Schweiz | International |
Januar 2006 |
- 2.1.2006 Martina Hingis kehrt nach drei Jahren verletzungsbedingter Pause
ins Profi-Tennis zurück. Im Laufe des Jahres arbeitet sie sich rasch wieder zur
Weltspitze hoch.
- Mitte Januar: Eine stabile Hochdrucklage mit Hochnebel führt in weiten Teilen
der Deutschschweiz zu einer Ansammlung von Luftschadstoffen. So wird insbesondere
der Grenzwert für Feinstaub (50 µg/m³), der gemäss Luftreinhalteverordnung
höchstens an einem Tag pro Jahr überschritten werden dürfte, während Wochen deutlich
überschritten (60 - 80 µg/m³).
Einzelne Kantone erlassen anfangs Februar Geschwindigkeitsbeschränkungen.
- 19.1.2006 Die Asyl-Rekurskommission entscheidet in einem stark beachteten Urteil,
dass der Vater und der volljährige Sohn einer Roma-Familie aus Rüschlikon ZH wegen
Gewalttätigkeit die Schweiz verlassen müssen, während die Mutter und die volljährige
Tochter mit Kleinkind vorläufig bleiben können.
- 20.1.2006 Swisscom-Chef Jens Alder tritt wegen Meinungsverschiedenheiten
mit dem Bundesrat bezüglich der geplanten Privatisierung der Swisscom sofort zurück,
sein Nachfolger wird Carsten Schloter, bisher Chef der Mobile-Sparte.
Nachträglich erweist sich der Rücktritt als nicht ganz so zwingend, weil das
Parlament in der Sommersession die bundesrätliche Strategie ausbremst ...
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- 4.1.2006 Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon erleidet einen
Schlaganfall, fällt später ins Koma und wird am 11.4.2006 für dauerhaft amtsunfähig erklärt.
Seine Nachfolge tritt zunächst interimistisch, am 28.3.2006 durch Parlamentswahlen bestätigt,
Ehud Olmert an.
- 16.1.2006 Ellen Johnson Sirleaf tritt in Liberia als erste Frau das
Präsidentenamt eines afrikanischen Landes an.
- 19.1.2006 Der französische Präsident Jacques Chirac droht unverhohlen mit
einem Atomschlag für den Fall von Terrorangriffen auf Frankreich. Staaten (wie der Iran),
die völkerrechtliche Abmachungen verletzten, Frankreich mit terroristischen Mitteln
angreifen oder Massenvernichtungswaffen einsetzen würden, müssten mit einer entschlossenen
Antwort, auch in "nicht-konventioneller Weise" rechnen.
- 22.1.2006 Die Chilenen wählen die Sozialistin Michelle Bachelet zur ersten
Präsidentin.
- 26.1.2006 Die radikal-islamistische
Hamas-Bewegung nimmt erstmals an den Parlamentswahlen in Palästina
teil und erringt auf Anhieb eine klare Mehrheit (76 von 132 Sitzen).
Da die neue Hamas-Regierung nicht bereit ist, der Gewalt abzuschwören und das
Existenzrecht Israels anzuerkennen, gerät der Friedensprozess vollends ins Stocken.
Die USA und Europa stoppen die Hilfszahlungen an die palästinensische Regierung,
die Löhne für Beamte, Lehrkräfte und medizinisches Personal können schon bald nicht
mehr bezahlt werden. Die Hamas zeigt jedoch bis zum Jahresende keinerlei Anzeichen,
dass sie sich dem Druck beugen würde.
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Februar 2006 |
- 3.2.2006 Der Kanton Zug und 11 weitere Kantone im Mittelland und in der Zentralschweiz
beschliessen wegen der anhaltend massiven Überschreitung der Grenzwerte für Feinstaub
das Tempo auf Autobahnen vorübergehend auf 80 km/h zu begrenzen.
Am 16.6.2006 beschliesst der Bundesrat einen Aktionsplan gegen Feinstaub.
- 7.2.2006 Der Weltfussballverband fällt das Urteil zum Skandalspiel Schweiz-Türkei:
der türkische Fussballverband, mehrere türkische Spieler sowie der Schweizer Benjamin
Huggel wegen der Tätlichkeiten mit Sperren bestraft.
