tests lösen müssen und so um den Titel des "schlausten
Kantons" kämpfen.
- 12.5.2005: Der Bundesrat kündigt erneut einen Umbau der
Verteidigungpolitik an: Raumsicherung und Friedenspolitik sollen zulasten
der klassischen Armee mehr Gewicht bekommen.
- 18.5.2005: In einem Interview mit der "Neuen Luzerner Zeitung"
fordert Dominique Biedermann, Direktor der Anlagestiftung Ethos,
dass auch in der Schweiz wie in England die Aktionäre einer Firma über
die Löhne der Topmanager entscheiden. Biedermann hält die exorbitanten
Löhne einiger Schweizer Topmanager nicht nur für ein moralisches, sondern
auch für ein wirtschaftliches Problem, weil dadurch die Unternehmen
geschwächt würden.
- 18.5.2005: Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie
und Energie (UVEK) veröffentlicht einen Expertenbericht zum Alpentransit.
Die Experten bezeichnen die vom Verein Alpeninitiative vorgeschlagene
Internetbörse für alpenquerende Lastwagenfahrten als «geeignet,
das Verlagerungsziel auf effiziente und nicht diskriminierende Weise
zu erreichen». Die Variante «Slotmanagement mit
dynamischer Preisgestaltung» könnte sogar ohne Verhandlungen mit
der EU eingeführt werden, wäre aber nur an Spitzentagen wirksam bzw.
falls das Verkehrsaufkommen allgemein stark ansteigt.
- 24.5.2005: Der grösste Schweizer Stromkonzern Axpo schlägt in der
Studie "Stromperspektiven 2020" den Bau eines neuen
Kernkraftwerks vor. Während die SVP die Pläne begrüsst, hagelt es
Kritik von SP und Umweltverbänden.
In der Vorwoche hat Walter Steinmann, Chef des Bundesamts für Energie,
dagegen die seit 1990 geltende Bundesratsmeinung erneut bekräftigt,
dass die Atomkraftwerke nach ihrer Stillegung durch Gaskraftwerke ersetzt
werden sollen. Nicht so richtig ernst nehmen mag man die Kritik von
Rolf Büttiker (FDP), Atel-Verwaltungsrat und Präsident der ständerätlichen
Energiekommission, Steinmanns "nicht durchdachter" Vorschlag
laufe der Klimapolitik zuwider - denn die FDP torpediert ja bekanntlich
alle griffigen Klimaschutzinstrumente.
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- 2.5.2005: Die Untersuchung eines schweren Eisenbahnunglücks von
Ende April in Japan bringt an den Tag, dass Pünktlichkeitswahn
und systematische Erniedrigung von Mitarbeitern, die Unpünktlichkeiten
verursachen, die eigentliche Ursache für den Tod von 107 Menschen sind:
Der Lokführer war im Juni 2004 für eine kleine Verspätung während
13 Tagen in eine "Nacherziehung" gesteckt worden und
versuchte nun, eine lächerliche Verspätung von 90 Sekunden durch
überhöhte Geschwindigkeit aufzuholen, um sich eine erneute Demütigung
zu ersparen. Ein anderer Lokführer hat sich im Herbst 2001 nach 3
Tagen "Nacherziehung" wegen 60 Sekunden Verspätung erhängt.
Nicht berichtet wurde, ob die verantwortlichen Manager nun wegen
fahrlässiger Tötung vom Staat nacherzogen werden.
- 5.5.2005: Der britische Premierminister Tony Blair gewinnt mit
der Labour-Partei die Parlamentswahlen klar und wird damit für eine dritte
Amtszeit bestätigt.
- 12.5.2005: Der Deutsche Bundestag stimmt der EU-Verfassung mit grosser
Mehrheit aus allen Fraktionen zu.
- 12.5.2005: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg
stellt im Prozess der Türkei gegen den Kurdenführer Abdullah Öcalan
zahlreiche Menschenrechtsverletzungen fest. Die Türkei untersteht als
Mitglied des Europarats der Europäischen Menschenrechtskonvention und
muss den Prozess gegen Öcalan nun neu aufrollen.
- 13.5.2005: Massaker in Usbekistan: Die Armee schiesst bei
Unruhen in der Stadt Andischan mehr als 700 Menschen nieder.
Die Art und Weise, wie die autoritäre Regierung
Islam Karimov ausländische Journalisten gängelt, die sich für
Hintergründe interessieren, erinnert so verzweifelt an die Methoden aus
der Zeit des Kalten Krieges, dass sich der Umkehrschluss geradezu
aufdrängt: Dieses Regime hat etwas zu verbergen.
- 18.5.2005: An der Generalversammlung der Deutschen Bank weist CEO
Josef Ackermann die heftige Kritik an der Streichung von 6400
Stellen zurück, die er zusammen mit einem Milliardengewinn angekündet
hat. Ackermann wirft der SPD-Regierung vor, dem Wirtschaftsstandort
Deutschland zu schaden. Besonders sauer ist ihm aufgestossen, dass der
SPD-Vorsitzende die Masslosigkeit der Manager bei ihren Lohnansprüchen
mit der Gefrässigkeit von Heuschrecken verglichen hat, die immer wieder
ganze blühende Landstriche kahlfressen. Beschämend seien solche Sprüche.
"Aber ist nur das beschämend? Ist es
nicht auch die Selbstgefälligkeit, mit der einige Topmanager in der
Öffentlichkeit auftreten? Wer Millionengehälter ungerührt als völlig
marktkonformen Lohn und Massenentlassungen zur Gewinnmaximierung im
besten Fall als «schmerzhaft, aber unumgänglich» bezeichnet,
der darf sich nicht wundern, wenn er auf wenig Verständnis, ja sogar
auf offene Ablehnung stösst." (Karl Fischer, Kommentar in der
Neuen Luzerner Zeitung vom 19.5.2005)
Im Dezember geht der Konflikt um die Bedeutung des Begriffs
Verantwortung mit der Wiederaufnahme des
Prozesses um die Mannesmann-Abfindungen
in eine neue Runde.
- 18.5.2005: Die US-Soldatin Sabrina Harman wird für ihre
Beteiligung am Folterskandal im Gefängnis Abu Ghraib (Irak) zum
unehrenhaften Ausschluss aus der Armee und zu sechs Monaten Haft verurteilt.
Das Strafmass bleibt damit wesentlich tiefer als für den Unteroffizier
Charles Graner, der bereits früher zu zehn Jahren Haft verurteilt
worden ist.
Im Oktober wird schliesslich Lynndie England
zu drei Jahren Haft verurteilt. Ungeklärt und ungesühnt bleibt die
Rolle der obersten Militärführung und der US-Regierung im Folterskandal
von Abu Ghoreib. Insbesondere sträubt sich die US-Regierung bis Ende Jahr
gegen ein klares Folterverbot in der US-Armee, obwohl die USA dazu längst
völkerrechtliche Verpflichtungen eingegangen sind.
- 22.5.2005: Nach der Wahlschlappe bei den Landtagswahlen in
Nordrhein-Westfalen, einer traditionellen SPD-Hochburg, ergreift
der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder die Flucht nach vorne
und kündet vorgezogene Bundestagswahlen
für den Herbst an.
- 29.5.2005: Frankreich lehnt die EU-Verfassung mit 55% Nein ab und
versetzt die EU-Politiker damit in einen Schock. Dabei geht es den
meisten Gegnern nicht nur um die Verfassung bzw. ihre neoliberale
Grundausrichtung selbst, sondern mindestens ebenso darum, der
französischen Regierung einen Denkzettel zu verpassen. Präsident
Jacques Chirac entlässt die Regierung von Jean-Pierre Raffarin
und beauftragt Dominique de Villepin mit der Bildung einer neuen
Regierung.
- 29.5.2005: Die britische Zeitung Independent deckt auf,
dass in ein Leck in der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Sellafield
während Monaten unentdeckt geblieben ist. Der Vorfall wird von der
Internationalen Atomenergiebehörde IAEA als "ernst" eingestuft.
Sellafield sorgt immer wieder durch wenig umweltbewussten Umgang mit
radioaktivem Material für Schlagzeilen.
- 31.5.2005: Der während der überstürzten Privatisierung von russischen
Staatsbetrieben in der Ära Jelzin (1990-er Jahre) reich gewordene
"Oligarch" Michael Chodorkowski wird in einem politischen
Scheinprozess zu neun Jahren Arbeitslager verurteilt. Präsident Putin
macht damit klar, dass die russische Führung weit davon entfernt ist,
demokratische Verhältnisse nach westlichen Massstäben einzuführen.
Im Westen mag sich allerdings auch niemand für die schamlosen
neureichen Abzocker einsetzen.
