Jahresrückblick 2005 - Chronik der Ereignisse Schweiz und weltweit

Chronik der Schweiz

Jahresrückblick 2005

Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2005

Monate Volksabstimmungen Ereignisse weltweit Katastrophen
Ereignisse CH
SchweizInternational
Januar 2005
  • 1.1.2005: In der Schweiz tritt eine Verschärfung der Bestimmungen gegen Alkohol am Steuer in Kraft: neu gilt die 0,5-Promille-Grenze. Die neue Regelung führt zu einem eindeutig nachweisbaren Rückgang der Verkehrsunfälle mit Todesopfern und Schwerverletzten.
  • 2.1.2005: Das österreichische Magazin "Profil" macht publik, dass ein österreichischer Rekrut im Rahmen einer gemeinsamen Ausbildung von österreichischen und schweizerischen Soldaten für den Kfor-Einsatz im Kosovo von Schweizer Militärpolizei-Soldaten misshandelt worden ist.
  • 6.1.2005: Pionierleistung in Emmen: Die ARA (Abwasser-Reinigungs-Anlage) der Region Luzern speist als erste ihrer Art in der Schweiz das anfallende Biogas ins Erdgasnetz ein. Damit sollen jährlich rund 390000 Liter Benzin ersetzt werden. Zudem erzeugt ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk Fernwärme und Strom für rund 800 Haushalte.
  • 5.1.2005: Die Glückskette sammelt am nationalen Sammeltag Spenden von 114 Mio. Fr. für die Opfer des Seebebens Tsunami vom Dezember 2004. Bis Ende 2005 werden insgesamt 226 Mio. Fr. gespendet: ein beispielloses Rekordergebnis. Die endgültige Anzahl der Todesopfer wird mit 230000 angegeben, darunter 112 Schweizer.
  • 6.1.2005: Die Junge SVP des Kantons Wallis attackiert die Linke mit einem Plakat, das unterstellt, die linke Politik führe zur Umkehr der menschlichen Evolution zurück zu den Amöben [primitive einzellige Lebewesen]. Die angegriffe SP dazu: "Wir stellen fest, dass die Walliser Junge SVP keine Ideen hat, um politische Herausforderungen zu lösen und deshalb mit solchen Plakaten provozieren muss."
  • 13.1.2005: Bei einer Kontrollmessung verursacht ein Angestellter der EWL im Swisscom-Fernmeldezentrum Luzern einen Kurzschluss. Dadurch werden verchiedene Swisscom-Zusatzdienste im Mobilfunkbereich, u.a. MMS und WLAN-Hotspots von 10:30 bis 17 Uhr schweizweit lahmgelegt.
  • 13.1.2005: Beim Absturz des zweiten PC-21 Prototyps kommt in Buochs NW der Testpilot der Pilatus-Flugzeugwerke ums Leben, eine Passantin wird schwer verletzt.
  • 18.1.2005: Die Autoren einer Nationalfonds-Studie warnen vor der Zunahme der Armut in der Schweiz: Bei den Familien mit mehreren Kindern ist die Zahl der Working Poor, d.h. derjenigen, die trotz geregelter Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können, in den 1990'er-Jahren von 11% auf 17% gestiegen, bei den Alleinerziehenden gar von 15% auf 30%. 59% der Working Poor sind Ausländer und 61% Frauen. Von der neuen Armut betroffen sind 553'000 Personen, darunter 232'000 Kinder. Während die SVP ständig versucht, die Empfänger von Sozialleistungen als kriminelle Drückeberger zu verunglimpfen, spricht Rolf Maegli, Vorsteher der Sozialhilfe ein anderes Problem an: "Missbrauch des Sozialwesens findet auch durch Arbeitgeber statt", die Sozialhilfe sei teilweise auch Subventionierung von Billiglöhnen.
  • Die umstrittene Ausstellung des Künstlers Thomas Hirschhorn in Paris hat rund 20'000 Zuschauer angezogen und damit für einen klaren Besucherrekord im Centre culturel suisse gesorgt. Hirschmann gibt selber zu, dass dies nicht zwingend ein Zeichen für Qualität sein müsse.
  • Das Jahr beginnt in der Silversternacht mit einer Katastrophe, die auf Gewinnsucht, Schlamperei und jugendlichen Übermut zurückzuführen ist: In einer Diskothek in Buenos Aires löst ein Besucher mit einer Leuchtfackel einen Grossbrand aus. Die Disco ist mit 4000 statt den zugelassenen 1500 Gästen völlig überfüllt und die Notausgänge sind versperrt, damit sich keine nichtzahlenden Gäste einschleichen. So sterben 188 Besucher und über 700 weitere werden verletzt.
  • 1.1.2005: In Taipeh (Taiwan) wird das mit 508 Metern höchste Gebäude der Welt Taipeh 101 eingeweiht.
  • 3.1.2005: Der u.a. durch schweizerische Vermittlung zustande gekommene Friedensvertrag zwischen den nordsudanesischen Truppen (Araber) und den südsudanesischen Rebellen (Afrikaner) tritt in Kraft, ein 21-jähriger Bürgerkrieg geht zu Ende. Rebellenführer John Garang vertritt den Südsudan bis zu seinem Tod im August in der Regierung der nationalen Einheit.
  • 9.1.2005: Die Palästinenser wählen PLO-Chef Machmud Abbas zum Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Yassir Arafat.
  • 10.1.2005: Die israelische Arbeitspartei tritt in die vom konservativen Likud angeführte Regierungskoalition ein, um für die von Premierminister Ariel Scharon (Likud) angestrebte Räumung des von Israel besetzten Gazastreifens trotz interner Widerstände im Regierungslager eine stabile Mehrheit zu schaffen.
  • 11.1.2005: Der linkspopulistische Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, setzt eine Verordnung zur Landreform in Kraft, die in der Verfassung des Landes im Grundsatz schon seit 1999 verankert und dringend nötig ist, angesichts der Tatsache, dass 5% der Bevölkerung 80% des Landes besitzen. Grossgrundbesitzer, die ihr Land nicht bebauen, können zu Marktpreisen enteignet werden. Schon letztes Jahr wurden 40'000 Parzellen aus Staatsbesitz an besitzlose Bauern verteilt. Es wird erwartet, dass die Regierung Chávez besonders dort hart durchgreifen wird, wo sich Grossgrundbesitzer und ausländische Investoren illegal Land aus Staatsbesitz angeeignet haben, was jahrzehntelang gängige Praxis war.
  • 12.1.2005: US-Präsident George W. Bush gibt offiziell bekannt, dass seine Experten trotz intensivster Bemühungen im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden haben. Damit ist seinerzeitige Hauptgrund für den Irakkrieg hinfällig. Präsident Bush hält seinen Entscheid zum Krieg trotzdem unbeirrt für richtig. Die demokratische Partei fordert Erklärungen dafür, weshalb die US-Geheimdienste falsch lagen. Bush tritt am 20.1.2005 mit einer pompösen Feier seine 2. Amtszeit an.
  • 13.1.2005: In ganz Russland protestieren Rentner, Behinderte und Beamte gegen den zum Jahresbeginn in Kraft getretenen Abbau staatlicher Sozialleistungen. Das Parlament geht jedoch auf die Proteste nicht ein.
  • 13.1.2005: In München wird der exzentrische Modezar Rudolph Moshammer ermordet.
  • 13.1.2005: Die englische Boulevard-Zeitung Sun veröffentlicht auf der Titelseite ein Bild, das Prinz Harry an einem Kostümfest mit Nazi-Uniform zeigt. England ist schockiert, das Königshaus veröffentlicht eine Entschuldigung noch bevor die Zeitung zu kaufen ist. Prinz Charles verordnet Harry umgehend einen Besuch der Auschwitz-Gedenkstätte.
  • Am 21.1.2005 wird publik, dass der deutsche Fussball-Schiedsrichter Robert Hoyzer systematisch Spiele manipuliert und damit seinen Komplizen grosse Gewinne bei Sportwetten auf unwahrscheinliche Resultate verschafft hat. Obwohl seine Fehlentscheide schon seit einiger Zeit Aufsehen erregt haben und ein Wettbüro dem Deutschen Fussballbund (DFB) schon im August 2004 zwei Auffälligkeiten gemeldet hat, versuchen Funktionäre des DFB die Augen zu verschliessen und die Sache zu vertuschen, bis schliesslich Theo Zwanziger, einer der Co-Präsidenten des DFB von der Sache Wind bekommt und sofort die Flucht an die Öffentlichkeit antritt. Hoyzer und der 'Wettpate' Ante Sapina werden 17.11.2005 in erster Instanz zu unbedingten Gefägnisstrafen verurteilt, ein zweiter Schiedsrichter kommt mit einer bedingten Strafe davon. Gegen 19 weitere Beschuldigte wird noch ermittelt.
  • 23.1.2005: Amtseinsetzung von Wiktor Juschtschenko als Präsident der Ukraine. Premierministerin wird Julia Timoschenko. Juschtschenko und Timoschenko haben in der "orangen Revolution" mit wochenlangen friedlichen Demonstrationen das Russland-orientierte alte Regime gezwungen, die Ergebnisse der Präsidentenwahlen und damit den Willen der Volksmehrheit zu einer Öffnung gegenüber Europa zu akzeptieren.
  • 30.1.2005: Die Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung im Irak werden von den Sunniten mehrheitlich boykottiert. In der Folge hat der Verfassungsrat Probleme, politisch breit abgestützte Entscheide zu fällen. Der Terrorismus von (in der Mehrheit sunnitischen) Extremisten, die sich nicht damit abfinden wollen, dass die schiitische und kurdische Minderheit bei der Neugestaltung des Irak ein gewichtiges Wort mitreden wollen, hält unvermindert an.
Februar 2005
  • 2.2.2005: Nach jahrelangen Debatten um die Verwendung des überschüssigen Nationalbankgoldes reisst dem Bundesrat der Geduldsfaden. Er beschliesst, einen Drittel der 21 Mia. Fr. der Bundeskasse und zwei Drittel den Kantonen zukommen zu lassen. Das Gezerre verlagert sich damit einerseits auf die Ebene Kantone-Gemeinden, andererseits wirft der Entscheid angesichts einer noch hängigen Volksinitiative über die Verwendung der Nationalbankgewinne Fragen auf.
  • Paul Volcker, ehemaliger US-Notenbankchef, deckt in einem Untersuchungsbericht schwere Mängel beim UNO-Programm "Öl gegen Nahrungsmittel" auf. Eine Genfer Firma, für die auch der Sohn von UNO-Generalsekretär Kofi Annan arbeitet, gerät wegen Unregelmässigkeiten ins Zwielicht.
  • 7.2.2005: Eine durch Unterhaltsarbeiten verursachte Netzwerkstörung der Bahnleittechnik in Zürich beeinträchtigt den Eisenbahnverkehr im Grossraum Zürich massiv. Rund 100 Züge fallen ganz aus bzw. werden in Thalwil, im Limmattal oder in Oerlikon gewendet, hunderte andere verkehren mit grossen Verspätungen. Die Ursachen werden minutiös abgeklärt, die SBB investieren in der Folge noch im selben Jahr mehrere Mio. Fr. in Massnahmen zur Verbesserung der Koordination zwischen den SBB-Fachdiensten und in die Vereinheitlichung der Technik.
  • 7.2.2005: Bundesrat, Parteien und Verbände reagieren mit - allerdings z.T. gegensätzlichen Vorschlägen - auf die steigende Jugendarbeitslosigkeit (6,8% im Januar).
  • 14.2.2005: Der wirtschaftsnahe "Think Tank" Avenir Suisse stellt eine neue Studie "Baustelle Föderalismus" vor und fordert eine komplett neue Einteilung der Schweiz in sechs städtische Regionen (Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich-Aargau-Luzern und Südtessin) sowie drei ländliche (Wallis-Saaneland-Jura, Zentralschweiz, Südostschweiz). Der Vorschlag löst in den etablierten politischen Kreisen einen Sturm der Entrüstung aus und verschwindet alsbald wieder in den Schubladen.
  • 13.2.2005: Jurymitglied Detlev D! Soost beschimpft den Kandidaten Julien in der Sendung MusicStar vor laufender Kamera. SF DRS distanziert sich umgehend: "Aussagen wie 'Verpiss dich!' wollen wir nicht mehr hören!". Unter der Affäre zu leiden hat Jesse: er wird vom Publikum abgewählt, obwohl Julien klar die schlechtere Leistung geboten hat.