- Der Bodensee und andere Schweizer Seen verzeichnen im Februar einen rekordtiefen
Pegelstand.
Bilder
- 13.2.2006 Die Leitung des Swissmetall-Konzerns entlässt 21 Mitglieder des unteren
und mittleren Kaders im bestreikten Werk Reconvilier (Jura), wird jedoch später gezwungen,
die kontraproduktiven Kündigungen zurück zu nehmen.
- 14.2.2006 Die UBS weist für 2005 einen Rekordgewinn von 14 Mia Fr. aus.
- 14.2.2006 Die Rekurskommission gibt dem bei der Vergabe des letzten grossen
Tunnelbau-Loses für den NEAT-Gotthard-Basistunnel unterlegenen Konsortium Marti teilweise
Recht und weist die AlpTransit Gotthard an, die Vergabe nochmals aufzurollen.
Mit dem halbherzigen Entscheid wird eine monatelange Bauverzögerung eingeleitet, die den
Steuerzahler mehrstellige Millionenbeträge kostet.
- 15.2.2006 Auch die Credit Suisse Group weist für 2005 einen Rekordgewinn aus.
- 23.2.2006 Der FC Thun scheidet aus dem UEFA-Cup aus.
- 25.2.2006 Die Vogelgrippe erreicht die Schweiz. Bei einem toten Gänsesäger
(Wildentenart) am Genfersee wird das H5-Virus nachgewiesen. Die Kantone Genf,
Schaffhausen und Thurgau richten Schutz- und Überwachungszonen ein, letztere wegen
zwei Fällen von Vogelgrippe am deutschen Bodenseeufer.
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- 4.2.2006 Die amerikanische Schriftstellerin und Feministin Betty Friedan, eine
der Gründerinnen der amerikanischen Frauenbewegung ("The Feminine Mystique", deutsch
"Der Weiblichkeitswahn", 1963), stirbt im Alter von 85 Jahren.
- 4.2.2006 Die internationale Atomenergie-Agentur IAEA bringt nach ergebnislosen
Verhandlungen den Atomstreit mit dem Iran vor den UNO-Sicherheitsrat. Der iranische
Präsident Ahmadinedschad lässt darauf hin die unterbrochenen Arbeiten am Atomenergieprogramm
wieder aufnehmen.
- 6.2.2006 Der Karikaturenstreit
um die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung eskaliert:
Bei gewalttätigen Protesten in Afghanistan und Somalia werden
mindestens fünf Menschen getötet, in Teheran werfen Demonstranten Steine und Brandbomben
gegen die dänische Botschaft. Der türkische Premierminister Erdogan ruft zur Besonnenheit
auf.
Das Gejammer islamischer Kreise wegen der Karikaturen ist angesichts der im Jahre
2006 wiederum unzähligen im Namen
des Islam verübten Gewalttaten und angesichts der Gewalt zwischen Muslimen
(Zerstörung einer Moschee im Irak am 25.2.2006 und
palästinensischer Bruderkrieg im Dezember) nicht nur deplatziert, sondern auch
völlig unglaubwürdig. Diese Religionsgemeinschaft muss sich endlich damit auseinander
setzen, dass moderne Menschen zu Recht weltweit das Ende mittelalterlicher Zustände
fordern, auch wenn dieser Prozess für die religiösen Eiferer so schmerzhaft sein
wird wie im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts. Es geht hier nicht um einen
Kulturkampf zwischen Christentum und Islam, sondern um einen Kulturkampf zwischen
Mittelalter und Neuzeit.
- 20.2.2006 Ein Dopingskandal in der österreichischen Mannschaft trübt die Freude
an den olympischen Winterspielen in Turin. Für die Organisation ernten die Italiener
dagegen viel Lob.
- 22.2.2006 Sunnitische irakische Moslems zünden in der
Askarija-Moschee zwei Bomben, damit wird eines der wichtigstens schiitischen Heiligtümer
im Irak fast völlig zerstört.
- 25.2.2006 In Lyon (Frankreich) tritt erstmals innerhalb der EU ein Fall von Vogelgrippe
bei Nutztieren auf. 10000 Vögel aus einem Putenzuchtbetrieb werden vorsorglich notgeschlachtet.