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Juni 2005 |
- 5.6.2005: In der Volksabstimmung werden sowohl der Beitritt der
Schweiz zu den Abkommen von Schengen und Dublin (Wegfall der systematischen
Grenzkontrollen und verstärkte internationale Zusammenarbeit der Polizei)
als auch das
Partnerschaftsgesetz
für homosexuelle Paare klar angenommen.
- 9.6.2005: Halbjahresbilanz von Bahn 2000: Seit dem Fahrplanwechsel vom
Dezember 2005 verzeichnen die SBB eine Zunahme von 7,5% im Personenfernverkehr,
auf der Strecke Zürich-Bern, die von den Neubauten am meisten profitiert,
sind es sogar +11%. Die Passagierzunahme fällt allerdings geringer aus,
als die Angebotserweiterung (12% mehr Züge, 14% mehr Zugskilometer).
Fahrplanstabilität und Pünktlichkeit sind - trotz zweier spektakulärerer
Grossereignisse - insgesamt sehr hoch.
- 9.6.2005: Laut einer Studie sind zwei Drittel von 40000 Schweizer
Wirtschaftsstudenten vor allem an einem fetten Lohn interessiert,
das Engagement für den Job an sich hält sich in engen Grenzen.
Angesichts solcher Befunde fragen sich immer mehr Aktionäre,
welchen Gegenwert sie für die munter steigenden Managerlöhne erhalten.
- 10.6.2005: Der Bundesrat setzt das Mindestalter für Frühpensionierungen
in Verordnungen zum BVG auf 58 Jahre fest. Mit der Erhöhung sollen
vor allem Steuerschlupflöcher gestopft werden. Betroffen dürften vor
allem vermögende Personen sein, die sich eine so frühe Pensionierung
überhaupt leisten können.
- 17.6.2005: Aus Basel wird der erste Schweizer Fall von "Happy
Slapping" gemeldet: Jugendliche verprügeln gleichaltrige und
filmen das Verbrechen mit dem Kamerahandy, um sich damit zu brüsten.
Die Behörden wollen nun gegen Gewaltvideos auf Handys konsequent
durchgreifen.
- 18.6.2005: An der Gay Pride 2005 in Luzern wollen Homosexuelle
sich mit friedlichen Aktionen als "ganz normale Menschen"
darstellen. Der Luzerner Stadtpräsident hält eine Eröffnungsrede,
die Landeskirchen veranstalten einen ökumenischen Gottesdienst.
Die Gegendemonstration konservativer Katholiken fällt
beinahe exotischer aus.
- 22.6.2005: Blackout bei der SBB.
Wegen einer Autobahnbaustelle
wird die Verbindung zwischen den SBB-eigenen Kraftwerken im
Gotthardgebiet und dem Mittelland von drei auf eine Leitung reduziert,
ohne dass Kompensationsmassnahmen getroffen und Notfallszenarien
vorbereitet werden. Dabei wurde das Kraftwerk Amsteg für Bahn 2000
eigens ausgebaut, um Lastspitzen im Knoten Zürich decken zu können,
die Bedeutung der abgeschalteten Leitungen hätte den zuständigen
Stellen also bekannt sein müssen.
Während der abendlichen Verkehrsspitze an diesem heissen Sommertag
(Klimaanlagen!) wird die letzte Verbindung wegen einer kurzzeitigen
Überlast automatisch abgeschaltet, darauf bricht innert Minuten die
Bahnstromversorgung in der ganzen Schweiz zusammen. Zehntausende
von PendlerInnen bleiben z.T. auf offener Strecke stecken.
Der Wiederaufbau des Netzes erfolgt innert weniger Stunden - dass
Energiefachleute dies eine hervorragende Leistung nennen, ist für die
gestrandeten Passagiere ein schwacher Trost.
Ursachenanalyse (SBB)
- 22.6.2005: Bundesrat Couchepin präsentiert Vorschläge zur Sanierung
der stark defizitären Invalidenversicherung IV. Der Bundesrat will
die Zahl der Neurenten durch eine verbesserte Wiedereingliederung
in das Erwerbsleben um 20% senken und die Lohnabzüge um 0,1% sowie
die Mehrwertsteuer um 0,8% erhöhen. Die bürgerlichen Parteien üben
sich in Kritik, haben aber keine Alternativen anzubieten.
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- 1.6.2005: Die neue EU-Verfassung wird in den Niederlanden mit 62% : 38%
noch wuchtiger verworfen als drei Tage zuvor in Frankreich. Der
Ratifizierungsprozess für die EU-Verfassung wird danach auf Eis gelegt.
- Simbabwes Diktator Robert Mugabe lässt mitten in der kalten
Jahreszeit auf der Südhalbkugel während Wochen systematisch
zehntausende von Hütten in den Armutsvierteln der Großstädte
zerstören. Die einheimischen Medien hat er längst
mundtot gemacht, ausländische Journalisten dürfen aus dem im Namen
der Befreiung vom Kolonialismus total heruntergewirtschafteten Land
nicht berichten.
Da Mugabe bei afrikanischen Politikern immer noch viele Sympathien
geniesst, schauen auch die westlichen Politiker lieber weg.
- 7.6.2005: Nachdem der Kanton Luzern den Architekturwettbewerb für
ein Uni-Gebäude abgebrochen hat, will Wettbewerbssieger Valerio
Olgiati diesen Entscheid vor Verwaltungsgericht anfechten. Dem
Projekt war aus der Bevölkerung massiver Widerstand erwachsen,
zudem wachsen die Studentenzahlen rascher als erwartet.
- 10.6.2005: Oskar Lafontaine und Gregor Gysi stellen
im Blick auf die deutschen Bundestagswahlen ein Linksbündnis vor,
dass die von den Reformen der rot-grünen Regierung Schröder enttäuschten
Wähler abholen soll. Lafontaine, ehemals Parteipräsident der SPD, ist
anfangs Mai aus der SPD ausgetreten.
Die neue Linkspartei wird am 13.6.2005 formell gegründet und jagt in
der Folge der SPD bei den
vorgezogenen Neuwahlen
so viele Stimmen ab, dass die rot-grüne Koalition nicht mehr
regierungsfähig ist und durch eine schwarz-rote Koalition abgelöst wird.
- 11.6.2005: Nach 157 Tagen in Geiselhaft wird die französische
Journalistin Florence Aubenas von irakischen Extremisten freigelassen.
- 13.6.2005: In Italien scheitert das von Frauen aus allen Parteien
getragene Referendum gegen das restriktive Bioethik-Gesetz an mangelnder
Stimmbeteiligung, obwohl das Gesetz laut Umfragen von bis zu 85% der
Bevölkerung abgelehnt wird. Da in Italien ein Referendum nur gültig ist,
wenn die Stimmbeteiligung mindestens 50% beträgt, hatte der Vatikan
erfolgreich zum Boykott aufgerufen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes
Anfang 2004 weichen unfruchtbare Paare ins Ausland, insbesondere in
die Schweiz aus.
- 13.6.2005: Popstar Michael Jackson wird mangels Beweisen
von einem Geschworenengericht vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs
von Kindern frei. Nach dem Prozess setzt sich Jackson in den Nahen
Osten ab und gelobt, zu seinen kleinen Fans auf mehr Distanz zu gehen.
- 16.6.2005: Das Arbeitsgericht Wuppertal erklärt einen grossen
Teil des Arbeitskodex der US-Detailhandelkette Wal-Mart für rechtswidrig.
Es geht insbesondere um Vorschriften, die "sexuell deutbare
Kommunikation jeder Art" zwischen Angestellten verbieten. Wieder
einmal zeigen sich massive kulturelle Unterschiede zwischen Europa und
den USA, wo solche Vorschriften gang und gäbe sind (man erinnert
sich an den Fall Stonecipher).
In Deutschland nimmt mittlerweile etwa jede dritte Ehe im Berufsleben
ihren Anfang ...
- 24.6.2005: Der populistische, ultrakonservative Hardliner
Machmud Achmadi-Nedschad gewinnt die Präsidentenwahl im Iran
mit deutlichem Vorsprung auf den ehemaligen Präsidenten
Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. Achmadi-Nedschad zeigt sich
im Atomstreit mit dem Westen unnachgiebig und fällt durch antisemitische
Hassreden auf: Im Oktober fordert er die Vernichtung Israels und im
Dezember leugnet er den
Holocaust
und schlägt vor, die Europäer sollten doch in Europa einen jüdischen Staat
schaffen. Selbst namhafte arabische Politiker distanzieren sich.
Im Karikaturenstreit von Anfang 2006 schlägt Achmadi-Nedschad vor,
europäische Zeitungen sollten mit Karikaturen zum Holocaust ihre
Ernsthaftigkeit bezüglich Meinungsfreiheit beweisen sollten.