  • 14.2.2005: Die Migros zieht nach zwei Wochen einen offensichtlich zweideutigen TV-Werbespot zurück. Der Spot zeigt eine asiatische Mutter, die zwei kleine Mädchen badet. Im Hintergrund sagt eine Stimme: "Das junge Gemüse schälen, waschen, kräftig würzen, in den Teig einwickeln und servieren." Erst am Schluss erfährt die Zuschauerin, dass für Frühlingsrollen geworben wird, die man nur noch in die Mikrowelle zu schieben braucht.
    Der bisher einmalige Schritt erfolgt, weil das Publikum den Spot mit Kinderpornografie in Verbindung gebracht und sich in Leserbriefen entrüstet hat. Die Migros kommt mit dem Rückzug einer möglichen Beschwerdeflut bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission zuvor. In deren Grundsätzen heisst es unmissverständlich: "Werbung ist unlauter, wenn sie das Kindes- und Jugendalter nicht mit erhöhter Zurückhaltung respektiert." Die Werber versuchen sich damit herauszureden, sie hätten zeigen wollen, dass der jungen Familie mehr Zeit für das Familienleben bleibt, wenn das Fertigprodukt verwendet wird.
    Für diese Botschaft hätte man die junge Familie auch beim Ballspielen neben dem Gemüsebeet im Garten zeigen können. Nackte Haut wirkt nun mal zweideutig, das wissen auch die Werber und damit spielen sie ganz gezielt, solange niemand klare Grenzen setzt.
  • 26.2.2005: Salome Clausen aus Glis VS wird Siegerin der zweiten Staffel von MusicStar auf SF DRS. Die Finalsendung lockte rund 1,3 Mio. Zuschauer vor den Bildschirm, was einem Marktanteil von knapp zwei Dritteln entspricht.
  • 1.2.2005: König Gyanendra aus Nepal setzt seine Regierung ab und will drei Jahre lang direkt regieren.
  • 8.2.2005: Israel und die palästinensische Autonomiebehörde vereinbaren einen Waffenstillstand, der lange eingehalten wird.
  • 10.2.2005: Nordkorea behauptet erstmals, dass es eine Atombombe besitzt, es ist aber nicht klar, ob nur geblufft wird.
  • 14.2.2005: Der frühere libanesische Premierminister Rafik Hariri wird mit einer Autobombe ermordet. Syrien gerät unter Verdacht, hinter dem Anschlag zu stecken. Massendemonstrationen und internationaler Druck zwingen Syrien zum Abzug seiner Truppen aus dem Libanon. Eine Untersuchungskommission der UNO erhärtet später die Vorwürfe, kann aber keine zwingenden Beweise vorlegen.
  • 14.2.2005: Während eines Jahres hat die CDU/CSU-Opposition hartnäckig Klarheit in der so genannten "Visa-Affäre" verlangt, nun erklärt sich der deutsche Aussenminister Joschka Fischer (Grüne) bereit, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss auszusagen. Ukrainische Menschenhändler haben tausendfach vereinfachte Visa-Bestimmungen missbraucht, um Zwangsprostituierte nach Deutschland zu schleusen. Für den Erlass der missbrauchten Bestimmungen trägt letztlich Joschka Fischer die politische Verantwortung. Die Position Fischers ist durch eine Titelstory der CDU-nahen Illustrierte 'Der Spiegel' am 5.2.2005 stark angeschlagen.
  • 20.2.2005: Bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein erleidet die SPD eine drastische Niederlage. Beobachter lasten das schlechte Ergebnis weniger der an sich beliebten Ministerpräsidentin Heide Simonis an sondern sehen es vielmehr als Unmutsbezeugung gegenüber der Reformpolitik der Bundesregierung von Gerhard Schröder. Wie später auf Bundesebene entsteht eine Pattsituation, bei der weder Rot-Grün (SPD/Grüne) noch Schwarz-Gelb (CDU/FDP) eine klare Mehrheit erreichen. Die Niederlage in Schleswig-Holstein trägt wesentlich zum Entscheid von Bundeskanzler Schröder bei, durch vorgezogene Neuwahlen klare Verhältnisse zu schaffen.
  • 20.2.2005: Spanien macht mit einer Volksabstimmung über die neue EU-Verfassung den Anfang im Genehmigungsprozess. Dieser findet allerdings nach dem Nein der Niederlande und Frankreichs im Sommer ein jähes Ende.
  • 22.2.2005: Nur 14 Monate nach dem verheerenden Erdbeben von Bam mit Stärke 6,6 bebt die Erde in der iranischen Provinz Kerman erneut heftig (Stärke 6,4). Nach ersten Angaben sind über 400 Tote und etwa 1000 Verletzte zu beklagen, es wird aber mit weiteren Opfern gerechnet.
März 2005
  • 1.3.2005: Der Winter kehrt mit Temperaturen von - 15° im Mittelland und -32,4° am Ofenpass zurück - die tiefsten seit Beginn der Messungen im Jahr 1829. Wegen der Rekordkälte kommt es auf Strasse und Schiene zu grösseren Verspätungen.
  • 5.3.2005: Die FDP wählt den Tessiner Nationalrat Fulvio Pelli mit deutlichem Mehr zu ihrem neuen Parteipräsidenten. Pelli möchte die FDP als Partei der Zukunft, des Fortschritts und der Erneuerung profilieren und wendet sich gegen das "Sonderfalldenken".
  • 6.3.2005 Ein vertraulicher Bericht der nationalrätlichen Geschäftsprüfungskommission (GPK) vergleicht die Anwendung der Ausschaffungshaft für abgewiesene Asylbewerber in den Kantonen Genf, Schaffhausen, Wallis und Zürich. Gemäss der SonntagsZeitung kommt der Bericht zum Schluss, dass die konsequente Anwendung der Ausschaffungshaft (Zürich) vor allem viel kostet, aber weniger bringt als eine zurückhaltende Anwendung (Genf).
  • 7.3.2005: Der Nationalrat schliesst sich einer Forderung aus der Jugendsession 2003 an und will das Tragen von Symbolen, die "gleichzeitig gewaltverherrlichend, rassendiskriminierend und extremistisch sind" unter Strafe stellen. Solche Verbote gibt es bis heute erst in Deutschland und Österreich, es gibt aber Bestrebungen, sie EU-weit einzuführen.
  • 8.3.2005 CVP-Nationalrätin Thérèse Meyer-Kaelin aus Estavayer-Le-Lac FR wird am Tag der Frau als siebte Frau zur Präsidentin des Nationalrats und damit zur höchsten Schweizerin gewählt. Sie löst den schwer erkrankten Jean-Philippe Maitre ab.
  • 14.3.2005: Ein Brandanschlag auf die Synagoge von Lugano löst in der ganzen Schweiz Bestroffenheit aus. Politiker befürchten eine Zunahme des Antisemitismus. Später stellt sich allerdings heraus, dass der Täter ein geistesgestörter Einzelgänger ist.
  • 3.3.2005: Der amerikanische Milliardär Steve Fosset fliegt mit einem Kleinflugzeug als erster in 67 Stunden non-stop um die Welt, ohne zwischenzulanden oder aufzutanken und überbeitet damit den bisherigen Weltrekord im Langstreckenfliegen von 19300 km aus dem Jahr 1962 (B-52).
  • 4.3.2005: Auf dem Weg zum Flughafen wird der italienische Geheimdienstoffizier Nicola Calipari im Irak von US-Soldaten erschossen. Damit endet die Freilassung der Journalistin Giuliana Sgrena aus Geiselhaft tragisch und sorgt für Verstimmung zwischen Italien und den USA. Calipari erhält ein Staatsbegräbnis.
  • 7.3.2005: Boeing-Chef Harry Stonecipher (69), im Dezember 2003 aus der Pension zurückgeholt, weil sein Vorgänger Phil Condit über verbotene Preisabsprachen mit dem Pentagon gestolpert ist, wird wegen einer ausserehelichen Beziehung zu einer Managerin im Konzern fristlos entlassen. Stonecipher, ein Hauptaktionär, verliert auch seinen Sitz im Verwaltungsrat.
  • 8.3.2005: Russland meldet den Tod des früheren tschetschenischen Präsidenten und Rebellenführers Aslan Maschadowy.
  • 20.3.2005: Unregelmässigkeiten bei den Parlamentswahlen in Kirgistan führen zu Demonstrationen, Massenverhaftungen und schliesslich zum Sturz des Präsidenten Askar Akajew.
  • Ende März öffnet die Weltausstellung in Aichi (Japan). Die Schweiz inszeniert sich mit einem 9m hohen Berg, Alpenblumen und Kuhglocken, zeigt aber auch moderne Hochtechnologie. Auf Selbstironie wird diesmal bewusst verzichtet. Die Japaner selbst setzen auf Roboter.
    Im Rahmen der Weltausstellung wird dem Institut Eawag/Sandec für Wasserforschung der ETH der Sonderpreis "Energy Globe Award" für die Entwicklung von Sodis verliehen. Solar Water Disinfection ist eine Methode, verkeimtes Wasser mit einfachen PET-Flaschen und Sonnenlicht trinkbar zu machen.
  • 30.3.2005 Nach wochenlangem Gezerre vor den Gerichten, in das sich auch Politiker kräftig eingemischt haben, entscheidet das oberste US-Bundesgericht endgültig, dass der Ehemann von Terri Schiavo, einer Frau, die seit Jahren im Koma liegt und nur noch künstlich am Leben erhalten wird, das Recht hat, von den Ärtzen die Abschaltung der lebenserhaltenden Maschinen zu verlangen. In der Begründung werden Präsident Bush und republikanische Politiker mit scharfen Worten daran erinnert, dass sie sich gefälligst an die von der Verfassung vorgesehene Gewaltenteilung zwischen Gesetzgebung, Regierung und Gerichten zu halten hätten. Umfragen unter der Bevölkerung zeigen, dass sogar 2/3 der republikanischen Wähler gegen die künstliche Lebensverlängerung um jeden Preis sind und das Kochen dieser politischen Suppe degoutant finden. Terry Shivo stirbt tags darauf eines natürlichen Todes. Die amtliche Obduktion ergibt, dass das Gehirn der Komapatientin mit 615 g nur noch etwa halb so gross war wie normal und dass Schiavo aufgrund der nicht heilbaren Hirnschädigung blind war und ihre Umwelt auch sonst nicht mehr wahrgenommen hat.
April 2005
  • 1.4.2005: In der Schweiz läuft die 5-jährige Übergangsfrist zum Verbot von Geldspielautomaten ab. Erlaubt sind nur noch Geschicklichkeitsspiele, diese sind aber, wie sich schnell zeigt, wesentlich weniger attraktiv. Die Geldspielautomatenindustrie entlässt Hunderte von Mitarbeitern.
  • 4.4.2005: In Röschenz BL eskaliert der Konflikt zwischen Bischof Kurt Koch und dem beim Volk beliebten Pfarrer Franz Sabo.
  • 10.4.2005: Hans Hollenstein (CVP) setzt sich im 2. Wahlgang bei der Regierungsrats-Ersatzwahl im Kanton Zürich mit 65% überdeutlich gegen Bruno Heinzelmann (SVP) durch. Der ursprüngliche SVP-Kandidat Toni Bortoluzzi hat nach dem 1. Wahlgang entnervt das Handtuch geworfen. Die SVP muss damit in den Stammlanden des harten Blocher-Flügels der SVP eine herbe Schlappe einstecken und ist nur noch mit einem Sitz in der Kantonsregierung vertreten. Dies wird als "Wink des Stimmvolks mit dem Zaunpfahl" verstanden. Der CVP-Sieg ist umso bemerkenswerter, als Hollenstein im Wahlkampf auch zu unangenehmen Botschaften wie Steuererhöhung gestanden ist.
  • 14.4.2005 Die Generalversammlung der Nestlé-Aktionäre wählt mit den Stimmen von Pensionskassenvertretern, die sich nicht an ihre Mandate halten, und gegen den Widerstand der Kleinaktionäre Nestlé-Chef Peter Brabeck auch zum Verwaltungsratspräsidenten. Post-Finance-Chef Jürg Bucher zieht am. 5. Mai die Konsequenzen aus seinem Abstimmungsverhalten und kündigt seinen Rücktritt aus dem Stiftungsrat der Pensionskasse der Post an. Das Doppelmandat gilt in fortschrittlichen Finanzkreisen als schlechte Lösung, der Schweizer Industriellen-Filz scheint diese Tradition aber ungeachtet der internationalen Trends und der öffentlichen Kritik nicht kampflos aufgeben zu wollen. Nestlé gehört zwar nach wie vor zu den stärksten Nahrungsmittelkonzernen, ist aber vom französischen Konkurrenten Danone überholt worden, seit Brabeck am Ruder ist.