- Die Casting-Show "Germany's Next Supermodel" mit Heidi Klum wird heftig
kritisiert, weil sie das ungesunde Schönheitsideal und damit die
Magersucht bei jungen Frauen fördere.
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März 2006 |
- Ein in der Winterthurer Sternwarte entdeckter Asteroid (Kleinstplanet) erhält
nach jahrelangem Zulassungsprozedere offiziell den Namen Helvetia
- 10.3.2006 Der Gesamtbundesrat weigert sich auch im dritten Anlauf (gegen den Antrag
von Bundesrat Joseph Deiss), ein gesamtschweizerisches Verbot für Kampfhunde zu
erlassen. Der Entscheid löst weit herum Kopfschütteln aus.
Auch das Parlament kann sich nicht
dazu aufraffen, die vom Bundesrat geforderte Gesetzesgrundlage zu schaffen. So
sind die Kantone gezwungen, selbst zu handeln und einmal mehr wird eine Frage, bei
der man beim besten Willen keine sachlich begründbaren kantonalen Unterschiede
ausmachen kann, in einigen Kantonen rabiat, in anderen zaghaft und in einigen
gar nicht geregelt. Langfristig dürfte das Abschieben der Verantwortung auf
die Kantone dem Föderalismus einen Bärendienst erweisen.
- 14.3.2006 Um die Ausleihe des Schweizerischen Bundesbriefs an ein amerikanisches Museum
zu verhindern, wollen SVP-Parlamentarier ihn kaufen. Der Bundesbrief reist trotzdem
am 9.6.2006 in die USA und kommt nach wenigen Wochen auch wohlbehalten zurück.
- 31.3.2006 Die Zürcher Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen die Verantwortlichen
der zusammen gebrochenen SAirGroup, u.a. die Verwaltungsräte Lukas Mühlemann,
Vreni Spoerry, Mario Corti, Philippe Bruggisser, Andres Leuenberger und Thomas Schmidheiny.
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- 2.3.2006 Die Bush-Administration handelt mit Indien einen Vertrag über nukleare
Zusammenarbeit aus.
Damit verletzen die USA ihre Verpflichtungen aus dem
Atomwaffen-Sperrvertrag und setzen sich einmal mehr über internationales Recht hinweg,
in der irrigen Meinung, damit ihren Interessen zu dienen. Die Glaubwürdigkeit der USA
sinkt weiter, sie werden von der Weltgemeinschaft nicht mehr als verlässlicher Partner
wahrgenommen.
- 9.3.2006 Die Reform des Arbeitsrechts für Berufsanfänger wird von beiden Kammern
des französischen Parlaments endgültig verabschiedet. Ob die Reduktion des Kündigungsschutzes
der richtige Weg zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit ist, wird mittlerweile auch
von Mitgliedern der bürgerlichen Regierungspartei bezweifelt. Während der Parlamentsdebatte
ist es zu wiederholten Studentenprotesten gekommen.
- Fünf junge Briten erleiden bei einem Medikamententest lebensgefährliche Nebenwirkungen.
- 11.3.2006 Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic stirbt in seiner
Zelle an einem Herzinfarkt. Milosevic war am UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag
(Niederlande) als Hauptverantwortlicher für zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit
während des jugoslawischen Bürgerkrieges angeklagt.
- 30.3.2006 Hochwasser in Deutschland und Tschechien.
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April 2006 |
- 2.4.2006 Bei den Wahlen in die Lausanner Stadtregierung erringen SP und Grüne
eine historische Mehrheit: 6 von 7 Sitzen. Damit bestätigt sich ein Trend, der in
allen grossen Städten zu beobachten ist: die bürgerlichen Parteien haben ein Problem,
ihre Politik der urbanen Bevölkerung schmackhaft zu machen.
- 4.4.2006 Die spanische Polizei verhaftet drei "Heimleiter", darunter ein
Schweizer, die in Spanien illegal und ohne Fachausbildung auf einem verlotterten Landgut
ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche betrieben haben. Die Jugendlichen wurden
wiederholt verprügelt und stundenlang in enge Wildschweinkäfige eingesperrt. Die Fälle
der letzten fünf Jugendlichen sind aktenkundig, die Polizei vermutet aber, dass bis zu
100 Jugendliche betroffen sein könnten.
Das Zürcher Sozialamt muss zugeben, dass es drei Jugendliche auf seine Kosten in dem Heim
platziert hat, ohne dessen Qualifikation seriös zu prüfen.