- 29.6.2005: Die EU beschliesst, mit der Türkei Beitragsverhandlungen
zu führen, lässt dabei aber ausdrücklich offen, ob am Ende des Prozesses
die Vollmitgliedschaft stehen wird. Das offizielle
Verhandlungsmandat
wird am 3.10.2005 nach einigem Gezerre verabschiedet.
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Juli 2005 |
- 8.7.2005 Der Zuger Nationalrat Josef Lang bezeichnet nach dem
Terroranschlag von London die vom Bundesrat in der Vorwoche genehmigte
Lieferung von 180 alten Schützenpanzern der Schweizer Armee in den Irak
(zur Ausrüstung der Polizei) als unnötiges Risiko. Das Geschäft wird
kontrovers diskutiert, zieht sich in die Länge und scheitert schliesslich,
weil die Käufer nicht ewig warten wollen.
Es wird auch bekannt, dass eine frühere Lieferung an arabische Staaten
entgegen abgegebener Garantien zu Kriegszwecken eingesetzt wurde.
Im Herbst verkündet Bundesrat Schmid einen generellen Kurswechsel:
In Zukunft soll ausgedientes Kriegsmaterial entweder verschrottet oder
in die Ursprungsländer zurückgeschoben werden.
- 15.7.2005: Die Zürcher Regierung vollzieht eine abrupte Kehrtwendung
und lässt das mühsam zwischen den Kantonen ausgehandelte Abkommen über
die Koordination und Konzentration der Spitzenmedizin platzen.
Statt der vorgesehenen Verteilung auf 5 Spitäler fordert Zürich eine
Konzentration auf nur noch zwei Zentren - eines in Zürich und eines
in der Westschweiz.
Gleichzeitig wird das Mitte Juni nach einer tödlichen Verwechslung
bei einer Operation verhängte Moratorium für Herztransplantationen
in Zürich aufgehoben.
Die übrigen Kantone werfen Zürich Arroganz und Egoismus vor.
- 22. 7.2005: Dogu Perincek, Chef der türkischen Arbeiterpartei,
bezeichnet an einer Feier in Zürich zum 82. Jahrestag des Lausanner
Vertrags den türkischen Völkermord an den Armeniern als Lüge. Die
Zürcher Behörden ermitteln wegen Verstoss gegen das Anti-Rassimus-Gesetz.
Am 25.7. kritisiert der türkische Aussenminister Abdullah Gül
in der Zeitung Hürriyet die Schweiz. Weiterhin offen ist das
Verfahren gegen türkischen Historiker Yusuf Halacoglu in ähnlicher
Sache. Es zeichnet sich ab,
dass der Weg der Türkei nach Europa noch lang und steinig ist,
obwohl er in beiderseitigem Interesse liegt.
- 25. Juli 2005: Ein in Slowenien geborener Braunbär überquert
die Schweizer Grenze und hält sich einige Tage gut beobachtbar
in der Nähe des Ofenpasses auf, bevor er nach Österreich weiterzieht.
"Unser Bär" avanciert zum Liebling der Nation. Der letzte in
der Schweiz frei lebende Bär war 1923 gesichtet worden.
- 31.7.2005: Der langjärige Vizekanzler und souveräne Bundesratssprecher
Achille Casanova tritt nach 24 Amtsjahren im Alter von 64 in
den Ruhestand, nimmt aber gleichzeitig das Teilzeitamt des Ombudsmanns
von Radio und Fernsehen DRS an. Anlässlich der Ankündigung am 13.1.2005
bedauert Casanova ausdrücklich "die politische Entwicklung hin
zu den Extremen".
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- 2.7.2005: Unter dem Titel "Live-8" veranstalten der Popmusiker
Bob Geldof und weitere Superstars weltweit Konzerte und appellieren
damit an die Politiker der reichsten Länder (G8-Nationen), den ärmsten
Entwicklungsländern die Schulden zu erlassen.
- 7.7.2005: Vier junge in Leeds (England)
aufgewachsene Muslime aus pakistanischen Einwandererfamilien,
die als unauffällig beschrieben wurden, verüben koordinierte
Sprengstoffanschläge auf die Londoner
U-Bahn und einen Doppeldecker-Bus.
- 8.7.2005: Am G8-Gipfeltreffen in Gleneagles (Schottland)
versprechen die Staats- und Regierungschefs der reichsten Länder eine
Verdoppelung der Entwicklungshilfe und einen Schuldenerlass von
40 Mrd $ für die 18 ärmsten Länder. Darüber hinaus soll der Zugang zu
Aids-Therapien erleichtert werden und eine Friedenstruppe für Afrika
aufgebaut werden. Auch der Wiederaufbau in Palästina soll mit 3 Mrd $
zusätzlich gefördert werden. Beim Klimaschutz reicht es dagegen nur
für eine unverbindliche Erklärung, die USA verhindern jede verpflichtende
Übereinkunft.
- 8.7.2005: Die US-Reporterin Judith Miller wird in Beugehaft
genommen, weil sie sich weigert, ihre Quelle für einen pikanten Artikel zu
nennen, der die Bush-Administration in leichte Bedrängnis bringt.
Ein Aufschrei der Öffentlichkeit bleibt aus.
Einige Wochen später kommen zudem Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Miller auf.
- 8.7.2005: Deutschland, Indien, Japan und Brasilien bringen einen
gemeinsamen Entwurf zur Erweiterung des UNO-Sicherheitsrates in die
UNO-Generalversammlung ein.
Die Sache verläuft jedoch vorerst im Sand, nicht zuletzt deshalb, weil
auch anderen Regionen Ansprüche erheben. So fordert die Afrikanische
Union zwei ständige Sitze.
- 8.7.2005: Peter Hartz tritt als Personalchef des VW-Konzerns
zurück, nachdem er im Korruptionsskandal um "Lustreisen" für
Betriebsräte (Arbeitnehmervertreter) angegriffen worden ist. Er weist
aber gleichzeitig Vorwürfe zurück, das Unternehmen habe die Betriebsräte
"gekauft". Hartz hat im Auftrag von Bundskanzler Gerhard Schröder
die nach ihm benannten Arbeitsmarktgesetze entworfen, die letztlich auch
zur Abwahl der rot-grünen Koalition führen.
- 11.7.1995: Massaker von Srebrenica. 10 Jahre danach sind die
Hauptverantwortlichen, der politische Führer der bosnischen Serben
Radovan Karadzic und General Ratko Mladic immer noch auf freiem Fuss.
- 23.7.2005 Ein Terroranschlag im ägyptischen Ferienort Scharm el Sheik
fordert 88 Todesopfer.
- 23.7.2005: Ein Bombenanschlag von Al-Kaida-Terroristen im ägyptischen
Touristenzentrum Sharm al-Sheik fordert 88 Menschenleben.
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August 2005 |
- 17.8.2005: Eine Studie des Universitätsspitals Zürich zeigt, dass
die Ärzte zu wenig an HIV denken: 75% aller frischen HIV-Infektionen
werden beim ersten Arztbesuch nicht als solche erkannt.
- 18.8.2005: Die Reduktion der Promillegrenze von 0.8 auf 0.5 Promille
per 1.1.2005 zeigt Wirkung: Im ersten Halbjahr 2005 liegt die Zahl der
tödlichen Verkehrsunfälle 22% unter dem Wert des Vorjahres. Viele
Landgasthäuser jammern über einen Umsatzrückgang.
Erfinderische Wirte schaffen es allerdings, den Umsatzverlust mit
alternativen Angeboten zu kompensieren.
- 20.-22.08.2005: Unwetter in der Schweiz:
Die schwersten Regenfälle in der Schweiz
seit Beginn der Messungen vor 150 Jahren lösen zahlreiche Erdrutsche
und Überschwemmungen aus. Besonders betroffen sind die Zentralschweiz
(Entlebuch, Ob- und Nidwalden, Uri) sowie das Berner Oberland
(Brienz, Diemtigtal). Die Zufahrten nach Engelberg und Diemtigen
auf Schiene und Strasse werden weggespült und die Ortschaften
sind tagelang nur mit Helikoptern erreichbar. Während die hilflose
Untätigkeit der US-Behörden angesichts des
Hurrikans Kathrina
den Glauben vieler Amerikaner in ihr politisches System erschüttert,
bewährt sich die lokale Eigenverantwortung in der Schweiz bestens.
Die Bundesräte Schmid und Leuenberger sind schnell vor Ort - aber
nicht von oben herab, sondern mit echter Anteilnahme und Respekt
für die Leistungen der lokalen Bevölkerung. In den Städten Thun, Bern
und Luzern sind nur einzelne Quartiere von Überschwemmungen betroffen.