  • 28.4.2005: Durchschlag im Lötschberg-Basistunnel: ein wichtiger Meilenstein zur Realisierung der ersten "Neuen Eisenbahn Alpen-Transversale" (NEAT). Der 34,6 km lange Eisenbahntunnel soll im Dezember 2007 mit modernster Bahntechnik (Führerstands-Signalisierung nach ETCS Level 2) ausgerüstet in Betrieb gehen.
  • 2.4.2005: Papst Johannes Paul II., ist nach schwerer Krankheit gestorben. Der Medienpapst aus Polen blieb bis zuletzt am Fernsehen präsent. Politiker aus aller Welt und vor allem die Medienleute, die ihm schon zu Lebzeiten aus der Hand gefressen haben, zeichnen ein einhellig positives Bild seines Pontifikats. Dabei wird kaum erwähnt, dass der Papst in seiner Hauptfunktion als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sich vor allem als Bremser und Verhinderer von Reformen profiliert hat. Zu seinem Nachfolger wird am 19.4.2005 Kardinal Ratzinger, der konservative Hüter "über den rechten Glauben" gewählt. Er nimmt den Namen Benedikt XVI. an. Die deutsche Bild-Zeitung titelt: "Wir sind Papst!" Gemäss einer Isopublic-Umfrage des Sonntags-Blick wünschen sich auch die noch nicht aus der Kirche ausgetretenen Schweizer Katholiken dagegen vom neuen Papst in den innerkirchlichen Schlüsselfragen Sexualmoral, Zölibat und Zulassung von Frauen zum Priesteramt grossmehrheitlich eine modernere Haltung.
  • 4.4.2005: Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider tritt aus der von ihm jahrelang geprägten Freiheitlichen Partei aus und gründet das Bündnis Zukunft Österreich.
  • 6.4.2005: Fürst Rainier III. von Monaco stirbt im Alter von 81 Jahren. Er hat den Zwergstaat erfolgreich zum Spielcasino und zur Steueroase für die Superreichen Europas gemacht. Die Nachfolge tritt Sohn Albert an.
  • 7.4.2005: Indien und Pakistan auf Entspannungskurs: Erstmals seit der Unabhängigkeit vor knapp 60 Jahren werden direkte Busverbindungen zwischen den rivalisierenden Staaten zugelassen.
  • 8.4.2005: Im US-Bundesstaat Virginia wird erstmals ein Spammer (Absender von massenhaften unerwünschten Werbe-e-Mails) zu einer hohen Haftstrafe verurteilt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Urteil abschreckende Wirkung zeigt, bevor das Medium e-Mail unbenützbar geworden ist, weil man seine echten Mails in der Spamflut nicht mehr findet.
  • 11.4.2005 Fanatische chinesische Studenten und Jugendliche protestieren in Peking und anderen chinesischen Großstädten lautstark gegen ein neues japanisches Schulbuch, das die Kriegsverbrechen der japanischen Armee im 2. Weltkrieg verharmlost. Die chinesische Regierung, die sonst jede Demonstration unterdrückt, toleriert die zum Teil massiven Ausschreitungen gegen japanische Einrichtungen stillschweigend. Beide Seiten tun sich offensichtlich schwer damit, ihre dunkle Vergangenheit aufzuarbeiten.
  • 20.4.2005: Das Parlament des Andenstaates Ecuador setzt nach Massenprotesten Staatspräsident Lucio Gutierrez ab.
Mai 2005
  • 2.5.2005: In der neusten Pisa-Studie (Programme for International Student Assessment) schneiden die Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit in den Kantonen Fribourg, St. Gallen, Thurgau und Wallis statistisch signifikant [klar nachweisbar] besser ab ab als in anderen Kantonen. Das wichtigste Ergebnis bringen die Medien, da politisch brisant, zunächst nur im Kleingedruckten: Die soziale und kulturelle Herkunft hat einen weit grösseren Einfluss auf die Leistung der SchülerInnen als alle Unterschiede in den Schulsystemen und alle Reformen, die in der Schule selbst ansetzen.
    Insbesondere werden die Resultate des internationalen Vergleichs beim kantonalen Vergleich klar bestätigt: Staaten bzw. Kantone, die alle Schüler möglichst lange in den gleichen Klassen zusammen halten, findet man genauso an der Spitze (Finnland) wie am Schluss (Schweden, Tessin). Dasselbe gilt auch für solche, die früh und streng nach Leistungsniveaus trennen (Spitzenleistungen: Korea, mässig: USA).
    Immerhin gibt es eine kleine Feinheit zu beachten: das Tessin erreicht mit dem Verzicht auf strenge Selektion und mit früher Einschulung ein ausgeglicheneres Resultat, allerdings auf tieferem Niveau, als Kantone mit starker Selektion.
    Im europäischen Vergleich gehört die Schweiz in Mathematik und Naturwissenschaften zur Spitze, beim Lesen (und Verstehen) gibt es aber grosse Defizite. Die Erklärung dafür liefert der Vergleich zwischen den Kantonen bzw. Staaten, wenn man deren Ausländeranteil berücksichtigt: Die Schweiz hat mit 20% der Gesamtbevölkerung mit Abstand den höchsten Ausländeranteil (in den Schulen gewisser Stadtquartiere sind es sogar über 80%), gefolgt von Deutschland (10%), Österreich (9%), den USA (7%), Frankreich (6%) und Kanada (5%). Finnland (2%), Japan (1%) und Korea (0,3%) haben dagegen sehr wenige Ausländer. Finnland, Korea, Kanada und Japan liegen vor der Schweiz, die anderen Staaten beim Lesen hinter der Schweiz, auffallend nach Ausländeranteil geordnet.
    Dem entsprechen innerhalb der Schweiz die besseren Resultate der ländlich geprägten Kantone mit tieferem Ausländeranteil. Es erstaunt nicht, dass Immigrantenkinder mehr Mühe mit der Sprache haben als Eingeborene und dass sie in der Mathematik vergleichsweise besser mithalten können: dümmer sind sie ja nicht, es fehlt nur die Übung in der Landessprache. Angesichts des aussergewöhnlich hohen Ausländeranteils machen die Schweizer Schulen ihren Job also sehr gut. Aber man könnte natürlich noch besser werden. Ansetzen müsste man somit bei gezielter und früherer Sprachförderung (schon vor dem Kindergarten).
    Laut Hans Ulrich Stöckling, Präsident der Schweizerischen Bildungsdirektorenkonferenz, zahlt die Schweiz jetzt für die Sünden ihrer Einwanderungspolitik im letzten Jahrhundert. Damals rief man billige, schlecht ausgebildete Arbeitskräfte und tat lange zuwenig für die Integration ihrer Kinder.
    Im Dezember 2005 startet eine TV-Show, in der Teams aus allen Kantonen, die von Prominenten aus Sport und Showbiz angeführt werden, typische PISA-Tests lösen müssen und so um den Titel des "schlausten Kantons" kämpfen.
  • 12.5.2005: Der Bundesrat kündigt erneut einen Umbau der Verteidigungpolitik an: Raumsicherung und Friedenspolitik sollen zulasten der klassischen Armee mehr Gewicht bekommen.
  • 18.5.2005: In einem Interview mit der "Neuen Luzerner Zeitung" fordert Dominique Biedermann, Direktor der Anlagestiftung Ethos, dass auch in der Schweiz wie in England die Aktionäre einer Firma über die Löhne der Topmanager entscheiden. Biedermann hält die exorbitanten Löhne einiger Schweizer Topmanager nicht nur für ein moralisches, sondern auch für ein wirtschaftliches Problem, weil dadurch die Unternehmen geschwächt würden.
  • 18.5.2005: Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Energie (UVEK) veröffentlicht einen Expertenbericht zum Alpentransit. Die Experten bezeichnen die vom Verein Alpeninitiative vorgeschlagene Internetbörse für alpenquerende Lastwagenfahrten als «geeignet, das Verlagerungsziel auf effiziente und nicht diskriminierende Weise zu erreichen». Die Variante «Slotmanagement mit dynamischer Preisgestaltung» könnte sogar ohne Verhandlungen mit der EU eingeführt werden, wäre aber nur an Spitzentagen wirksam bzw. falls das Verkehrsaufkommen allgemein stark ansteigt.
  • 24.5.2005: Der grösste Schweizer Stromkonzern Axpo schlägt in der Studie "Stromperspektiven 2020" den Bau eines neuen Kernkraftwerks vor. Während die SVP die Pläne begrüsst, hagelt es Kritik von SP und Umweltverbänden. In der Vorwoche hat Walter Steinmann, Chef des Bundesamts für Energie, dagegen die seit 1990 geltende Bundesratsmeinung erneut bekräftigt, dass die Atomkraftwerke nach ihrer Stillegung durch Gaskraftwerke ersetzt werden sollen. Nicht so richtig ernst nehmen mag man die Kritik von Rolf Büttiker (FDP), Atel-Verwaltungsrat und Präsident der ständerätlichen Energiekommission, Steinmanns "nicht durchdachter" Vorschlag laufe der Klimapolitik zuwider - denn die FDP torpediert ja bekanntlich alle griffigen Klimaschutzinstrumente.
  • 2.5.2005: Die Untersuchung eines schweren Eisenbahnunglücks von Ende April in Japan bringt an den Tag, dass Pünktlichkeitswahn und systematische Erniedrigung von Mitarbeitern, die Unpünktlichkeiten verursachen, die eigentliche Ursache für den Tod von 107 Menschen sind: Der Lokführer war im Juni 2004 für eine kleine Verspätung während 13 Tagen in eine "Nacherziehung" gesteckt worden und versuchte nun, eine lächerliche Verspätung von 90 Sekunden durch überhöhte Geschwindigkeit aufzuholen, um sich eine erneute Demütigung zu ersparen. Ein anderer Lokführer hat sich im Herbst 2001 nach 3 Tagen "Nacherziehung" wegen 60 Sekunden Verspätung erhängt. Nicht berichtet wurde, ob die verantwortlichen Manager nun wegen fahrlässiger Tötung vom Staat nacherzogen werden.
  • 5.5.2005: Der britische Premierminister Tony Blair gewinnt mit der Labour-Partei die Parlamentswahlen klar und wird damit für eine dritte Amtszeit bestätigt.
  • 12.5.2005: Der Deutsche Bundestag stimmt der EU-Verfassung mit grosser Mehrheit aus allen Fraktionen zu.
  • 12.5.2005: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg stellt im Prozess der Türkei gegen den Kurdenführer Abdullah Öcalan zahlreiche Menschenrechtsverletzungen fest. Die Türkei untersteht als Mitglied des Europarats der Europäischen Menschenrechtskonvention und muss den Prozess gegen Öcalan nun neu aufrollen.
  • 13.5.2005: Massaker in Usbekistan: Die Armee schiesst bei Unruhen in der Stadt Andischan mehr als 700 Menschen nieder. Die Art und Weise, wie die autoritäre Regierung Islam Karimov ausländische Journalisten gängelt, die sich für Hintergründe interessieren, erinnert so verzweifelt an die Methoden aus der Zeit des Kalten Krieges, dass sich der Umkehrschluss geradezu aufdrängt: Dieses Regime hat etwas zu verbergen.
  • 18.5.2005: An der Generalversammlung der Deutschen Bank weist CEO Josef Ackermann die heftige Kritik an der Streichung von 6400 Stellen zurück, die er zusammen mit einem Milliardengewinn angekündet hat. Ackermann wirft der SPD-Regierung vor, dem Wirtschaftsstandort Deutschland zu schaden. Besonders sauer ist ihm aufgestossen, dass der SPD-Vorsitzende die Masslosigkeit der Manager bei ihren Lohnansprüchen mit der Gefrässigkeit von Heuschrecken verglichen hat, die immer wieder ganze blühende Landstriche kahlfressen. Beschämend seien solche Sprüche. "Aber ist nur das beschämend? Ist es nicht auch die Selbstgefälligkeit, mit der einige Topmanager in der Öffentlichkeit auftreten? Wer Millionengehälter ungerührt als völlig marktkonformen Lohn und Massenentlassungen zur Gewinnmaximierung im besten Fall als «schmerzhaft, aber unumgänglich» bezeichnet, der darf sich nicht wundern, wenn er auf wenig Verständnis, ja sogar auf offene Ablehnung stösst." (Karl Fischer, Kommentar in der Neuen Luzerner Zeitung vom 19.5.2005) Im Dezember geht der Konflikt um die Bedeutung des Begriffs Verantwortung mit der Wiederaufnahme des Prozesses um die Mannesmann-Abfindungen in eine neue Runde.