- 26.4.2006 Die Stallpflicht für Geflügel wird aufgehoben.
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- 4.4.2006 Die Studentenbewegung in Frankreich kann noch einmal eine Million Demonstranten
für ihren Protest gegen das neue Arbeitsrecht mobilisieren, bewirkt aber letztlich kein
Einlenken der Regierung.
- 10.4.2006 Das von Romano Prodi geführte Mitte-Links-Bündnis gewinnt
knapp die italienischen Parlamentwahlen. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die im Ausland,
unter anderem in der Schweiz, lebenden Italiener. Silvio Berlusconi hat sichtlich
Mühe zu begreifen, dass seine Zeit abgelaufen ist.
- 17.4.2006 Selbstmordanschlag des islamischen Dschihad auf ein Restaurant in Tel Aviv:
9 Tote.
- 20.4.2006 Hochwasser in Rumänien
- 24.4.2006 Bei einem Bombenanschlag im ägyptischen Badeort Dahab sterben mindestens
18 Menschen.
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Mai 2006 |
- 17.5.2006 Ein Bauzug der BLS rast am frühen Morgen praktisch ungebremst von Frutigen
talwärts und prallt nahe Thun auf einen anderen, abgestellten Bauzug. Die ganze Mannschaft
findet den Tod. Ursache des Unglücks ist nach den Ergebnissen der amtlichen Untersuchung
eine durch Fehlmanipulation beim Ankuppeln einer Wagengruppe unterbrochene Bremsleitung
und eine unvollständig durchgeführte Bremskontrolle. BLS-Chef Tromp räumt ein, dass die
vorgeschriebene Ruhezeit möglicherweise nicht ganz eingehalten worden sei, der Fehler
somit letztlich auf Übermüdung des Personals zurück zu führen wäre.
- 21.5.2006 Volk und Stände stimmen mit überwältigendem Mehr von 86% dem neuen Bildungsartikel
in der Bundesverfassung zu. Die Kantone werden zu weiter gehender Koordination im
Schulwesen angehalten und der Bund kann Konkordate zwischen einzelnen Kantonen für
allgemeinverbindlich erklären, falls sich die Kantone nicht einigen können.
- 25.5.2006 Bundesrat Deiss unterzeichnet in den USA ein Abkommen zur Einrichtung eines
Kooperationsforums für Handel und Investitionen. Dies kann aber nicht
darüber hinweg täuschen, dass Anfang Jahr das von BR Blocher als Alternative zur Annäherung
an die EU gewünschte Freihandelsabkommen mit den USA nicht zuletzt daran gescheitert ist,
dass Blochers bäuerliche Klientel sich einer Marktöffnung in der Landwirtschaft vehement
widersetzt.
- 31.5.2006 Bei einem Felssturz fallen
tonnenschwere Brocken auf die Gotthardautobahn A2 bei Gurtnellen.
Ein deutsches Ehepaar wird dabei getötet. Die Autobahn muss tagelang gesperrt werden.
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- 9.5.2005 In Deutschland wird der "Kannibale von Rotenburg" in zweiter
Instanz zu lebenslänglich verurteilt. Der Fall des Informatikers, der sich im Internet
ein an Depressionen leidendes Opfer gesucht und gefunden hat, erregt grosses Aufsehen.
- 20.5.2006 Die finnischen "Gruselrocker" Lordi schaffen mit ihrer
Monstershow die doppelte Sensation: erster Titelgewinn am
Eurovisions-Song-Contest sowohl
für das Land Finnland als auch für die bisher kaum vertretene Sparte "Heavy Metal".
- 25.5.2006 Ein US-Bundesgericht spricht die Enron-Manager Kenneth Lay und Jeffrey Skilling
des Betrugs und der Verschwörung schuldig. Im bisher zweitgrössten Wirtschaftsskandal der USA
verloren Tausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz und viele ihre in Firmenaktien angelegte
Altersvorsorge.