Bilder und Beispiele des vorbildlichen Krisenmanagements auf
Gemeindeebene:
- 30.8.2005: Nach einem grossen Verlust beim Güterverkehr im ersten
Halbjahr kündigt SBB Cargo eine Straffung der Einzelwagen-Zustellung
an. Dabei sollen die Hälfte der Zustellpunkte gestrichen und
650 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Dass die Gewerkschaften protestieren, ist nachvollvollziehbar.
Interessant ist dagegen, dass auch aus Wirtschaftskreisen laut gejammert
wird - denn betroffen sind lediglich 3% der transportierten Mengen,
also diejenigen Standorte, wo die Dienstleistung der Bahn bis heute
nur sporadisch genutzt worden ist, die Fixkosten dagegen laufend
anfallen. Der Mehrverkehr auf der Strasse dürfte sich damit wohl
entgegen den von den Regionalpolitikern scheinheilig vorgebrachten
Argumenten in engen Grenzen halten. Wer
Monopole von Staatsbetrieben aufhebt und Wettbewerb fordert, sollte
sich nicht wundern, dass diese Betriebe sich marktwirtschaftlich
verhalten und bisher quersubventionierte Leistungen streichen.
Für zusätzliche Subventionen findet sich dann aber doch
nicht einmal ansatzweise eine Mehrheit.
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- 1.8.2005: Präsident Bush umgeht den Kongress und ernennt während der
Sommerferien den als Hardliner und UNO-Kritiker bekannten John Bolton
zum neuen UNO-Botschafter der USA. UNO Generalsekretär Kofi Annan
reagiert staatsmännisch und heisst den neuen UNO-Botschafter der USA
willkommen, weil er im Gegensatz zur Bush-Administration weiss,
wie wichtig es ist, Gesprächspartnern zuzuhören. Annan lässt aber
immerhin zwischen den Zeilen durchblicken, dass die USA auf Granit
beissen werden, wenn sie einfach ihre Sicht der Dinge durchsetzen wollen.
- 1.8.2005 Der südsudanesische Vizepräsident
John Garang, der nach
jahrzehntelangem Bürgerkrieg den Süden des Landes in einer Regierung
der nationalen Einheit vertritt, kommt bei einem Helikopterabsturz
ums Leben.
- 1.8.2005: Der saudische König Fahd stirbt im Alter von 84
Jahren. Nachfolger wird sein 82-jähriger Halbbruder Abdallah.
Die Erdölmärkte reagieren mit Verunsicherung und Preisanstieg.
- 1.8.2005: Der Astronom Mike Brown vom
California Institute of Technology
gibt bekannt, dass er am 31.10.2003 einen zehnten Planeten unseres
Sonnensystems entdeckt hat, der zurzeit 14,5 Mia. km von der Erde
entfernt ist. Siehe auch:
NASA.
- 16.8.2005: Frère Roger, der aus der Schweiz stammende
90-jährige Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé
(Burgund) wird von einer geistig verwirrten Frau während eines
Gottesdienstes mit einem Messer erstochen. Taizé hat vor allem
in den 1970'er und 1980'er Jahren Tausende von religiösen
Jugendlichen aus ganz Westeuropa, nach 1987 vermehrt aus Osteuropa
angezogen.
- 17.8.2005: Gegen den erbitterten
Widerstand der jüdischen Siedler beginnt die Räumung des Gazastreifens
durch Israel.
Premierminister Ariel Scharon zieht diese Aktion unbeirrt durch
und nimmt dafür selbst die Spaltung seiner Likud-Partei in Kauf.
Ob dem Abzug aus Gaza darf man aber nicht übersehen, dass im Westjordanland
nach wie vor Dutzende von israelischen Siedlungen bestehen.
- Hurrikan Katrina verwüstet New Orleans.
Präsident Bush und seine Administration ignorieren Vorwarnungen der
Hurrikan-Zentren im Vorfeld und nehmen die betroffene Bevölkerung auch nach
dem Eintreten der Katastrophe nicht ernst. Die Popularität von Präsident Bush
sinkt auf einen Tiefpunkt. Viele US-Amerikaner erkennen mit einem Male erstaunt
und betroffen, dass ihr Land eigentlich in vielen Aspekten ein Drittweldland ist.
Auch Monate nach dem Ereignis ist New Orleans weit von der Rückkehr zur Normalität
entfernt.
- Innert drei Tagen brennen in Paris zwei herunter gekommene Häuser aus,
die von Immigranten aus Afrika bewohnt werden. Wie schon im April kommen
wieder Dutzende in den Flammen um.
- 31.8.2005: Infolge einer Massenpanik kommen bei einem schiitischen
Pilgerfest in Bagdad rund Tausend Menschen um.
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September 2005 |
- 5.9.2005: Die Tessiner Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen
gegen mehrere Tessiner Immobilienhändler und den Ex-Liegenschaftenchef
der staatlichen Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA. Es
sollen gegen Bestechungungsgelder in Millionenhöhe mehrere
SUVA-Liegenschaften weit unter ihrem Wert verkauft worden sein.
SUVA-Direktor Ulrick Fricker gibt am in einem Interview
mit dem "SonntagsBlick" vom 18.9.2005 zu, dass die internen
Kontrollmechanismen versagt haben. Die Untersuchung wird auf weitere
mögliche Fälle ausgedehnt. Politisch geraten die SUVA und ihr
Verwaltungsratspräsident Franz Steinegger unter Druck.
In der Sonntagspresse vom 25.9.2005 fordern mehrere Nationalräte und
Wirtschaftsprofessor Franz Jaeger eine Überprüfung der "überholten
Strukturen" bei der SUVA, u.a. eine Verkleinerung des
Verwaltungsrates von 40 auf 9 Mitglieder, andere warnen dagegen vor
vorschnellen Überreaktionen.
Am 4.10.2005 geht das Strafverfahren an die Bundesanwaltschaft über.
- 25.9.2005: Auch in der Abstimmung zur
Erweiterung der Personenfreizügigkeit
auf die neuen EU-Staaten in Osteuropa bestätigt das Stimmvolk erneut
den eingeschlagenen europapolitischen Kurs der bilateralen Abkommen.
Der Bundesrat widersteht Forderungen von rechts, das eingefrorene
EU-Beitrittsgesuch formell zurück zu ziehen.
- 25.9.2005: Der Kanton Aargau schafft in einer Referendumssabstimmung
das Ladenschlussgesetz mit knappem Mehr (51%:49%) ersatzlos ab.
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- 6.9.2005: Nach einer 23 Stunden dauernden Monsterdebatte lehnt das
philippinische Parlament einen Misstrauensantrag gegen Präsidentin
Gloria Macapal Arroyo ab.
- 6.9.2005: Der israelische Premierminister Scharon will nach dem
Abzug aus dem Gazastreifen weitere Siedlungen auf Palästinensergebiet
erst räumen, wenn die Palästinenser Gegenleistungen erbringen.
Danach sieht es aber vorerst nicht aus, denn
in den folgenden Monaten beschiesst die palästinensische
Untergrundorganisation Hamas Israel immer wieder vom Gaza-Streifen aus
mit Raketen.
- 8.9.2005: Der ukrainische Präsident
Juschtschenko entlässt nach internen Streitigkeiten und gegenseitigen
Korruptionsvorwürfen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko.
- 8.9.2005: Der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger
legt sein Veto gegen ein vom kalifornischen Parlament mit 41:35 Stimmen
verabschiedetes Gesetz zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen ein.
Er beruft sich dabei auf eine Volksabstimmung aus dem Jahr 2000, bei
der sich 61% der Stimmberechtigten gegen Homo-Ehen ausgesprochen haben.
In den USA sind gleichgeschlechtliche Ehen bisher einzig im Bundesstaat
Massachusetts möglich.
- 9.9.2005: Hosni Mubarak lässt sich zum fünften Mal als Präsident
von Ägypten wählen. Obwohl erstmals Gegenkandidaten zugelassen sind,
steht der Wahlausgang schon im voraus fest.
- 18.9.2005: Die vorgezogenen
deutschen Bundestagswahlen enden mit dem grossen Patt:
Weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb verfügen im neuen Bundestag über eine
Mehrheit. Die kleineren Parteien haben keine Lust, sich auf eine
Ampelkoalition (Rot-Gelb-Grün) bzw. Jamaica-Koalition (Schwarz-Gelb-Grün)
einzulassen. Die Verhandlungen zur Bildung einer grossen Koalition
verlaufen aber mehr als nur harzig und werden durch parteiinterne
Machtkämpfe (CDU gegen CSU und SPD-intern) zusätzlich erschwert.
Bundeskanzler Gerhard Schröder beweist seinen mangelnden Sinn
für die Befindlichkeit der Wähler nach der knappen Wahlniederlage mit
dem zweckoptimistischen Spruch: "Ich fühle mich bestätigt.".