  • 18.5.2005: Die US-Soldatin Sabrina Harman wird für ihre Beteiligung am Folterskandal im Gefängnis Abu Ghraib (Irak) zum unehrenhaften Ausschluss aus der Armee und zu sechs Monaten Haft verurteilt. Das Strafmass bleibt damit wesentlich tiefer als für den Unteroffizier Charles Graner, der bereits früher zu zehn Jahren Haft verurteilt worden ist. Im Oktober wird schliesslich Lynndie England zu drei Jahren Haft verurteilt. Ungeklärt und ungesühnt bleibt die Rolle der obersten Militärführung und der US-Regierung im Folterskandal von Abu Ghoreib. Insbesondere sträubt sich die US-Regierung bis Ende Jahr gegen ein klares Folterverbot in der US-Armee, obwohl die USA dazu längst völkerrechtliche Verpflichtungen eingegangen sind.
  • 22.5.2005: Nach der Wahlschlappe bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, einer traditionellen SPD-Hochburg, ergreift der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder die Flucht nach vorne und kündet vorgezogene Bundestagswahlen für den Herbst an.
  • 29.5.2005: Frankreich lehnt die EU-Verfassung mit 55% Nein ab und versetzt die EU-Politiker damit in einen Schock. Dabei geht es den meisten Gegnern nicht nur um die Verfassung bzw. ihre neoliberale Grundausrichtung selbst, sondern mindestens ebenso darum, der französischen Regierung einen Denkzettel zu verpassen. Präsident Jacques Chirac entlässt die Regierung von Jean-Pierre Raffarin und beauftragt Dominique de Villepin mit der Bildung einer neuen Regierung.
  • 29.5.2005: Die britische Zeitung Independent deckt auf, dass in ein Leck in der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Sellafield während Monaten unentdeckt geblieben ist. Der Vorfall wird von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA als "ernst" eingestuft. Sellafield sorgt immer wieder durch wenig umweltbewussten Umgang mit radioaktivem Material für Schlagzeilen.
  • 31.5.2005: Der während der überstürzten Privatisierung von russischen Staatsbetrieben in der Ära Jelzin (1990-er Jahre) reich gewordene "Oligarch" Michael Chodorkowski wird in einem politischen Scheinprozess zu neun Jahren Arbeitslager verurteilt. Präsident Putin macht damit klar, dass die russische Führung weit davon entfernt ist, demokratische Verhältnisse nach westlichen Massstäben einzuführen. Im Westen mag sich allerdings auch niemand für die schamlosen neureichen Abzocker einsetzen.
Juni 2005
  • 5.6.2005: In der Volksabstimmung werden sowohl der Beitritt der Schweiz zu den Abkommen von Schengen und Dublin (Wegfall der systematischen Grenzkontrollen und verstärkte internationale Zusammenarbeit der Polizei) als auch das Partnerschaftsgesetz für homosexuelle Paare klar angenommen.
  • 9.6.2005: Halbjahresbilanz von Bahn 2000: Seit dem Fahrplanwechsel vom Dezember 2005 verzeichnen die SBB eine Zunahme von 7,5% im Personenfernverkehr, auf der Strecke Zürich-Bern, die von den Neubauten am meisten profitiert, sind es sogar +11%. Die Passagierzunahme fällt allerdings geringer aus, als die Angebotserweiterung (12% mehr Züge, 14% mehr Zugskilometer). Fahrplanstabilität und Pünktlichkeit sind - trotz zweier spektakulärerer Grossereignisse - insgesamt sehr hoch.
  • 9.6.2005: Laut einer Studie sind zwei Drittel von 40000 Schweizer Wirtschaftsstudenten vor allem an einem fetten Lohn interessiert, das Engagement für den Job an sich hält sich in engen Grenzen. Angesichts solcher Befunde fragen sich immer mehr Aktionäre, welchen Gegenwert sie für die munter steigenden Managerlöhne erhalten.
  • 10.6.2005: Der Bundesrat setzt das Mindestalter für Frühpensionierungen in Verordnungen zum BVG auf 58 Jahre fest. Mit der Erhöhung sollen vor allem Steuerschlupflöcher gestopft werden. Betroffen dürften vor allem vermögende Personen sein, die sich eine so frühe Pensionierung überhaupt leisten können.
  • 17.6.2005: Aus Basel wird der erste Schweizer Fall von "Happy Slapping" gemeldet: Jugendliche verprügeln gleichaltrige und filmen das Verbrechen mit dem Kamerahandy, um sich damit zu brüsten. Die Behörden wollen nun gegen Gewaltvideos auf Handys konsequent durchgreifen.
  • 18.6.2005: An der Gay Pride 2005 in Luzern wollen Homosexuelle sich mit friedlichen Aktionen als "ganz normale Menschen" darstellen. Der Luzerner Stadtpräsident hält eine Eröffnungsrede, die Landeskirchen veranstalten einen ökumenischen Gottesdienst. Die Gegendemonstration konservativer Katholiken fällt beinahe exotischer aus.
  • 22.6.2005: Blackout bei der SBB. Wegen einer Autobahnbaustelle wird die Verbindung zwischen den SBB-eigenen Kraftwerken im Gotthardgebiet und dem Mittelland von drei auf eine Leitung reduziert, ohne dass Kompensationsmassnahmen getroffen und Notfallszenarien vorbereitet werden. Dabei wurde das Kraftwerk Amsteg für Bahn 2000 eigens ausgebaut, um Lastspitzen im Knoten Zürich decken zu können, die Bedeutung der abgeschalteten Leitungen hätte den zuständigen Stellen also bekannt sein müssen. Während der abendlichen Verkehrsspitze an diesem heissen Sommertag (Klimaanlagen!) wird die letzte Verbindung wegen einer kurzzeitigen Überlast automatisch abgeschaltet, darauf bricht innert Minuten die Bahnstromversorgung in der ganzen Schweiz zusammen. Zehntausende von PendlerInnen bleiben z.T. auf offener Strecke stecken. Der Wiederaufbau des Netzes erfolgt innert weniger Stunden - dass Energiefachleute dies eine hervorragende Leistung nennen, ist für die gestrandeten Passagiere ein schwacher Trost. Ursachenanalyse (SBB)
  • 22.6.2005: Bundesrat Couchepin präsentiert Vorschläge zur Sanierung der stark defizitären Invalidenversicherung IV. Der Bundesrat will die Zahl der Neurenten durch eine verbesserte Wiedereingliederung in das Erwerbsleben um 20% senken und die Lohnabzüge um 0,1% sowie die Mehrwertsteuer um 0,8% erhöhen. Die bürgerlichen Parteien üben sich in Kritik, haben aber keine Alternativen anzubieten.
  • 1.6.2005: Die neue EU-Verfassung wird in den Niederlanden mit 62% : 38% noch wuchtiger verworfen als drei Tage zuvor in Frankreich. Der Ratifizierungsprozess für die EU-Verfassung wird danach auf Eis gelegt.
  • Simbabwes Diktator Robert Mugabe lässt mitten in der kalten Jahreszeit auf der Südhalbkugel während Wochen systematisch zehntausende von Hütten in den Armutsvierteln der Großstädte zerstören. Die einheimischen Medien hat er längst mundtot gemacht, ausländische Journalisten dürfen aus dem im Namen der Befreiung vom Kolonialismus total heruntergewirtschafteten Land nicht berichten. Da Mugabe bei afrikanischen Politikern immer noch viele Sympathien geniesst, schauen auch die westlichen Politiker lieber weg.
  • 7.6.2005: Nachdem der Kanton Luzern den Architekturwettbewerb für ein Uni-Gebäude abgebrochen hat, will Wettbewerbssieger Valerio Olgiati diesen Entscheid vor Verwaltungsgericht anfechten. Dem Projekt war aus der Bevölkerung massiver Widerstand erwachsen, zudem wachsen die Studentenzahlen rascher als erwartet.
  • 10.6.2005: Oskar Lafontaine und Gregor Gysi stellen im Blick auf die deutschen Bundestagswahlen ein Linksbündnis vor, dass die von den Reformen der rot-grünen Regierung Schröder enttäuschten Wähler abholen soll. Lafontaine, ehemals Parteipräsident der SPD, ist anfangs Mai aus der SPD ausgetreten. Die neue Linkspartei wird am 13.6.2005 formell gegründet und jagt in der Folge der SPD bei den vorgezogenen Neuwahlen so viele Stimmen ab, dass die rot-grüne Koalition nicht mehr regierungsfähig ist und durch eine schwarz-rote Koalition abgelöst wird.
  • 11.6.2005: Nach 157 Tagen in Geiselhaft wird die französische Journalistin Florence Aubenas von irakischen Extremisten freigelassen.
  • 13.6.2005: In Italien scheitert das von Frauen aus allen Parteien getragene Referendum gegen das restriktive Bioethik-Gesetz an mangelnder Stimmbeteiligung, obwohl das Gesetz laut Umfragen von bis zu 85% der Bevölkerung abgelehnt wird. Da in Italien ein Referendum nur gültig ist, wenn die Stimmbeteiligung mindestens 50% beträgt, hatte der Vatikan erfolgreich zum Boykott aufgerufen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes Anfang 2004 weichen unfruchtbare Paare ins Ausland, insbesondere in die Schweiz aus.
  • 13.6.2005: Popstar Michael Jackson wird mangels Beweisen von einem Geschworenengericht vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Kindern frei. Nach dem Prozess setzt sich Jackson in den Nahen Osten ab und gelobt, zu seinen kleinen Fans auf mehr Distanz zu gehen.
  • 16.6.2005: Das Arbeitsgericht Wuppertal erklärt einen grossen Teil des Arbeitskodex der US-Detailhandelkette Wal-Mart für rechtswidrig. Es geht insbesondere um Vorschriften, die "sexuell deutbare Kommunikation jeder Art" zwischen Angestellten verbieten. Wieder einmal zeigen sich massive kulturelle Unterschiede zwischen Europa und den USA, wo solche Vorschriften gang und gäbe sind (man erinnert sich an den Fall Stonecipher). In Deutschland nimmt mittlerweile etwa jede dritte Ehe im Berufsleben ihren Anfang ...
  • 24.6.2005: Der populistische, ultrakonservative Hardliner Machmud Achmadi-Nedschad gewinnt die Präsidentenwahl im Iran mit deutlichem Vorsprung auf den ehemaligen Präsidenten Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. Achmadi-Nedschad zeigt sich im Atomstreit mit dem Westen unnachgiebig und fällt durch antisemitische Hassreden auf: Im Oktober fordert er die Vernichtung Israels und im Dezember leugnet er den Holocaust und schlägt vor, die Europäer sollten doch in Europa einen jüdischen Staat schaffen. Selbst namhafte arabische Politiker distanzieren sich. Im Karikaturenstreit von Anfang 2006 schlägt Achmadi-Nedschad vor, europäische Zeitungen sollten mit Karikaturen zum Holocaust ihre Ernsthaftigkeit bezüglich Meinungsfreiheit beweisen sollten.
  • 29.6.2005: Die EU beschliesst, mit der Türkei Beitragsverhandlungen zu führen, lässt dabei aber ausdrücklich offen, ob am Ende des Prozesses die Vollmitgliedschaft stehen wird. Das offizielle Verhandlungsmandat wird am 3.10.2005 nach einigem Gezerre verabschiedet.
Juli 2005
  • 8.7.2005 Der Zuger Nationalrat Josef Lang bezeichnet nach dem Terroranschlag von London die vom Bundesrat in der Vorwoche genehmigte Lieferung von 180 alten Schützenpanzern der Schweizer Armee in den Irak (zur Ausrüstung der Polizei) als unnötiges Risiko. Das Geschäft wird kontrovers diskutiert, zieht sich in die Länge und scheitert schliesslich, weil die Käufer nicht ewig warten wollen. Es wird auch bekannt, dass eine frühere Lieferung an arabische Staaten entgegen abgegebener Garantien zu Kriegszwecken eingesetzt wurde. Im Herbst verkündet Bundesrat Schmid einen generellen Kurswechsel: In Zukunft soll ausgedientes Kriegsmaterial entweder verschrottet oder in die Ursprungsländer zurückgeschoben werden.