- 29.5.2006 Ein Erdbeben in Java fordert mehr als 5000 Todesopfer. Anhaltender Regen
erschwert die Rettungsarbeiten.
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Juni 2006 |
- 2.6.2006 Offizieller Baubeginn am NEAT-Ceneri-Basistunnel
- 7.6.2006 SP und CVP stoppen im Parlament aus Sorge um den Service Public für alle Regionen
die Pläne des Bundesrates für eine Vollprivatisierung der Swisscom.
- 14.6.2006 CVP-Präsidentin Doris Leuthard
wird als Nachfolgerin von Joseph Deiss in den Bundesrat gewählt. Sie tritt das Amt
am 1.8.2006 an.
Einziger Kandidat für die Nachfolge im CVP-Parteipräsidium ist der Unterwalliser
Christophe Darbellay.
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- 8.6.2006 Abu Mussab Al Sarkawi, der als Führer der Terroristengruppe El Kaida im Irak
und als deren weltweite Nummer 2 gilt, kommt bei einem amerikanischen Luftangriff
ums Leben.
- Die Fussball-WM löst in Europa und Südamerika Begeisterungsstürme aus. Zeitweise kommt
das übrige öffentliche Leben fast zum Erliegen, nach 15 Uhr leeren sich die Büros ...
Die Schweiz scheidet am 26.6. im Achtelsfinal gegen die Ukraine im Penaltyschiessen aus.
- 25.6.2006 Durch einen Tunnel dringen palästinensische Kämpfer aus dem Gazastreifen
nach Israel vor. Beim anschliessenden Überfall auf einen Grenzposten werden zwei Israelis
erschossen und ein dritter entführt. Am 28.6.2006 reagiert die Regierung Olmert mit
massiven Militäraktionen gegen Ziele im Gazastreifen.
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Juli 2006 |
- 5.7.2006 Bundesanwalt Valentin Roschacher tritt nach einem Streit mit Bundesrat
Blocher zurück.
- 20.7.2006 Bundesrätin Micheline Calmy-Rey kritisiert die
«unverhältnismässigen» Angriffe Israels auf Libanon in ungewohnter Schärfe
und fordert einen sofortigen Waffenstillstand. Sie erntet dafür von rechtsbürgerlicher
Seite in der Schweiz viel Kritik.
Am 21. November hält eine Experten-Kommission des UNO-Menschenrechtsrates in einem
125-seitigen Bericht unmissverständlich fest, dass Israel im Libanon-Krieg
«offensichtliche Verletzungen» des humanitären Völkerrechts begangen hat.
Israel und ihr Verbündeter USA sollten endlich die Konsequenzen
aus der Aufarbeitung des 2. Weltkrieges ziehen. Wer in den letzten 10 Jahren die
Schweiz für ihr Verhalten im 2. Weltkrieg kritisiert hat,
muss sich konsequenterweise heute auf die
vierte Genfer Konvention
über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten behaften lassen, die erst 1949 aus Einsicht
in den Bedarf weiter gehender Regelungen geschaffen worden ist.
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- 9.7.2006 Italien gewinnt das Finale der Fussball-WM
gegen Frankreich erst im Penalty-Schiessen. Zuvor kommt es zu einer peinlichen Szene -
der Italiener Marco Materazzi beschimpft den französischen Stürmerstar Zinedine Zidane,
dieser rastet aus und versetzt Materazzi einen Kopfstoss - ein unwürdiger Abgang für Zidane.
- 12.7.2006 Nach Raketenangriffen der Hizbollah
auf Siedlungen im Grenzgebiet und der Entführung eines weiteren Soldaten
reagiert Israel mit einer Grossoffensive.
Der Libanon wird durch massive Bombardierungen
in wenigen Wochen in seiner wirtschaftlichen Entwicklung um Jahrzehnte zurück geworfen.
Die Kriegsziele werden allerdings nicht erreicht. In Israel erhebt der frühere
Generalstabschef massive Vorwürfe gegen seinen Nachfolger und gegen die Regierung,
zwei Generäle reichen nach dem Waffenstillstand ihren Rücktritt ein.