Am 22.11.2005 wird CDU-Chefin Angela Merkel vom neuen Parlament
zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands gewählt.
- 25.9.2005: Die katholisch-konservative Partei von
Jaroslav Kaczynski gewinnt die Parlamentswahlen in Polen.
Zwillingsbruder Lech Kaczynski wird am 23.10.2005 zum
Staatspräsidenten gewählt.
- 28.9.2005: Gegen Tom DeLay wird eine Strafuntersuchung wegen
Verstössen gegen ein Parteifinanzierungsgesetz eröffnet. DeLay muss
als Fraktionschef der Republikaner im US-Repräsentantenhaus zurück
treten.
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Oktober 2005 |
- 1.10.2005: In Nottwil wird ein Forschungszentrum für die
Rehabilitation von Querschnittgelähmten eröffnet.
- 16.10.2005: Das gefährliche
Vogelgrippe-Virus H5N1 wird in Rumänien nachgewiesen und hat
damit Europa erreicht. In Europa werden vorübergehend der Impfstoff gegen
die klassische Grippe knapp, obwohl dieser nach Angaben der Fachleute
keinen Schutz gegen die Vogelgrippe bietet. Auch beim Grippemedikament
Tamiflu kommt es trotz Rezeptpflicht zu Hamsterkäufen.
Der Bundesrat erlässt am 21.10.2005 nach dem Vorbild der EU-Behörden
eine vom 25.10. bis zum 15.12.2005 befristete Stallpflicht für Geflügel.
Die Vogelwarte Sempach startet ein Programm zur Untersuchung der Zugvögel.
Bis Ende Jahr werden
allerdings keine infizierten Zugvögel festgestellt.
US-Forschern gelingt es, das Virus zu rekonstruieren, das 1918 die
sogenannte "Spanische Grippe" verursacht hat, der weltweit
schätzungsweise 20 - 50 Millionen Menschen erlegen sind. Es stellt sich
heraus, dass das Virus näher mit dem Erreger der Vogelgrippe verwandt
ist als alle anderen bekannten Viren.
- 17.10.2005: Die neue Late-Night-Show von Roman Kilchsperger und
Chris von Rohr spaltet die Geister schon in der ersten Ausgabe:
"Ich bin nicht prüde, aber die Gürtellinie wurde arg strapaziert"
äussert sich etwa Othmar Kempf, Präsident des SRG-Publikumsrates.
Bis zur vierten Ausgabe sackt die Zuschauerquote von
30% auf 16% ab. Medienprofi Frank Baumann ortet das Problem beim Konzept:
"Bei 'Black and Blond' geht es nicht um pfiffige Unterhaltung,
sondern lediglich ums Verletzen von Tabus. Das Publikum erkennt die
Absicht und ist verstimmt."
- 22.10.2005: Der Bischof von Basel, Kurt Koch, suspendiert den
rebellischen Pfarrer Franz Sabo aus Röschenz (BL) definitiv und
untersagt ihm jegliche Tätigkeit als Priester und Seelsorger.
- 24.10.2005: Urteil des Basler Appellationgerichts gegen Guido A. Zäch.
In zweiter Instanz wird der Gründer der Paraplegiker-Stiftung und des
Paraplegiker-Zentrums wegen mehrfacher Veruntreuung von Geldern der
Stiftung zu sechzehn Monate Gefängnis bedingt verurteilt. Damit wird das
erstinstanzliche Urteil in der Sache bestätigt, im Strafmass
allerdings massiv gemildert. Das Strafgericht Basel-Stadt hatte Zäch
noch wegen mehrfacher ungetreuer Geschäftsführung zu zwei Jahren Gefängnis
unbedingt verurteilt. Zäch beharrt auf seiner Unschuld und zieht den
Fall ans Bundesgericht weiter. Im April 2007 bestätigt das Bundesgericht
das zweitinstanzliche Urteil.
- 26.10.2005: Der Bundesrat diskutiert einen ganzen Tag über den
künftigen Europa-Kurs und beschliesst, das seit 1992 'eingefrorene'
Beitrittsgesuch der Schweiz zur EU nicht zurück zu ziehen. Hingegen
wird der EU-Beitritt nicht mehr als 'langfristiges strategisches Ziel'
sondern nur noch als 'Option' bezeichnet.
- 27.10.2005: Der deutsche Discounter Aldi
eröffnet vier Filialen in der Ostschweiz. Nur schon die Ankündigung
des Engagements in der Schweiz hat bei den etablierten Grossverteilern
zu Preissenkungen geführt. Dennoch kann man kaum eine rasche Angleichung
an das EU-Preisniveau erwarten.
- 30.10.2005: In Bülach ZH wird weltweit erstmals per SMS abgestimmt.
Die mit dem Swiss IT Award ausgezeichnete Softwarelösung hat sich
vollumfänglich bewährt.
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- 3.10.2005: Die 25
EU-Aussenminister einigen sich nach auf Mandate für Beitrittsverhandlungen
mit Kroatien und mit der Türkei. Der Weg dazu
ist frei geworden, nachdem UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte den
kroatischen Behörden eine gute Zusammenarbeit mit dem
UNO-Kriegsverbrecher-Tribunal bescheinigt hat und die Türkei in letzter
Zeit erste zaghafte Reformen in Angriff genommen hat. Mit einem
raschen Beitritt der Türkei ist aber nicht zu rechnen, da selbst
der türkeifreundliche britische Europaminister Douglas Alexander noch
grossen Handlungsbedarf bei der Übernahme von zwingendem, nicht
verhandelbarem EU-Recht sieht. In vielen Ländern, besonders in Frankreich
und Österreich, lehnt die Bevölkerung einen Beitritt der Türkei
mehrheitlich ab.
- 3.10.2005: Präsident Bush nominiert seine Rechtsberaterin
Harriet Miers als Richterin am obersten Bundesgericht, obwohl sie
über keinerlei Erfahrungen als Richterin verfügt.
Die Nomination löst nicht nur bei den oppositionellen Demokraten
Kopfschütteln aus, sondern auch bei den konservativen Republikanern,
denen es offenbar doch nicht genügt, dass die Kandidatin eine
"wiedergeborene Christin" ist und dass Präsident Bush versichert
"I know her heart". Miers bittet Bush
am 26.10., ihre Nomination zurückzuziehen
- 7.10.2005: Der Friedensnobelpreis geht an die internationale
Atomenergiebehörde IAEA und deren Chef Mohammed el Baradei.
- 8.10.2005: Bei einem schweren Erdbeben
kommen in der umstrittenen pakistanisch-indischen Grenzregion Kaschmir
87'000 Menschen um. Die Rettungsarbeiten und
die Bereitstellung von Notunterkünften werden durch den Wintereinbruch
zusätzlich erschwert. Wenigstens führt das Ereignis zu einem kleinen
Tauwetter in den gespannten Beziehungen zwischen Indien und Pakistan,
die Grenze wird für Hilfslieferungen geöffnet.
- 9.10.2005: Sieg des konservativen Lech Kaczynski bei der
Präsidentenwahl in Polen. Damit verzichtet sein Zwillingsbruder auf das
Amt des Ministerpräsidenten.
- 19.10.2005: Beginn des Prozesses gegen den durch die US-Invasion
gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein wegen schwer
wiegenden Menschenrechtsverletzungen. Der Prozess wird immer wieder
unterbrochen, u.a. weil mehrere Verteidiger ermordet werden.
- 22.10.2005:
Die Zuschauer wählen in der Jubiläumssendung "50 Jahre Eurovision
Song Contest" den Titel Waterloo der legendären schwedischen
Popgruppe ABBA zum beliebtesten Eurovisions-Song. Für einmal
repräsentiert das Ergebnis den tatsächlichen Geschmack des breiten
Fernsehpublikums und nicht die bestorganisierte nationale Kampagne
für die eigenen Kandidaten.
- 25.10.2005: Die chinesische Regierung erlässt neue Zensurvorschriften
für das Internet. Damit sollen oppositionelle Websites und Blogs
mundtot gemacht werden.
- 25.10.2005: Bei den Parlamentswahlen erleiden die regierenden
Postkommunisten ein Debakel und erreichen nur noch 11%. Wahlsieger sind
die nationalkonservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" von
Jaroslaw Kaczynski (28%) und die unternehmernahe liberalkonservative
"Bürgerplattform" von Jan Rokita (25%). Beide Wahlsieger sind
aus der antikommunistischen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc"
hervorgegangen, die Ende der 1980'er Jahre massgeblich zum Untergang des
Kommnunismus in Osteuropa beigetragen hat.