  • 15.7.2005: Die Zürcher Regierung vollzieht eine abrupte Kehrtwendung und lässt das mühsam zwischen den Kantonen ausgehandelte Abkommen über die Koordination und Konzentration der Spitzenmedizin platzen. Statt der vorgesehenen Verteilung auf 5 Spitäler fordert Zürich eine Konzentration auf nur noch zwei Zentren - eines in Zürich und eines in der Westschweiz. Gleichzeitig wird das Mitte Juni nach einer tödlichen Verwechslung bei einer Operation verhängte Moratorium für Herztransplantationen in Zürich aufgehoben. Die übrigen Kantone werfen Zürich Arroganz und Egoismus vor.
  • 22. 7.2005: Dogu Perincek, Chef der türkischen Arbeiterpartei, bezeichnet an einer Feier in Zürich zum 82. Jahrestag des Lausanner Vertrags den türkischen Völkermord an den Armeniern als Lüge. Die Zürcher Behörden ermitteln wegen Verstoss gegen das Anti-Rassimus-Gesetz. Am 25.7. kritisiert der türkische Aussenminister Abdullah Gül in der Zeitung Hürriyet die Schweiz. Weiterhin offen ist das Verfahren gegen türkischen Historiker Yusuf Halacoglu in ähnlicher Sache. Es zeichnet sich ab, dass der Weg der Türkei nach Europa noch lang und steinig ist, obwohl er in beiderseitigem Interesse liegt.
  • 25. Juli 2005: Ein in Slowenien geborener Braunbär überquert die Schweizer Grenze und hält sich einige Tage gut beobachtbar in der Nähe des Ofenpasses auf, bevor er nach Österreich weiterzieht. "Unser Bär" avanciert zum Liebling der Nation. Der letzte in der Schweiz frei lebende Bär war 1923 gesichtet worden.
  • 31.7.2005: Der langjärige Vizekanzler und souveräne Bundesratssprecher Achille Casanova tritt nach 24 Amtsjahren im Alter von 64 in den Ruhestand, nimmt aber gleichzeitig das Teilzeitamt des Ombudsmanns von Radio und Fernsehen DRS an. Anlässlich der Ankündigung am 13.1.2005 bedauert Casanova ausdrücklich "die politische Entwicklung hin zu den Extremen".
  • 2.7.2005: Unter dem Titel "Live-8" veranstalten der Popmusiker Bob Geldof und weitere Superstars weltweit Konzerte und appellieren damit an die Politiker der reichsten Länder (G8-Nationen), den ärmsten Entwicklungsländern die Schulden zu erlassen.
  • 7.7.2005: Vier junge in Leeds (England) aufgewachsene Muslime aus pakistanischen Einwandererfamilien, die als unauffällig beschrieben wurden, verüben koordinierte Sprengstoffanschläge auf die Londoner U-Bahn und einen Doppeldecker-Bus.
  • 8.7.2005: Am G8-Gipfeltreffen in Gleneagles (Schottland) versprechen die Staats- und Regierungschefs der reichsten Länder eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe und einen Schuldenerlass von 40 Mrd $ für die 18 ärmsten Länder. Darüber hinaus soll der Zugang zu Aids-Therapien erleichtert werden und eine Friedenstruppe für Afrika aufgebaut werden. Auch der Wiederaufbau in Palästina soll mit 3 Mrd $ zusätzlich gefördert werden. Beim Klimaschutz reicht es dagegen nur für eine unverbindliche Erklärung, die USA verhindern jede verpflichtende Übereinkunft.
  • 8.7.2005: Die US-Reporterin Judith Miller wird in Beugehaft genommen, weil sie sich weigert, ihre Quelle für einen pikanten Artikel zu nennen, der die Bush-Administration in leichte Bedrängnis bringt. Ein Aufschrei der Öffentlichkeit bleibt aus. Einige Wochen später kommen zudem Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Miller auf.
  • 8.7.2005: Deutschland, Indien, Japan und Brasilien bringen einen gemeinsamen Entwurf zur Erweiterung des UNO-Sicherheitsrates in die UNO-Generalversammlung ein. Die Sache verläuft jedoch vorerst im Sand, nicht zuletzt deshalb, weil auch anderen Regionen Ansprüche erheben. So fordert die Afrikanische Union zwei ständige Sitze.
  • 8.7.2005: Peter Hartz tritt als Personalchef des VW-Konzerns zurück, nachdem er im Korruptionsskandal um "Lustreisen" für Betriebsräte (Arbeitnehmervertreter) angegriffen worden ist. Er weist aber gleichzeitig Vorwürfe zurück, das Unternehmen habe die Betriebsräte "gekauft". Hartz hat im Auftrag von Bundskanzler Gerhard Schröder die nach ihm benannten Arbeitsmarktgesetze entworfen, die letztlich auch zur Abwahl der rot-grünen Koalition führen.
  • 11.7.1995: Massaker von Srebrenica. 10 Jahre danach sind die Hauptverantwortlichen, der politische Führer der bosnischen Serben Radovan Karadzic und General Ratko Mladic immer noch auf freiem Fuss.
  • 23.7.2005 Ein Terroranschlag im ägyptischen Ferienort Scharm el Sheik fordert 88 Todesopfer.
  • 23.7.2005: Ein Bombenanschlag von Al-Kaida-Terroristen im ägyptischen Touristenzentrum Sharm al-Sheik fordert 88 Menschenleben.
August 2005
  • 17.8.2005: Eine Studie des Universitätsspitals Zürich zeigt, dass die Ärzte zu wenig an HIV denken: 75% aller frischen HIV-Infektionen werden beim ersten Arztbesuch nicht als solche erkannt.
  • 18.8.2005: Die Reduktion der Promillegrenze von 0.8 auf 0.5 Promille per 1.1.2005 zeigt Wirkung: Im ersten Halbjahr 2005 liegt die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle 22% unter dem Wert des Vorjahres. Viele Landgasthäuser jammern über einen Umsatzrückgang. Erfinderische Wirte schaffen es allerdings, den Umsatzverlust mit alternativen Angeboten zu kompensieren.
  • 20.-22.08.2005: Unwetter in der Schweiz: Die schwersten Regenfälle in der Schweiz seit Beginn der Messungen vor 150 Jahren lösen zahlreiche Erdrutsche und Überschwemmungen aus. Besonders betroffen sind die Zentralschweiz (Entlebuch, Ob- und Nidwalden, Uri) sowie das Berner Oberland (Brienz, Diemtigtal). Die Zufahrten nach Engelberg und Diemtigen auf Schiene und Strasse werden weggespült und die Ortschaften sind tagelang nur mit Helikoptern erreichbar. Während die hilflose Untätigkeit der US-Behörden angesichts des Hurrikans Kathrina den Glauben vieler Amerikaner in ihr politisches System erschüttert, bewährt sich die lokale Eigenverantwortung in der Schweiz bestens. Die Bundesräte Schmid und Leuenberger sind schnell vor Ort - aber nicht von oben herab, sondern mit echter Anteilnahme und Respekt für die Leistungen der lokalen Bevölkerung. In den Städten Thun, Bern und Luzern sind nur einzelne Quartiere von Überschwemmungen betroffen.
    Bilder und Beispiele des vorbildlichen Krisenmanagements auf Gemeindeebene:
  • 30.8.2005: Nach einem grossen Verlust beim Güterverkehr im ersten Halbjahr kündigt SBB Cargo eine Straffung der Einzelwagen-Zustellung an. Dabei sollen die Hälfte der Zustellpunkte gestrichen und 650 Arbeitsplätze abgebaut werden. Dass die Gewerkschaften protestieren, ist nachvollvollziehbar. Interessant ist dagegen, dass auch aus Wirtschaftskreisen laut gejammert wird - denn betroffen sind lediglich 3% der transportierten Mengen, also diejenigen Standorte, wo die Dienstleistung der Bahn bis heute nur sporadisch genutzt worden ist, die Fixkosten dagegen laufend anfallen. Der Mehrverkehr auf der Strasse dürfte sich damit wohl entgegen den von den Regionalpolitikern scheinheilig vorgebrachten Argumenten in engen Grenzen halten. Wer Monopole von Staatsbetrieben aufhebt und Wettbewerb fordert, sollte sich nicht wundern, dass diese Betriebe sich marktwirtschaftlich verhalten und bisher quersubventionierte Leistungen streichen. Für zusätzliche Subventionen findet sich dann aber doch nicht einmal ansatzweise eine Mehrheit.
  • 1.8.2005: Präsident Bush umgeht den Kongress und ernennt während der Sommerferien den als Hardliner und UNO-Kritiker bekannten John Bolton zum neuen UNO-Botschafter der USA. UNO Generalsekretär Kofi Annan reagiert staatsmännisch und heisst den neuen UNO-Botschafter der USA willkommen, weil er im Gegensatz zur Bush-Administration weiss, wie wichtig es ist, Gesprächspartnern zuzuhören. Annan lässt aber immerhin zwischen den Zeilen durchblicken, dass die USA auf Granit beissen werden, wenn sie einfach ihre Sicht der Dinge durchsetzen wollen.
  • 1.8.2005 Der südsudanesische Vizepräsident John Garang, der nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg den Süden des Landes in einer Regierung der nationalen Einheit vertritt, kommt bei einem Helikopterabsturz ums Leben.
  • 1.8.2005: Der saudische König Fahd stirbt im Alter von 84 Jahren. Nachfolger wird sein 82-jähriger Halbbruder Abdallah. Die Erdölmärkte reagieren mit Verunsicherung und Preisanstieg.
  • 1.8.2005: Der Astronom Mike Brown vom California Institute of Technology gibt bekannt, dass er am 31.10.2003 einen zehnten Planeten unseres Sonnensystems entdeckt hat, der zurzeit 14,5 Mia. km von der Erde entfernt ist. Siehe auch: NASA.
  • 16.8.2005: Frère Roger, der aus der Schweiz stammende 90-jährige Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé (Burgund) wird von einer geistig verwirrten Frau während eines Gottesdienstes mit einem Messer erstochen. Taizé hat vor allem in den 1970'er und 1980'er Jahren Tausende von religiösen Jugendlichen aus ganz Westeuropa, nach 1987 vermehrt aus Osteuropa angezogen.
  • 17.8.2005: Gegen den erbitterten Widerstand der jüdischen Siedler beginnt die Räumung des Gazastreifens durch Israel. Premierminister Ariel Scharon zieht diese Aktion unbeirrt durch und nimmt dafür selbst die Spaltung seiner Likud-Partei in Kauf. Ob dem Abzug aus Gaza darf man aber nicht übersehen, dass im Westjordanland nach wie vor Dutzende von israelischen Siedlungen bestehen.
  • Hurrikan Katrina verwüstet New Orleans. Präsident Bush und seine Administration ignorieren Vorwarnungen der Hurrikan-Zentren im Vorfeld und nehmen die betroffene Bevölkerung auch nach dem Eintreten der Katastrophe nicht ernst. Die Popularität von Präsident Bush sinkt auf einen Tiefpunkt. Viele US-Amerikaner erkennen mit einem Male erstaunt und betroffen, dass ihr Land eigentlich in vielen Aspekten ein Drittweldland ist. Auch Monate nach dem Ereignis ist New Orleans weit von der Rückkehr zur Normalität entfernt.
  • Innert drei Tagen brennen in Paris zwei herunter gekommene Häuser aus, die von Immigranten aus Afrika bewohnt werden. Wie schon im April kommen wieder Dutzende in den Flammen um.
  • 31.8.2005: Infolge einer Massenpanik kommen bei einem schiitischen Pilgerfest in Bagdad rund Tausend Menschen um.