Die wirtschaftliche Destabilisierung des Libanon dürfte nach allen bisherigen Erfahrungen
wesentlich dazu beitragen, dass junge Libanesen für sich keine Lebensperspektiven sehen.
Dies ist bekanntlich ein idealer Nährboden für (Selbstmord-)Terroristen.
- Anderthalb Jahre nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe fordert ein neues Seebeben
in Indonesion mehr als 660 Tote.
- 27.7.2006 Dopingskandal um Tour-de-France Sieger Floyd Landis
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August 2006 |
- 1.8.2006 Die diesjährige Rütlifeier verläuft ruhig, ohne die in den Vorjahren zur
unschönen Tradition gewordenen Störmanöver von Rechtsextremen. Festredner Markus Rauh,
ehemaliger Verwaltungsratspräsident von Swisscom kann sich ungestört für einen EU-Beitritt
der Schweiz und gegen die Verschärfung des Asylrechts aussprechen, ohne niedergebuht oder
ausgepfiffen zu werden. Doch nur wenige sind mit der Feier wirklich glücklich. Der
Bundesrat glänzt durch Abwesenheit, Brunnen gleicht einer Polizeifestung und 1 Million
Franken Sicherheitsaufwand sind für eine "würdige Feier" in Zeiten des
Sparens doch wohl etwas zu viel Geld.
- 6.8.2006 Die SonntagsZeitung enthüllt, dass die Pensionskassen von Siemens,
National Leben, Roche, Coop, Rieter und Helsana am 8. und 9. September mit dem
Verkauf von Aktien-Optionen an Thomas Matter, Chef der Swissfirst Bank die Fusion
von Swissfirst mit der Bellevue Bank ermöglicht haben. Nachdem der Deal öffentlich
wurde, stieg der Aktienkurs um fast 50% - Matter wurde auf einen Schlag um rund 50 Millionen
Fr. reicher, den Pensionskassen entgingen rund 20 Mio Fr. Damit nicht genug: Auch
Angestellte der Swissfirst sollen drei Monate vor der Fusion zum Verkauf von Optionen
überredet worden sein - diesen entgingen weitere 20 Mio Fr.
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- 6.8.2006 In Bagdad beginnt eine Anhörung zur Ermordung einer 14-jährigen
Irakerin, die von 5 US-Soldaten vergewaltigt und dann umgebracht worden sein soll,
anschliessend sollen auch drei Verwandte des Opfers getötet worden sein.
Der Vorfall zeigt einmal mehr die Glaubwürdigkeitsprobleme der US-Armee, deren
Einsatz dem Irak offiziell Freiheit und Demokratie bringen soll.
- 6.8.2006 Bei einem der fünf jungen Briten, die im März nach einem Medikamententest fast
gestorben wären, haben die Ärzte jetzt Lymphknotenkrebs festgestellt.
- 23.8.2006 Natascha Kampusch, einer jungen Österreicherin, die 8 Jahre von
einem Entführer in einem Verliess gefangen gehalten wurde, gelingt die Flucht. Der
Entführer bringt sich in Untersuchungshaft um.
- Die Zahl der Blogs (im Internet öffentlich geführte Tagebücher von
Privatpersonen) wächst im August in China auf 34 Millionen, das sind 30-mal
mehr als noch vor vier Jahren. 17 Millionen Chinesen schreiben Blogs (also
offenbar im Durchschnitt je 2) und erreichen damit rund 75 Millionen Leser.
Nach wie vor werden Chat-Foren und Blogs in China von der Zensur geprüft und
Wörter wie "Freiheit" und "Demokratie" sind tabu. In
den letzten Jahren wurden mehrere Foren aus politischen Gründen geschlossen.
Die Beliebtheit der nicht-offiziellen Medien zeigt jedoch, dass sich der
Demokratisierungsprozess langfristig nicht aufhalten lässt.
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September 2006 |
- 16.9.2006 Nach einer Streifkollision mit einem von der Fahrspur abgewichenen
Personenwagen fängt ein Reisebus im Viamala-Tunnel auf der San Bernadino - Route
innert Sekunden Feuer. Sechs Menschen kommen ums Leben, der Tunnel bleibt
wochenlang gesperrt.