- 27.10.2005: Während mehrerer Wochen werden
die ärmlichen Vorstädte Frankreichs und Belgiens von nächtlichen
Jugendunruhen erschüttert. Frustrierte Jugendliche aus
Immigrantenfamilien ohne Aussicht auf Arbeit richten immense Sachschäden
an: Tausende von Autos und Dutzende von Schulen und Kindergärten gehen
in Flammen auf. Die Unruhen brechen aus, nachdem in Clichy-sous-Bois
bei Paris zwei Jugendliche tödlich verunfallt sind. Die Regierung verhängt
den Ausnahmezustand, die Polizei nimmt fast 3000 mutmassliche Randalierer
fest, davon sind über tausend minderjährig.
Am 6.11.2005 eskaliert die Gewalt, Polizisten werden mit Schrotflinten
angeschossen, ein 61-jähriger Passant wird von Randalierern brutal
zusammengeschlagen und stirbt. Am 7.11.2005 räumt
Innenminister Nicolas Sarkozy öffentlich das Scheitern der französischen
Integrationspolitik ein, vertritt aber gleichzeitig weiterhin einen
harten Kurs gegenüber den Randalierern. Am 8.11.2005 werden befristet bis
Mitte Januar 2006 Notstandsgesetze aus der Zeit des Algerienkriegs von
1955 wieder in Kraft gesetzt.
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November 2005 |
- 6.11.2005: Der erst 19-jährige Tom Lüthi aus Linden im Emmental
wird Motorrad-Weltmeister in der 125ccm-Klasse. Die herausragende
Saison-Leistung bringt ihm auch den Titel des Schweizer Sportlers des
Jahres ein.
- 16.11.2005: Die Schweizer
Fussball-Nationalmannschaft qualifiziert sich nach einem 2:0-Sieg
in Bern mit einer 4:2 Niederlage gegen die Türkei dank der Auswärtstore
für die Fussball-WM 2006 in Deutschland.
Ausschreitungen bei der Ankunft der Schweizer Mannschaft in Istanbul
und Tätlichkeiten nach dem Spiel hinterlassen einen schalen Nachgeschmack
und manch einer fragt sich, ob der Sport nun wirklich der
Völkerverständigung diene, wie Alt-Bundesrat Adolf Ogi als
UNO-Sonderbotschafter für Sport gerne verkündet.
- 24.11.2005: Der Bundesrat will die Staatsanteile an der
Swisscom verkaufen, weil er das Risiko von Ausland-Investitionen
für den Staat als zu hoch einschätzt. Finanzminister Merz argumentiert,
eine rein private Firma könne mit solchen Risiken angemessener umgehen.
Am 25.11.2005 sickert durch, dass der Bundesrat dem Swisscom Management
vorerst jegliches Auslandengament verbietet und dafür Aktienrückkäufe
und höhere Dividenden (zugunsten der leeren Staatskasse ...) fordert.
Die Börse reagiert mit kräftigen Kursverlusten auf die eher
ungeschickte Kommunikationspolitik der rechtsbürgerlichen Bundesräte,
die sich doch so gerne als kompetent in Wirtschaftsfragen verkaufen.
- 27.11.2005: Die Volksinitiative
für ein Gentech-Moratorium in der Landwirtschaft
erzielt eine überraschend deutliche Ja-Mehrheit von 55,7%.
Dass die Volksinitiative in keinem einzigen Kanton abgelehnt
wird, muss gar als historisch bezeichnet werden. Die Bauern haben die
Signale des Marktes verstanden und wollen ihre Absatzchancen nicht durch
Experimente mit ungewissem Nutzen und hohen Risiken gefährden und
machen für einmal gemeinsame Sache mit den KonsumentInnenorganisationen.
Das Argument der Gentechnikindustrie, die Initiative gefährde den
Forschungsstandort Schweiz, hat offensichtlich nicht verfangen: Das
Stimmvolk hat mitbekommen, dass die entsprechende Forschung eh
schon längst ins Ausland ausgelagert worden ist.
Die ausländische Presse spricht von einer schallenden Ohrfeige für
Regierung und Parlament.
Umso knapper, nämlich
mit 50,6% Ja (23'000 Stimmen Vorsprung), wird das
revidierte Arbeitsgesetz angenommen,
das den Verkauf von nicht für den
Reisebedarf bestimmten Gütern in grossen Bahnhöfen und Flughäfen am
Sonntag erlaubt. Die Gewerkschaften und Kirchen können einen
Achtungserfolg verbuchen. Nachdem es einige Monate vor der Abstimmung
noch nach einem klaren Ja ausgesehen hatte, ist die Vorlage ist zur
Zitterpartie verkommen, weil es die bürgerlichen Befürworter der
Liberalisierung nicht für nötig befunden haben, die Interessen der
Angestellten mit flankierenden Massnahmen zu schützen.
- 29.11.2005: Der Ständerat nimmt 7,5 Mio Fr. für Vorinvestitionen für
die Porta Alpina, den geplanten unterirdischen Bahnhof Sedrun im
Gotthard-Basistunnel ins Bundesbudget 2006 auf,
auch der Nationalrat stimmt zu.
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- 7.11.2005: Ständerat Dick Marty (FDP/TI) wird zum Präsidenten
des Ausschusses für Recht und Menschenrechte des Europarats gewählt.
- 9.11.2005: Das britische Parlament schwächt eine Verschärfung der
Anti-Terror-Gesetze ab, die es der Polizei erlaubt hätte, Verdächtige
90 statt maximal 14 Tage ohne richterliche Bestätigung zu inhaftieren
und verhören. Die Frist wird immerhin auf 28 Tage erhöht. Das wichtigste
Argument der Gegner ist die Sorge um bürgerliche Freiheiten - man will
also der Versuchung widerstehen, aus Angst vor dem Terrorismus gerade
das auszuhöhlen, was die fanatischen Terroristen bekämpfen: den modernen,
freiheitlichen und pluralistischen Staat.
- Gleichentags erklärt EU-Kommissar Rehn im Zusammenhang mit den
Beitrittsverhandlungen der Türkei, dass die Anerkennung der grundlegenden
europäischen Werte der Menschenrechte unverhandelbar sei.
- 9.11.2005 Bei einem Terroranschlag auf zwei Hotels in der jordanischen
Hauptstadt Amman sterben 56 Menschen, vorwiegend Einheimische.
Am 10.11.2005 demonstrieren Tausende gegen den Terror.
- 18.11.2005: Bundespräsident Samuel Schmid und Bundesrat Moritz
Leuenberger (der schweizerische "Kommunikationsminister")
sowie Walter Fust (Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit)
äussern sich zum Abschluss des UNO-Weltgipfels für Kommunikation noch
einmal mit deutlichen Worten zur Medienfreiheit: Technologischer
Fortschritt (Zugang zum Internet) sei ohne die Inhalte (Meinungsfreiheit)
nicht zu haben und die Regierungen sollten sich lieber darum bemühen,
bessere Arbeit zu leisten, dann müssten sie auch keine Angst vor dem
Volk haben. Nachdem das staatliche tunesische Fernsehen bereits die
Direktübertragung der Rede von Bundespräsident Schmid zur Eröffnung
der Konferenz in Tunis abgebrochen hat, muss das tunesische Volk
wohl noch einige Zeit auf bessere Regierungsarbeit warten ...
- 18.11.2005: US-Zeitungen berichten, dass der US-Geheimdienst CIA
in über 20 Ländern Anti-Terror-Zentren und geheime Gefängnisse
eingerichtet habe. Die Bush-Administration bestreitet die Existenz von
geheimen Gefängnissen.
- 20.11.2005: Der israelische Premierminister Ariel Scharon
tritt aus der Likud-Partei aus und gründet mit gemässigten Vertretern
der Arbeitspartei eine eigene Partei, um seinen harten Kurs gegenüber
der palästinensischen Hamas-Bewegung einerseits und den uneinsichtigen
jüdischen Siedlern andererseits für die Wahlen 2006 klarer zu positionieren.
- 25./26.11.2005: In Nordrhein-Westfalen
(Deutschland) führt der Einbruch des Winters zu einem Blackout.
Schneeregen gefriert an den Überlandleitungen, die Masten können das
erhöhte Gewicht nicht tragen und knicken reihenweise ein. Hunderttausende
von Haushalten sind tagelang ohne Strom und damit auch ohne Heizung.
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Dezember 2005 |
- Am 1.12.2005 treten verschärfte Regeln für die Ausbildung von Neulenkern
in Kraft: Neue Auto- und Töfffahrer erhalten den Führerausweis auf Probe
und müssen in der dreijährigen Probezeit zwei ganztägige Vertiefungskurse
absolvieren. Die Verschärfung führt zu einem kurzen Run auf die 'alten'
Lernfahrausweise.