September 2005
  • 5.9.2005: Die Tessiner Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen mehrere Tessiner Immobilienhändler und den Ex-Liegenschaftenchef der staatlichen Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA. Es sollen gegen Bestechungungsgelder in Millionenhöhe mehrere SUVA-Liegenschaften weit unter ihrem Wert verkauft worden sein. SUVA-Direktor Ulrick Fricker gibt am in einem Interview mit dem "SonntagsBlick" vom 18.9.2005 zu, dass die internen Kontrollmechanismen versagt haben. Die Untersuchung wird auf weitere mögliche Fälle ausgedehnt. Politisch geraten die SUVA und ihr Verwaltungsratspräsident Franz Steinegger unter Druck. In der Sonntagspresse vom 25.9.2005 fordern mehrere Nationalräte und Wirtschaftsprofessor Franz Jaeger eine Überprüfung der "überholten Strukturen" bei der SUVA, u.a. eine Verkleinerung des Verwaltungsrates von 40 auf 9 Mitglieder, andere warnen dagegen vor vorschnellen Überreaktionen. Am 4.10.2005 geht das Strafverfahren an die Bundesanwaltschaft über.
  • 25.9.2005: Auch in der Abstimmung zur Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Staaten in Osteuropa bestätigt das Stimmvolk erneut den eingeschlagenen europapolitischen Kurs der bilateralen Abkommen. Der Bundesrat widersteht Forderungen von rechts, das eingefrorene EU-Beitrittsgesuch formell zurück zu ziehen.
  • 25.9.2005: Der Kanton Aargau schafft in einer Referendumssabstimmung das Ladenschlussgesetz mit knappem Mehr (51%:49%) ersatzlos ab.
  • 6.9.2005: Nach einer 23 Stunden dauernden Monsterdebatte lehnt das philippinische Parlament einen Misstrauensantrag gegen Präsidentin Gloria Macapal Arroyo ab.
  • 6.9.2005: Der israelische Premierminister Scharon will nach dem Abzug aus dem Gazastreifen weitere Siedlungen auf Palästinensergebiet erst räumen, wenn die Palästinenser Gegenleistungen erbringen. Danach sieht es aber vorerst nicht aus, denn in den folgenden Monaten beschiesst die palästinensische Untergrundorganisation Hamas Israel immer wieder vom Gaza-Streifen aus mit Raketen.
  • 8.9.2005: Der ukrainische Präsident Juschtschenko entlässt nach internen Streitigkeiten und gegenseitigen Korruptionsvorwürfen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko.
  • 8.9.2005: Der republikanische Gouverneur Arnold Schwarzenegger legt sein Veto gegen ein vom kalifornischen Parlament mit 41:35 Stimmen verabschiedetes Gesetz zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen ein. Er beruft sich dabei auf eine Volksabstimmung aus dem Jahr 2000, bei der sich 61% der Stimmberechtigten gegen Homo-Ehen ausgesprochen haben. In den USA sind gleichgeschlechtliche Ehen bisher einzig im Bundesstaat Massachusetts möglich.
  • 9.9.2005: Hosni Mubarak lässt sich zum fünften Mal als Präsident von Ägypten wählen. Obwohl erstmals Gegenkandidaten zugelassen sind, steht der Wahlausgang schon im voraus fest.
  • 18.9.2005: Die vorgezogenen deutschen Bundestagswahlen enden mit dem grossen Patt: Weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb verfügen im neuen Bundestag über eine Mehrheit. Die kleineren Parteien haben keine Lust, sich auf eine Ampelkoalition (Rot-Gelb-Grün) bzw. Jamaica-Koalition (Schwarz-Gelb-Grün) einzulassen. Die Verhandlungen zur Bildung einer grossen Koalition verlaufen aber mehr als nur harzig und werden durch parteiinterne Machtkämpfe (CDU gegen CSU und SPD-intern) zusätzlich erschwert. Bundeskanzler Gerhard Schröder beweist seinen mangelnden Sinn für die Befindlichkeit der Wähler nach der knappen Wahlniederlage mit dem zweckoptimistischen Spruch: "Ich fühle mich bestätigt.". Am 22.11.2005 wird CDU-Chefin Angela Merkel vom neuen Parlament zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands gewählt.
  • 25.9.2005: Die katholisch-konservative Partei von Jaroslav Kaczynski gewinnt die Parlamentswahlen in Polen. Zwillingsbruder Lech Kaczynski wird am 23.10.2005 zum Staatspräsidenten gewählt.
  • 28.9.2005: Gegen Tom DeLay wird eine Strafuntersuchung wegen Verstössen gegen ein Parteifinanzierungsgesetz eröffnet. DeLay muss als Fraktionschef der Republikaner im US-Repräsentantenhaus zurück treten.
Oktober 2005
  • 1.10.2005: In Nottwil wird ein Forschungszentrum für die Rehabilitation von Querschnittgelähmten eröffnet.
  • 16.10.2005: Das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 wird in Rumänien nachgewiesen und hat damit Europa erreicht. In Europa werden vorübergehend der Impfstoff gegen die klassische Grippe knapp, obwohl dieser nach Angaben der Fachleute keinen Schutz gegen die Vogelgrippe bietet. Auch beim Grippemedikament Tamiflu kommt es trotz Rezeptpflicht zu Hamsterkäufen. Der Bundesrat erlässt am 21.10.2005 nach dem Vorbild der EU-Behörden eine vom 25.10. bis zum 15.12.2005 befristete Stallpflicht für Geflügel. Die Vogelwarte Sempach startet ein Programm zur Untersuchung der Zugvögel. Bis Ende Jahr werden allerdings keine infizierten Zugvögel festgestellt. US-Forschern gelingt es, das Virus zu rekonstruieren, das 1918 die sogenannte "Spanische Grippe" verursacht hat, der weltweit schätzungsweise 20 - 50 Millionen Menschen erlegen sind. Es stellt sich heraus, dass das Virus näher mit dem Erreger der Vogelgrippe verwandt ist als alle anderen bekannten Viren.
  • 17.10.2005: Die neue Late-Night-Show von Roman Kilchsperger und Chris von Rohr spaltet die Geister schon in der ersten Ausgabe: "Ich bin nicht prüde, aber die Gürtellinie wurde arg strapaziert" äussert sich etwa Othmar Kempf, Präsident des SRG-Publikumsrates. Bis zur vierten Ausgabe sackt die Zuschauerquote von 30% auf 16% ab. Medienprofi Frank Baumann ortet das Problem beim Konzept: "Bei 'Black and Blond' geht es nicht um pfiffige Unterhaltung, sondern lediglich ums Verletzen von Tabus. Das Publikum erkennt die Absicht und ist verstimmt."
  • 22.10.2005: Der Bischof von Basel, Kurt Koch, suspendiert den rebellischen Pfarrer Franz Sabo aus Röschenz (BL) definitiv und untersagt ihm jegliche Tätigkeit als Priester und Seelsorger.
  • 24.10.2005: Urteil des Basler Appellationgerichts gegen Guido A. Zäch. In zweiter Instanz wird der Gründer der Paraplegiker-Stiftung und des Paraplegiker-Zentrums wegen mehrfacher Veruntreuung von Geldern der Stiftung zu sechzehn Monate Gefängnis bedingt verurteilt. Damit wird das erstinstanzliche Urteil in der Sache bestätigt, im Strafmass allerdings massiv gemildert. Das Strafgericht Basel-Stadt hatte Zäch noch wegen mehrfacher ungetreuer Geschäftsführung zu zwei Jahren Gefängnis unbedingt verurteilt. Zäch beharrt auf seiner Unschuld und zieht den Fall ans Bundesgericht weiter. Im April 2007 bestätigt das Bundesgericht das zweitinstanzliche Urteil.
  • 26.10.2005: Der Bundesrat diskutiert einen ganzen Tag über den künftigen Europa-Kurs und beschliesst, das seit 1992 'eingefrorene' Beitrittsgesuch der Schweiz zur EU nicht zurück zu ziehen. Hingegen wird der EU-Beitritt nicht mehr als 'langfristiges strategisches Ziel' sondern nur noch als 'Option' bezeichnet.
  • 27.10.2005: Der deutsche Discounter Aldi eröffnet vier Filialen in der Ostschweiz. Nur schon die Ankündigung des Engagements in der Schweiz hat bei den etablierten Grossverteilern zu Preissenkungen geführt. Dennoch kann man kaum eine rasche Angleichung an das EU-Preisniveau erwarten.
  • 30.10.2005: In Bülach ZH wird weltweit erstmals per SMS abgestimmt. Die mit dem Swiss IT Award ausgezeichnete Softwarelösung hat sich vollumfänglich bewährt.
  • 3.10.2005: Die 25 EU-Aussenminister einigen sich nach auf Mandate für Beitrittsverhandlungen mit Kroatien und mit der Türkei. Der Weg dazu ist frei geworden, nachdem UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte den kroatischen Behörden eine gute Zusammenarbeit mit dem UNO-Kriegsverbrecher-Tribunal bescheinigt hat und die Türkei in letzter Zeit erste zaghafte Reformen in Angriff genommen hat. Mit einem raschen Beitritt der Türkei ist aber nicht zu rechnen, da selbst der türkeifreundliche britische Europaminister Douglas Alexander noch grossen Handlungsbedarf bei der Übernahme von zwingendem, nicht verhandelbarem EU-Recht sieht. In vielen Ländern, besonders in Frankreich und Österreich, lehnt die Bevölkerung einen Beitritt der Türkei mehrheitlich ab.
  • 3.10.2005: Präsident Bush nominiert seine Rechtsberaterin Harriet Miers als Richterin am obersten Bundesgericht, obwohl sie über keinerlei Erfahrungen als Richterin verfügt. Die Nomination löst nicht nur bei den oppositionellen Demokraten Kopfschütteln aus, sondern auch bei den konservativen Republikanern, denen es offenbar doch nicht genügt, dass die Kandidatin eine "wiedergeborene Christin" ist und dass Präsident Bush versichert "I know her heart". Miers bittet Bush am 26.10., ihre Nomination zurückzuziehen
  • 7.10.2005: Der Friedensnobelpreis geht an die internationale Atomenergiebehörde IAEA und deren Chef Mohammed el Baradei.
  • 8.10.2005: Bei einem schweren Erdbeben kommen in der umstrittenen pakistanisch-indischen Grenzregion Kaschmir 87'000 Menschen um. Die Rettungsarbeiten und die Bereitstellung von Notunterkünften werden durch den Wintereinbruch zusätzlich erschwert. Wenigstens führt das Ereignis zu einem kleinen Tauwetter in den gespannten Beziehungen zwischen Indien und Pakistan, die Grenze wird für Hilfslieferungen geöffnet.
  • 9.10.2005: Sieg des konservativen Lech Kaczynski bei der Präsidentenwahl in Polen. Damit verzichtet sein Zwillingsbruder auf das Amt des Ministerpräsidenten.
  • 19.10.2005: Beginn des Prozesses gegen den durch die US-Invasion gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein wegen schwer wiegenden Menschenrechtsverletzungen. Der Prozess wird immer wieder unterbrochen, u.a. weil mehrere Verteidiger ermordet werden.
  • 22.10.2005: Die Zuschauer wählen in der Jubiläumssendung "50 Jahre Eurovision Song Contest" den Titel Waterloo der legendären schwedischen Popgruppe ABBA zum beliebtesten Eurovisions-Song. Für einmal repräsentiert das Ergebnis den tatsächlichen Geschmack des breiten Fernsehpublikums und nicht die bestorganisierte nationale Kampagne für die eigenen Kandidaten.
  • 25.10.2005: Die chinesische Regierung erlässt neue Zensurvorschriften für das Internet. Damit sollen oppositionelle Websites und Blogs mundtot gemacht werden.
  • 25.10.2005: Bei den Parlamentswahlen erleiden die regierenden Postkommunisten ein Debakel und erreichen nur noch 11%. Wahlsieger sind die nationalkonservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" von Jaroslaw Kaczynski (28%) und die unternehmernahe liberalkonservative "Bürgerplattform" von Jan Rokita (25%). Beide Wahlsieger sind aus der antikommunistischen Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc" hervorgegangen, die Ende der 1980'er Jahre massgeblich zum Untergang des Kommnunismus in Osteuropa beigetragen hat.
  • 27.10.2005: Während mehrerer Wochen werden die ärmlichen Vorstädte Frankreichs und Belgiens von nächtlichen Jugendunruhen erschüttert. Frustrierte Jugendliche aus Immigrantenfamilien ohne Aussicht auf Arbeit richten immense Sachschäden an: Tausende von Autos und Dutzende von Schulen und Kindergärten gehen in Flammen auf. Die Unruhen brechen aus, nachdem in Clichy-sous-Bois bei Paris zwei Jugendliche tödlich verunfallt sind. Die Regierung verhängt den Ausnahmezustand, die Polizei nimmt fast 3000 mutmassliche Randalierer fest, davon sind über tausend minderjährig. Am 6.11.2005 eskaliert die Gewalt, Polizisten werden mit Schrotflinten angeschossen, ein 61-jähriger Passant wird von Randalierern brutal zusammengeschlagen und stirbt. Am 7.11.2005 räumt Innenminister Nicolas Sarkozy öffentlich das Scheitern der französischen Integrationspolitik ein, vertritt aber gleichzeitig weiterhin einen harten Kurs gegenüber den Randalierern. Am 8.11.2005 werden befristet bis Mitte Januar 2006 Notstandsgesetze aus der Zeit des Algerienkriegs von 1955 wieder in Kraft gesetzt.
November 2005
  • 6.11.2005: Der erst 19-jährige Tom Lüthi aus Linden im Emmental wird Motorrad-Weltmeister in der 125ccm-Klasse. Die herausragende Saison-Leistung bringt ihm auch den Titel des Schweizer Sportlers des Jahres ein.
  • 16.11.2005: Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft qualifiziert sich nach einem 2:0-Sieg in Bern mit einer 4:2 Niederlage gegen die Türkei dank der Auswärtstore für die Fussball-WM 2006 in Deutschland. Ausschreitungen bei der Ankunft der Schweizer Mannschaft in Istanbul und Tätlichkeiten nach dem Spiel hinterlassen einen schalen Nachgeschmack und manch einer fragt sich, ob der Sport nun wirklich der Völkerverständigung diene, wie Alt-Bundesrat Adolf Ogi als UNO-Sonderbotschafter für Sport gerne verkündet.
  • 24.11.2005: Der Bundesrat will die Staatsanteile an der Swisscom verkaufen, weil er das Risiko von Ausland-Investitionen für den Staat als zu hoch einschätzt. Finanzminister Merz argumentiert, eine rein private Firma könne mit solchen Risiken angemessener umgehen. Am 25.11.2005 sickert durch, dass der Bundesrat dem Swisscom Management vorerst jegliches Auslandengament verbietet und dafür Aktienrückkäufe und höhere Dividenden (zugunsten der leeren Staatskasse ...) fordert. Die Börse reagiert mit kräftigen Kursverlusten auf die eher ungeschickte Kommunikationspolitik der rechtsbürgerlichen Bundesräte, die sich doch so gerne als kompetent in Wirtschaftsfragen verkaufen.
  • 27.11.2005: Die Volksinitiative für ein Gentech-Moratorium in der Landwirtschaft erzielt eine überraschend deutliche Ja-Mehrheit von 55,7%. Dass die Volksinitiative in keinem einzigen Kanton abgelehnt wird, muss gar als historisch bezeichnet werden. Die Bauern haben die Signale des Marktes verstanden und wollen ihre Absatzchancen nicht durch Experimente mit ungewissem Nutzen und hohen Risiken gefährden und machen für einmal gemeinsame Sache mit den KonsumentInnenorganisationen. Das Argument der Gentechnikindustrie, die Initiative gefährde den Forschungsstandort Schweiz, hat offensichtlich nicht verfangen: Das Stimmvolk hat mitbekommen, dass die entsprechende Forschung eh schon längst ins Ausland ausgelagert worden ist. Die ausländische Presse spricht von einer schallenden Ohrfeige für Regierung und Parlament.
    Umso knapper, nämlich mit 50,6% Ja (23'000 Stimmen Vorsprung), wird das revidierte Arbeitsgesetz angenommen, das den Verkauf von nicht für den Reisebedarf bestimmten Gütern in grossen Bahnhöfen und Flughäfen am Sonntag erlaubt. Die Gewerkschaften und Kirchen können einen Achtungserfolg verbuchen. Nachdem es einige Monate vor der Abstimmung noch nach einem klaren Ja ausgesehen hatte, ist die Vorlage ist zur Zitterpartie verkommen, weil es die bürgerlichen Befürworter der Liberalisierung nicht für nötig befunden haben, die Interessen der Angestellten mit flankierenden Massnahmen zu schützen.
  • 29.11.2005: Der Ständerat nimmt 7,5 Mio Fr. für Vorinvestitionen für die Porta Alpina, den geplanten unterirdischen Bahnhof Sedrun im Gotthard-Basistunnel ins Bundesbudget 2006 auf, auch der Nationalrat stimmt zu.
  • 7.11.2005: Ständerat Dick Marty (FDP/TI) wird zum Präsidenten des Ausschusses für Recht und Menschenrechte des Europarats gewählt.
  • 9.11.2005: Das britische Parlament schwächt eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze ab, die es der Polizei erlaubt hätte, Verdächtige 90 statt maximal 14 Tage ohne richterliche Bestätigung zu inhaftieren und verhören. Die Frist wird immerhin auf 28 Tage erhöht. Das wichtigste Argument der Gegner ist die Sorge um bürgerliche Freiheiten - man will also der Versuchung widerstehen, aus Angst vor dem Terrorismus gerade das auszuhöhlen, was die fanatischen Terroristen bekämpfen: den modernen, freiheitlichen und pluralistischen Staat.
  • Gleichentags erklärt EU-Kommissar Rehn im Zusammenhang mit den Beitrittsverhandlungen der Türkei, dass die Anerkennung der grundlegenden europäischen Werte der Menschenrechte unverhandelbar sei.
  • 9.11.2005 Bei einem Terroranschlag auf zwei Hotels in der jordanischen Hauptstadt Amman sterben 56 Menschen, vorwiegend Einheimische. Am 10.11.2005 demonstrieren Tausende gegen den Terror.
  • 18.11.2005: Bundespräsident Samuel Schmid und Bundesrat Moritz Leuenberger (der schweizerische "Kommunikationsminister") sowie Walter Fust (Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) äussern sich zum Abschluss des UNO-Weltgipfels für Kommunikation noch einmal mit deutlichen Worten zur Medienfreiheit: Technologischer Fortschritt (Zugang zum Internet) sei ohne die Inhalte (Meinungsfreiheit) nicht zu haben und die Regierungen sollten sich lieber darum bemühen, bessere Arbeit zu leisten, dann müssten sie auch keine Angst vor dem Volk haben. Nachdem das staatliche tunesische Fernsehen bereits die Direktübertragung der Rede von Bundespräsident Schmid zur Eröffnung der Konferenz in Tunis abgebrochen hat, muss das tunesische Volk wohl noch einige Zeit auf bessere Regierungsarbeit warten ...
  • 18.11.2005: US-Zeitungen berichten, dass der US-Geheimdienst CIA in über 20 Ländern Anti-Terror-Zentren und geheime Gefängnisse eingerichtet habe. Die Bush-Administration bestreitet die Existenz von geheimen Gefängnissen.
  • 20.11.2005: Der israelische Premierminister Ariel Scharon tritt aus der Likud-Partei aus und gründet mit gemässigten Vertretern der Arbeitspartei eine eigene Partei, um seinen harten Kurs gegenüber der palästinensischen Hamas-Bewegung einerseits und den uneinsichtigen jüdischen Siedlern andererseits für die Wahlen 2006 klarer zu positionieren.
  • 25./26.11.2005: In Nordrhein-Westfalen (Deutschland) führt der Einbruch des Winters zu einem Blackout. Schneeregen gefriert an den Überlandleitungen, die Masten können das erhöhte Gewicht nicht tragen und knicken reihenweise ein. Hunderttausende von Haushalten sind tagelang ohne Strom und damit auch ohne Heizung.
Dezember 2005
  • Am 1.12.2005 treten verschärfte Regeln für die Ausbildung von Neulenkern in Kraft: Neue Auto- und Töfffahrer erhalten den Führerausweis auf Probe und müssen in der dreijährigen Probezeit zwei ganztägige Vertiefungskurse absolvieren. Die Verschärfung führt zu einem kurzen Run auf die 'alten' Lernfahrausweise.
  • 1.12.2005: In Oberglatt ZH wird sechsjähriger Knabe wird auf dem Weg zum Kindergarten von drei unkontrolliert herumstreunenden Pitbulls-Kampfhunden angefallen und so schwer verletzt, dass er noch auf der Unfallstelle verstirbt. Während eine klare Mehrheit der Bevölkerung griffige gesetzliche Regelungen fordert, verstecken sich so genannte "Fachleute" und "Verantwortungsträger" wie der Chef des Bundesamtes für Veterinärwesen, Hans Wyss, hinter Formalismen, die wenig zur Problemlösung beitragen, wie: "Das Problem ist der Hundebesitzer".
    Aussagen wie diejenige eines Psychologen, dass zwischen der Hunderasse und der Psychologie des Halters meist ein Zusammenhang bestehe, werden dabei ausgeblendet. Selbstverständlich darf man nicht alle Halter von Kampfhunden in einen Topf werfen. Doch viele, allzu viele unter ihnen können die Verantwortung für ihre Tiere nicht wahrnehmen.
    Letzlich geht es wie bei der Verwahrunginitiative um das Abwägen von Rechtsgütern: Was ist in unserer Gesellschaft wichtiger: Der Schutz des elementarsten Rechtsgutes, nämlich von Leib und Leben, oder die Freiheit einer Minderheit, deren einer Teil klar unverantwortlich handelt und deren anderer Teil weder willens noch in der Lage ist, für Selbstregulierung zu sorgen (weil es sich nicht um eine geschlossene Gruppe handelt)? Wenn jetzt gewisse Leute von Verhältnismässigkeit reden, dann sollten sie das Wort ernst nehmen: Die Bevölkerung der Schweiz erwartet den Schutz ihres Lebens (also des höchsten Rechtsgutes) vor jenen Leuten, die Freiheit mit Verantwortungslosigkeit verwechseln.
  • 7.12.2005: Die Zürcher Regierung verfügt als rasch wirksame Sofortmassnahme einen Leinen- und Maulkorbzwang für vier gefährliche Hunderassen.
  • 8.12.2005: Der Blick meldet, dass bereits über 50'000 Unterschriften für ein Verbot von Kampfhunden gesammelt wurden Die Petition wird schliesslich am 22.12.2005 mit 175'000 Unterschriften Bundesrat Deiss übergeben
  • 7.12.2005: Bundesrat Moritz Leuenberger (SP) wird trotz eines Störmanövers der SVP turnusgemäss zum Bundespräsidenten für 2006 gewählt. Die Presse kommentiert mehrheitlich, dass die konkordanzfeindliche Aktion der SVP dieser selbst mehr geschadet habe.
  • 11.12.2005: Mit dem Fahrplanwechsel wird das im Regionalverkehr schon seit einigen Jahren bestehende Rauchverbot auf den Fernverkehr und die geschlossenen Räume in den Bahnhöfen ausgeweitet. Die Umstellung wird mit einer witzigen Plakatkampagnage kommuniziert (Cowboy und Kamel bleiben draussen, siehe Bild) und verläuft problemlos.
  • 21.12.2005: Der Bundesrat erlässt neue Richtlinien für die Swisscom-Strategie. Auslandgeschäfte sollen nicht, wie von Bundesrat Blocher gefordert, ganz unterbleiben, aber die Übernahme eines ausländischen Grundversorgers wird ausgeschlossen.
  • 21.12.2005: Die Führungsorgane der Berner Bahngesellschaften BLS Lötschbergbahn und Regionalverkehr Mittelland (RM) unterzeichnen einen Fusionsvertrag per Mitte 2006. Die Gütersparte von RM wird an die australische Investmentgesellschaft Babcock & Browin verkauft.
  • 7.12.2005: Erfolg für die schweizerische Aussenministerin Micheline Calmy-Rey: An einer Rotkreuz-Konferenz in Genf wird mit 98:27 Stimmen bei 10 Enthaltungen der von der Schweiz vorgeschlagene Rote Kristall als drittes offizielles Symbol nebem dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond genehmigt. Damit ist der Weg frei für die Aufnahme von Staaten, die mit den bisherigen, religiös geprägten Symbolen Mühe haben. Unschön an der Sache ist bloss, dass eine grosse Gruppe von arabischen Staaten nicht über den eigenen Schatten springen kann und die Toleranz für diesen symbolischen Schritt nicht aufbringt.
  • 7.12.2005: Ante Gotovina, mutmasslicher kroatischer Kriegsverbrecher, wird in Teneriffa verhaftet und ans Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert.
  • 11.12.2005: Nach einer Serie von Explosionen bricht in der Nähe von London ein Grossbrand in einem Tanklager aus.. Die Ursache - Unfall oder Terroranschlag? - bleibt vorerst unklar. Der Sachschaden ist gewaltig, das Ereignis fordert 43 Verletzte, zum Glück aber keine Toten.