- 1.12.2005: In Oberglatt ZH wird sechsjähriger
Knabe wird auf dem Weg zum Kindergarten von drei unkontrolliert
herumstreunenden Pitbulls-Kampfhunden angefallen und so schwer
verletzt, dass er noch auf der Unfallstelle verstirbt. Während eine klare
Mehrheit der Bevölkerung griffige gesetzliche Regelungen fordert,
verstecken sich so genannte "Fachleute" und
"Verantwortungsträger" wie der Chef des Bundesamtes für
Veterinärwesen, Hans Wyss, hinter Formalismen, die wenig zur Problemlösung
beitragen, wie: "Das Problem ist der Hundebesitzer".
Aussagen wie diejenige eines Psychologen, dass zwischen der Hunderasse
und der Psychologie des Halters meist ein Zusammenhang bestehe, werden
dabei ausgeblendet. Selbstverständlich darf man nicht alle Halter von
Kampfhunden in einen Topf werfen. Doch viele, allzu viele unter ihnen
können die Verantwortung für ihre Tiere nicht wahrnehmen.
Letzlich geht es wie bei der Verwahrunginitiative um das Abwägen von
Rechtsgütern: Was ist in unserer Gesellschaft wichtiger:
Der Schutz des elementarsten Rechtsgutes, nämlich von Leib und Leben,
oder die Freiheit einer Minderheit, deren einer Teil klar unverantwortlich
handelt und deren anderer Teil weder willens noch in der Lage ist, für
Selbstregulierung zu sorgen (weil es sich nicht um eine geschlossene
Gruppe handelt)?
Wenn jetzt gewisse Leute von Verhältnismässigkeit reden, dann sollten
sie das Wort ernst nehmen: Die Bevölkerung der Schweiz erwartet den
Schutz ihres Lebens (also des höchsten Rechtsgutes) vor jenen Leuten, die
Freiheit mit Verantwortungslosigkeit verwechseln.
- 7.12.2005: Die Zürcher Regierung verfügt als rasch wirksame
Sofortmassnahme einen Leinen- und Maulkorbzwang für vier gefährliche
Hunderassen.
- 8.12.2005: Der Blick meldet, dass bereits über 50'000 Unterschriften
für ein Verbot von Kampfhunden gesammelt wurden
Die Petition wird schliesslich am 22.12.2005 mit 175'000 Unterschriften
Bundesrat Deiss übergeben
- 7.12.2005: Bundesrat Moritz Leuenberger (SP) wird trotz eines
Störmanövers der SVP turnusgemäss zum Bundespräsidenten für 2006 gewählt.
Die Presse kommentiert mehrheitlich, dass die konkordanzfeindliche Aktion
der SVP dieser selbst mehr geschadet habe.
11.12.2005: Mit dem Fahrplanwechsel wird das im
Regionalverkehr schon seit einigen Jahren bestehende Rauchverbot
auf den Fernverkehr und die geschlossenen Räume in den Bahnhöfen
ausgeweitet. Die Umstellung wird mit einer witzigen Plakatkampagnage
kommuniziert (Cowboy und Kamel bleiben draussen, siehe Bild)
und verläuft problemlos.
- 21.12.2005: Der Bundesrat erlässt neue Richtlinien für die
Swisscom-Strategie. Auslandgeschäfte sollen nicht, wie von Bundesrat
Blocher gefordert, ganz unterbleiben, aber die Übernahme eines
ausländischen Grundversorgers wird ausgeschlossen.
- 21.12.2005: Die Führungsorgane der Berner Bahngesellschaften BLS
Lötschbergbahn und Regionalverkehr Mittelland (RM) unterzeichnen einen
Fusionsvertrag per Mitte 2006. Die Gütersparte von RM wird an die
australische Investmentgesellschaft Babcock & Browin verkauft.
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- 7.12.2005: Erfolg für die schweizerische Aussenministerin Micheline Calmy-Rey:
An einer Rotkreuz-Konferenz in Genf wird mit 98:27 Stimmen bei 10 Enthaltungen
der von der Schweiz vorgeschlagene Rote Kristall als drittes offizielles Symbol
nebem dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond genehmigt.
Damit ist der Weg frei
für die Aufnahme von Staaten, die mit den bisherigen, religiös geprägten Symbolen
Mühe haben. Unschön an der Sache ist bloss,
dass eine grosse Gruppe von arabischen Staaten nicht über den eigenen Schatten springen
kann und die Toleranz für diesen symbolischen Schritt nicht aufbringt.
- 7.12.2005: Ante Gotovina, mutmasslicher kroatischer Kriegsverbrecher,
wird in Teneriffa verhaftet und ans Uno-Kriegsverbrechertribunal in
Den Haag ausgeliefert.
- 11.12.2005: Nach einer Serie von
Explosionen bricht in der Nähe von London ein Grossbrand in
einem Tanklager aus.. Die Ursache - Unfall oder Terroranschlag? -
bleibt vorerst unklar. Der Sachschaden ist gewaltig, das Ereignis fordert
43 Verletzte, zum Glück aber keine Toten.
- 15.12.2005: Erste Parlamentswahlen im Irak nach dem Sturz von Diktator
Saddam Hussein durch die US-amerikanische Invasion. Im Gegensatz zu den
Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung nehmen diesmal auch die
Sunniten teil. Von einem Übergang zur Normalität kann aber nach wie vor
nicht die Rede sein.
- 19.12.2005: In Bolivien gewinnt mit Evo Morales erstmals ein
Anghöriger der bisher von der politischen Macht ausgeschlossenen Indios
die Präsidentenwahlen. damit setzt sich der lateinamerikanische Trend zur
populistischen Linken fort.
- 21.12.2005: Der deutsche Bundesgerichtshof
hebt die Freisprüche gegen sechs Aufsichtsräte des Mannesmann-Konzerns,
darunter den Auslandschweizer Josef Ackermann
(Chef der Deutschen Bank) auf und weist den Fall zur
Neubeurteilung an das Düsseldorfer Landgericht zurück. Es geht um die
Frage, ob die Auszahlung von Prämien an Mannesmann-Manager kurz vor dem
Verkauf des Konzerns an die britische Vodafone noch im Interesse des
Unternehmens und seiner Aktionäre war. Die Bundesrichter sehen den
Tatbestand der Untreue (in der Schweiz heisst das 'ungetreue
Geschäftsführung') erfüllt.
- 21.12.2005: Der Internetkonzern Google erwirbt für 1 Mrd $ einen
5%-Anteil am Intenet-Provider America Online (AOL) und geht damit eine
strategische Partnerschaft im boomenden, aber heiss umkämpften Markt der
Internet-Werbung ein.
- Seit dem 21.10.2005 können gleichgeschlechtliche Partnerschaften auch
in England zivilrechtlich registriert werden. Unter den ersten, die von
der neuen Möglichkeit Gebrauch machen, sind der Popstar Elten John
und sein Lebenspartner David Furnish.
- 22.12.2005: Das französische Parlament beschliesst das schärfste
Anti-Terror-Gesetz Europas.
- 23.12.2005: Der US-Kongress weigert sich, den so genannten
Patriot Act, der Präsident Bush Sondervollmachten im Kampf gegen
den Terrorismus einräumt, auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Es wird
bekannt, dass Bush seine Kompetenzen überschritten und direkt
Telefonüberwachungen angeordnet hat, obwohl dafür der Foreign Intelligence
Surveillance Court (FISC) zuständig wäre. Ein Richter dieses Gremiums
ist Anfang der Woche aus Protest gegen das eigenmächtige Vorgehen des
Weissen Hauses zurückgetreten. Mittlerweile bröckelt selbst selbst bei den
Republikanern die Unterstützung für Einschränkungen der Bürgerrechte
im Namen der Terrorismus-Bekämpfung ab. Bis zum 3.2.2006 müssen wesentliche
Teile des Patriot Act überarbeitet werden, sonst verfällt das
vorerst nur um einen Monat verlängerte Gesetz ganz.
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Erfreuliche Dauerbrenner |
- Roger Federer
behauptet sich unangefochten an der Spitze des Tennis und wird von den
Nachrichtenagenturen zum europäischen Sportler des Jahres gewählt.
- Simone Niggli-Luder
wiederholt den Erfolg der Vorjahre und holt an der WM im Orientierungslaufen
in Japan im August vier Goldmedaillen. Sie wird auch zur Schweizer
Sportlerin des Jahres gewählt.
- Das Alinghi-Team
gewinnt die meisten Vorrennen zum America's Cup
- Edith Hunkeler
gewinnt den New York Marathon in der Kategorie
Rollstuhlfahrerinnen souverän.
Portrait
- 16.10.2005: Die Aargauerin Natascha Badman (39) gewinnt zum
sechsten Mal den Ironman-Triathlon
in Hawaii, Karin Thürig wird Zwölfte.
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Bedenkliche Dauerbrenner |
- Rechtsextreme Randalierer stören zum x-ten Mal die 1. August-Feier auf
dem Rütli. Sowohl Bundespräsident Samuel Schmid wie auch Alt
Nationalrätin Judith Stamm (Präsidentin der Rütlikommission) denken laut
darüber nach, den freien Zugang zur Rütlifeier einzuschränken
- Nach wie vor gibt es überforderte Väter, die ein schreiendes Baby
schütteln und ihm damit schwere innere Verletzungen zufügen, die
in einigen Fällen sogar tödlich enden.
Obwohl die Presse jeweils breit berichtet, scheint
es immer noch Leute zu geben, die diese Gefahr nicht kennen.
www.kinderundgewalt.ch (>Fokus)
Elternratgeber (pdf 111KB)
Medienmitteilung (pdf 78KB)
- Uneiniger Bundesrat:
Das in der Bundesverfassung verankerte Kollegialprinzip wird im Bundesrat
immer stärker strapaziert. Indiskretionen, gegenseitige öffentliche und
teilweise recht gehässige Kritik prägen das Bild der Regierung. Nur noch
selten raffen sich die Mitglieder dazu auf, geschlossen für ausgewogene
Kompromisslösungen einzutreten. Die Zürcher SVP verschont selbst den
(Berner) SVP-Bundesrat Samuel Schmid nicht vor unfairer Kritik.
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Trends |
- sudoku Zahlenrätsel aus Japan erscheinen nun auch in
Schweizer Zeitungen und finden eine begeisterte Anhängerschaft.
- Lokale drahtlose Computernetzwerke (Wireless LAN) sind als
Feinverteiler vom schnellen ADSL- oder Kabelfernseh-Internetanschluss
zu den verschiedenen Zimmern so mancher Wohnung schwer auf dem
Vormarsch. Neue Notebooks haben die entsprechende Antenne bereits
integriert.
- Memorysticks (Datenspeicher auf Halbleiterbasis) verdrängen nicht
nur die Floppy-Diskette als Speichermedium, sondern auch den Walkman
und Discman als tragbare Jukebox. Radio DRS springt sofort auf den Zug
auf und bietet seine wichtigsten Nachrichtensendungen als podcasts
auf dem Internet zum Herunterladen und später Hören an.
- Die Suchmaschine Google startet unter dem Namen
Google Earth
einen neuen Dienst mit dreidimensionalen Satellitenbildern. Was als
Basis für lokale Suchanfragen nach dem nächsten Coiffeursalon oder
dem nächsten Restaurant gedacht ist, stellt allerdings auch ein nicht
zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko dar: Terroristen erhalten damit
mühelos wertvolle Informationen frei Wohnzimmer geliefert, die sonst
nur mit viel Aufwand zu beschaffen wären. Konkurrenten wie Microsoft
und search.ch
entwickeln ähnliche Dienste.
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Hits |
- Was blöd genug daher kommt, wird ein Hit: Den ganzen Sommer über
wird die Hitparade dominiert von der Klingelton-Blödelversion
"Crazy Frog" des Hits Axel F., der in der
Jahreshitparade Platz 2 besetzt.
Das Original (1985) von
Harald Faltermeier tönt wesentlich hörbarer.
Axel F. steht für Axel Foley aus dem Film Beverly Hills Cop
mit Eddie Murphy.
Im Niveau und beim Erfolg unterscheiden sich die allzu naiven
Kinderlieder von Ilona und Pinocchio im Fahrwasser von
Ich bin Schnappi, das kleine Krokodil (1) kaum vom Frosch.
- Um den Titel eines eigentlichen Sommerhits wetteifern
Arash mit Boro Boro (Platz 28),
Tokio Hotel mit Durch den Monsun (25),
Rihanna mit Pon de replay (19)
Daddy Yankee mit Gasolina (15),
Akon mit Lonely (4) und als Siegerin der Kategorie
Shakira mit La Tortura (3).
Daddy Yankee tritt nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern wie schon
der Sommerhit des Vorjahres 2004 (Dragostea din teï)
gegen einen Remix von Papa AP (nicht unter den ersten 100) an.
Etwas später ins Rennen steigen
Juanes mit La camisa negra (7) und
die Pussycat Dolls mit Don't Cha (5). Juanes hält sich
bis ins Folgejahr hinein unter den Top 40.
Doch allesamt haben sie gegen den verrückten Frosch nicht den Hauch
einer Chance.
- Auffällig ist ein Trend zu orientalisch tönenden Instrumenten
und Melodien, besonders ausgeprägt etwa bei Mustafa Sandal
in Isyankar (10). Aber auch Weltstars ohne offensichtlichen
Bezug zum Orient wie Robbie Williams in Tripping (41)
lassen solche Motive - wenn auch sehr dezent - anklingen.
- Einheimisches Schaffen ist so erfolgreich wie noch selten.
- Was im letzten Jahrhundert Bing Crosby jahrzehntelang mit
White Christmas in den USA gelang, scheinen nun Wham
mit Last Christmas (1985) in der Schweiz zu wiederholen:
jährlich zur Weihnachtszeit kehrt der Titel in die Hitparade zurück.
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Sorgenbarometer |
Eine Umfrage von Reader's Digest unter 23592 Europäern,
davon 2506 Schweizern ergibt folgende Hauptsorgen in der Schweiz
(Mehrfachnennungen möglich): |
- Kostenexplosion im Gesundheitswesen (82% gegenüber 66% im europäischen Durchschnitt)
- Umwelt, Arbeitslosigkeit, Rentensicherheit (je 74%, in Europa grösste Sorgen)
- Persönliche Gesundheit (51%)
- Nationale Sicherheit (39%)
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Personen des Jahres |
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Wort und Unwort des Jahres |
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Jahresstatistik |
- In der Schweiz werden zum Jahreswechsel 2004/2005 rund 70 Millionen
Glückwünsche als SMS oder MMS verschickt.
- Nach einer Studie der Revisionsfirma PWC wurden im Jahr 2004 rund
37% der Schweizer Firmen Opfer von Wirtschaftskriminalität (2003 erst 24%).
Gut die Hälfte der Straftaten wurde von Mitarbeitenden begangen, davon
wiederum mehr als die Hälfte von Personen mit so genannter
"Führungsverantwortung". Im Vordergrund stehen Veruntreuung
(37%), Vorspiegelung falscher Tatsachen (29%) und Fälschungen (10%).
Der direkte Schaden wird oft von Nebeneffekte übertroffen: Beeinträchtigung
von Kundenbeziehungen (81%), sinkende Arbeitsmoral (31%) und schlechter
Ruf für den Markennamen (25%)
- Europäer surfen durchschnittlich 10 Stunden pro Woche im Internet
- Die 300 reichsten Schweizer besitzen ein Vermögen von durchschnittlich
1,33 Mia Fr. Eine nicht repräsentative Internet-Umfrage von 20 minuten
ergibt, dass 55% der Teilnehmer über weniger als 10'000 Fr. verfügen,
25% über bis zu 50'000 Fr., weitere 8% über 50'000 - 100'000 Fr.,
7% über 100'000 - 500'000 Fr. und 5% über mehr als 500'000 Fr.
(Bei 2191 Teilnehmern stellt sich bloss die Frage nach der Auswahl
und der Ehrlichkeit).
- In der Schweiz wird im "hydrologischen Jahr" 2004/2005
erstmals mehr Strom verbraucht als produziert. Damit geht eine Ära zu
Ende: Während Jahrzehnten hat die Schweiz mehr Strom exportiert als
importiert. Die Statistik geht jeweils von Oktober bis September,
um die Hauptsaison des Stromverbrauchs (Winter) in einer Periode zu
erfassen und damit von Jahr zu Jahr vergleichbar zu machen. Auch auf
der Produktionsseite, wo die Wasserkraft nach wie vor die Hauptrolle
spielt, sind die saisonalen Effekte markant.
Der Importüberschuss wird einerseits mit den ungewöhnlich lange
dauernden Revisionsarbeiten am KKW Leibstadt erklärt, andererseits
steigt auch der Stromverbrauch um 2,1% und erreicht einen neuen
Rekordwert von 61,3 Mrd. kWh.
- Das Jahr 2005 geht als Rekord-Katastophenjahr in die Geschichte ein:
Bei Erbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürmen kommen 112'000 Menschen
um, allein 87'000 anfangs Oktober in Kaschmir. Der gesamte Sachschaden
wird auf fast 300 Mrd. Fr. geschätzt, davon entfällt mehr als die Hälfte
auf den Wirbelsturm Katrina.
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