  • 15.12.2005: Erste Parlamentswahlen im Irak nach dem Sturz von Diktator Saddam Hussein durch die US-amerikanische Invasion. Im Gegensatz zu den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung nehmen diesmal auch die Sunniten teil. Von einem Übergang zur Normalität kann aber nach wie vor nicht die Rede sein.
  • 19.12.2005: In Bolivien gewinnt mit Evo Morales erstmals ein Anghöriger der bisher von der politischen Macht ausgeschlossenen Indios die Präsidentenwahlen. damit setzt sich der lateinamerikanische Trend zur populistischen Linken fort.
  • 21.12.2005: Der deutsche Bundesgerichtshof hebt die Freisprüche gegen sechs Aufsichtsräte des Mannesmann-Konzerns, darunter den Auslandschweizer Josef Ackermann (Chef der Deutschen Bank) auf und weist den Fall zur Neubeurteilung an das Düsseldorfer Landgericht zurück. Es geht um die Frage, ob die Auszahlung von Prämien an Mannesmann-Manager kurz vor dem Verkauf des Konzerns an die britische Vodafone noch im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre war. Die Bundesrichter sehen den Tatbestand der Untreue (in der Schweiz heisst das 'ungetreue Geschäftsführung') erfüllt.
  • 21.12.2005: Der Internetkonzern Google erwirbt für 1 Mrd $ einen 5%-Anteil am Intenet-Provider America Online (AOL) und geht damit eine strategische Partnerschaft im boomenden, aber heiss umkämpften Markt der Internet-Werbung ein.
  • Seit dem 21.10.2005 können gleichgeschlechtliche Partnerschaften auch in England zivilrechtlich registriert werden. Unter den ersten, die von der neuen Möglichkeit Gebrauch machen, sind der Popstar Elten John und sein Lebenspartner David Furnish.
  • 22.12.2005: Das französische Parlament beschliesst das schärfste Anti-Terror-Gesetz Europas.
  • 23.12.2005: Der US-Kongress weigert sich, den so genannten Patriot Act, der Präsident Bush Sondervollmachten im Kampf gegen den Terrorismus einräumt, auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Es wird bekannt, dass Bush seine Kompetenzen überschritten und direkt Telefonüberwachungen angeordnet hat, obwohl dafür der Foreign Intelligence Surveillance Court (FISC) zuständig wäre. Ein Richter dieses Gremiums ist Anfang der Woche aus Protest gegen das eigenmächtige Vorgehen des Weissen Hauses zurückgetreten. Mittlerweile bröckelt selbst selbst bei den Republikanern die Unterstützung für Einschränkungen der Bürgerrechte im Namen der Terrorismus-Bekämpfung ab. Bis zum 3.2.2006 müssen wesentliche Teile des Patriot Act überarbeitet werden, sonst verfällt das vorerst nur um einen Monat verlängerte Gesetz ganz.
Erfreuliche Dauerbrenner
  • Roger Federer behauptet sich unangefochten an der Spitze des Tennis und wird von den Nachrichtenagenturen zum europäischen Sportler des Jahres gewählt.
  • Simone Niggli-Luder wiederholt den Erfolg der Vorjahre und holt an der WM im Orientierungslaufen in Japan im August vier Goldmedaillen. Sie wird auch zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt.
  • Das Alinghi-Team gewinnt die meisten Vorrennen zum America's Cup
  • Edith Hunkeler gewinnt den New York Marathon in der Kategorie Rollstuhlfahrerinnen souverän. Portrait
  • 16.10.2005: Die Aargauerin Natascha Badman (39) gewinnt zum sechsten Mal den Ironman-Triathlon in Hawaii, Karin Thürig wird Zwölfte.
Bedenkliche Dauerbrenner
  • Rechtsextreme Randalierer stören zum x-ten Mal die 1. August-Feier auf dem Rütli. Sowohl Bundespräsident Samuel Schmid wie auch Alt Nationalrätin Judith Stamm (Präsidentin der Rütlikommission) denken laut darüber nach, den freien Zugang zur Rütlifeier einzuschränken
  • Nach wie vor gibt es überforderte Väter, die ein schreiendes Baby schütteln und ihm damit schwere innere Verletzungen zufügen, die in einigen Fällen sogar tödlich enden. Obwohl die Presse jeweils breit berichtet, scheint es immer noch Leute zu geben, die diese Gefahr nicht kennen. www.kinderundgewalt.ch (>Fokus) Elternratgeber (pdf 111KB) Medienmitteilung (pdf 78KB)
  • Uneiniger Bundesrat: Das in der Bundesverfassung verankerte Kollegialprinzip wird im Bundesrat immer stärker strapaziert. Indiskretionen, gegenseitige öffentliche und teilweise recht gehässige Kritik prägen das Bild der Regierung. Nur noch selten raffen sich die Mitglieder dazu auf, geschlossen für ausgewogene Kompromisslösungen einzutreten. Die Zürcher SVP verschont selbst den (Berner) SVP-Bundesrat Samuel Schmid nicht vor unfairer Kritik.
Trends
  • sudoku Zahlenrätsel aus Japan erscheinen nun auch in Schweizer Zeitungen und finden eine begeisterte Anhängerschaft.
  • Lokale drahtlose Computernetzwerke (Wireless LAN) sind als Feinverteiler vom schnellen ADSL- oder Kabelfernseh-Internetanschluss zu den verschiedenen Zimmern so mancher Wohnung schwer auf dem Vormarsch. Neue Notebooks haben die entsprechende Antenne bereits integriert.
  • Memorysticks (Datenspeicher auf Halbleiterbasis) verdrängen nicht nur die Floppy-Diskette als Speichermedium, sondern auch den Walkman und Discman als tragbare Jukebox. Radio DRS springt sofort auf den Zug auf und bietet seine wichtigsten Nachrichtensendungen als podcasts auf dem Internet zum Herunterladen und später Hören an.
  • Die Suchmaschine Google startet unter dem Namen Google Earth einen neuen Dienst mit dreidimensionalen Satellitenbildern. Was als Basis für lokale Suchanfragen nach dem nächsten Coiffeursalon oder dem nächsten Restaurant gedacht ist, stellt allerdings auch ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko dar: Terroristen erhalten damit mühelos wertvolle Informationen frei Wohnzimmer geliefert, die sonst nur mit viel Aufwand zu beschaffen wären. Konkurrenten wie Microsoft und search.ch entwickeln ähnliche Dienste.
Hits
  • Was blöd genug daher kommt, wird ein Hit: Den ganzen Sommer über wird die Hitparade dominiert von der Klingelton-Blödelversion "Crazy Frog" des Hits Axel F., der in der Jahreshitparade Platz 2 besetzt. Das Original (1985) von Harald Faltermeier tönt wesentlich hörbarer. Axel F. steht für Axel Foley aus dem Film Beverly Hills Cop mit Eddie Murphy. Im Niveau und beim Erfolg unterscheiden sich die allzu naiven Kinderlieder von Ilona und Pinocchio im Fahrwasser von Ich bin Schnappi, das kleine Krokodil (1) kaum vom Frosch.
  • Um den Titel eines eigentlichen Sommerhits wetteifern Arash mit Boro Boro (Platz 28), Tokio Hotel mit Durch den Monsun (25), Rihanna mit Pon de replay (19) Daddy Yankee mit Gasolina (15), Akon mit Lonely (4) und als Siegerin der Kategorie Shakira mit La Tortura (3). Daddy Yankee tritt nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern wie schon der Sommerhit des Vorjahres 2004 (Dragostea din teï) gegen einen Remix von Papa AP (nicht unter den ersten 100) an. Etwas später ins Rennen steigen Juanes mit La camisa negra (7) und die Pussycat Dolls mit Don't Cha (5). Juanes hält sich bis ins Folgejahr hinein unter den Top 40. Doch allesamt haben sie gegen den verrückten Frosch nicht den Hauch einer Chance.
  • Auffällig ist ein Trend zu orientalisch tönenden Instrumenten und Melodien, besonders ausgeprägt etwa bei Mustafa Sandal in Isyankar (10). Aber auch Weltstars ohne offensichtlichen Bezug zum Orient wie Robbie Williams in Tripping (41) lassen solche Motive - wenn auch sehr dezent - anklingen.
  • Einheimisches Schaffen ist so erfolgreich wie noch selten.
  • Was im letzten Jahrhundert Bing Crosby jahrzehntelang mit White Christmas in den USA gelang, scheinen nun Wham mit Last Christmas (1985) in der Schweiz zu wiederholen: jährlich zur Weihnachtszeit kehrt der Titel in die Hitparade zurück.
Sorgenbarometer
Eine Umfrage von Reader's Digest unter 23592 Europäern, davon 2506 Schweizern ergibt folgende Hauptsorgen in der Schweiz (Mehrfachnennungen möglich):
  1. Kostenexplosion im Gesundheitswesen (82% gegenüber 66% im europäischen Durchschnitt)
  2. Umwelt, Arbeitslosigkeit, Rentensicherheit (je 74%, in Europa grösste Sorgen)
  3. Persönliche Gesundheit (51%)
  4. Nationale Sicherheit (39%)
Personen des Jahres
Wort und Unwort des Jahres
Jahresstatistik
  • In der Schweiz werden zum Jahreswechsel 2004/2005 rund 70 Millionen Glückwünsche als SMS oder MMS verschickt.
  • Nach einer Studie der Revisionsfirma PWC wurden im Jahr 2004 rund 37% der Schweizer Firmen Opfer von Wirtschaftskriminalität (2003 erst 24%). Gut die Hälfte der Straftaten wurde von Mitarbeitenden begangen, davon wiederum mehr als die Hälfte von Personen mit so genannter "Führungsverantwortung". Im Vordergrund stehen Veruntreuung (37%), Vorspiegelung falscher Tatsachen (29%) und Fälschungen (10%). Der direkte Schaden wird oft von Nebeneffekte übertroffen: Beeinträchtigung von Kundenbeziehungen (81%), sinkende Arbeitsmoral (31%) und schlechter Ruf für den Markennamen (25%)
  • Europäer surfen durchschnittlich 10 Stunden pro Woche im Internet
  • Die 300 reichsten Schweizer besitzen ein Vermögen von durchschnittlich 1,33 Mia Fr. Eine nicht repräsentative Internet-Umfrage von 20 minuten ergibt, dass 55% der Teilnehmer über weniger als 10'000 Fr. verfügen, 25% über bis zu 50'000 Fr., weitere 8% über 50'000 - 100'000 Fr., 7% über 100'000 - 500'000 Fr. und 5% über mehr als 500'000 Fr. (Bei 2191 Teilnehmern stellt sich bloss die Frage nach der Auswahl und der Ehrlichkeit).
  • In der Schweiz wird im "hydrologischen Jahr" 2004/2005 erstmals mehr Strom verbraucht als produziert. Damit geht eine Ära zu Ende: Während Jahrzehnten hat die Schweiz mehr Strom exportiert als importiert. Die Statistik geht jeweils von Oktober bis September, um die Hauptsaison des Stromverbrauchs (Winter) in einer Periode zu erfassen und damit von Jahr zu Jahr vergleichbar zu machen. Auch auf der Produktionsseite, wo die Wasserkraft nach wie vor die Hauptrolle spielt, sind die saisonalen Effekte markant. Der Importüberschuss wird einerseits mit den ungewöhnlich lange dauernden Revisionsarbeiten am KKW Leibstadt erklärt, andererseits steigt auch der Stromverbrauch um 2,1% und erreicht einen neuen Rekordwert von 61,3 Mrd. kWh.
  • Das Jahr 2005 geht als Rekord-Katastophenjahr in die Geschichte ein: Bei Erbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürmen kommen 112'000 Menschen um, allein 87'000 anfangs Oktober in Kaschmir. Der gesamte Sachschaden wird auf fast 300 Mrd. Fr. geschätzt, davon entfällt mehr als die Hälfte auf den Wirbelsturm Katrina.

Als aktuelle Ergänzung meiner Geschichte der Schweiz konzentrieren sich diese Jahresrückblicke auf Ereignisse in der Schweiz und erwähnen Vorgänge ausserhalb der Schweiz nur insoweit, als sie für die Schweiz oder weltweit von Bedeutung waren. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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© 2005 Markus Jud, Luzern
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