- 21.9.2006 Ernesto Bertarelli verkauft das Biotech-Unternehmen Serono für
16,6 Mia Fr. an die deutsche Pharmafirma Merck.
- 21.9.2006 Eine Studie des Paul Scherer Instituts in Würenlingen zeigt, dass die
extreme Feinstaubbelastung bei Hochnebellagen im Winter nicht vom Verkehr allein,
sondern zu etwa einem Viertel von Kleinfeuerungen mit Holz stammt.
- Die Rekurskommission fällt zum zweiten Mal
keinen klaren Entscheid im Rechtsstreit um die Vergabe des AlpTransit Bauloses Erstfeld.
Die NEAT verteuert sich durch das juristische Gezerre jeden Tag um 100'000 Franken.
Damit zeigt sich, dass die im Parlament reichlich vertretenen Juristen ihre Arbeit
nur halb gemacht und beim Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BOeB)
eine klare, praxistaugliche Regelung der Rekurse vergessen haben. Statt einer
Einsicht in die eigenen Unterlassungssünden hört man vom Parlament aber nur
Gejammer über die Mehrkosten von 2 Mia Franken und Schelte für Planer von AlpTransit.
Früher war es üblich, bei Grossprojekten Reserven einzuplanen, heute wird spitz
kalkuliert. Der Posten "Unvorhergesehenes" verschwindet mit diesem
Buchhaltungstrick aber nicht einfach, er wird nur später, dafür umso deutlicher
präsentiert. Es ist eine billige Masche, dies unter dem Titel "mehr Transparenz"
verkaufen zu wollen. Statt die aufgrund langjähriger Erfahrung durchaus realistisch
abschätzbaren Kosten für Unvorhergesehenes von Anfang an offen auf den Tisch zu legen
und damit dem Besteller (dem Volk) klaren Wein einzuschenken, werden bloss zuerst geschönte
Zahlen verkauft und später die Arbeit der Planer schlecht gemacht.
- 26.9.2006 Die ehemaligen Crossair-Piloten der Swiss streiken, 128 Flüge fallen
aus, 8000 Passagiere sitzen fest. Das Swiss Management gibt sich erstaunt, viele
Zeitungskommentatoren auch, Streiks in der Schweiz, das ist doch nicht möglich.
Dabei wird allzu schnell vergessen, dass (Neo-)Kapitalismus
und Streiks zusammen gehören wie Huhn und Ei - auch in der Schweiz.
Der traditionelle Arbeitsfriede hierzulande beruht denn auch
nicht etwa auf einer angeborenen Streikfaulheit der Arbeitnehmer, sondern auf der
1937
gereiften Einsicht der Arbeitgeber, dass man Arbeitnehmer und Gewerkschaften
als Partner ernst nehmen und fair mit ihnen verhandeln sollte. Genau das aber lässt das
Management der Swiss seit Jahren vermissen.
- In der eidgenössischen Volkabstimmung vom 24.9.2006 wird die Volksinitiative der SP
und Gewerkschaften zur Verwendung eines Teils der Nationalbankgewinne für die AHV mit
58% Nein-Stimmen und Nein-Mehrheiten in 20½ Kantonen deutlich verworfen. Das
revidierte Ausländergesetz und das nochmals
verschärfte Asylgesetz,
gegen die von linker Seite das Referendum ergriffen worden ist, werden dagegen mit
grossem Mehr von je rund 68% angenommen.
- 26.9.2006 Ein Report des Weltwirtschaftsforums WEF zeigt, dass die Schweiz
das wettbewerbsfähigste Land der Welt ist, wenn "weiche" (schlecht in
Zahlen erfassbare) Faktoren mitberücksichtigt werden. Auf den Rängen 2 - 5 folgen
Finnland, Schweden, Dänemark und Singapur, die USA fallen dank der neuen Bewertungsmethode
von Rang 1 auf Rang 6 zurück. Bestnoten erhält die Schweiz für die Qualität der
Forschungsinstitute, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Industrie,
die Weiterbildung des Personals und nicht zuletzt für die Infrastruktur (Bahn, Strassen,
Stromversorgung, Telekommunikation) und die politische Stabilität.
Auch in Wirtschaftskreisen dämmert langsam die Einsicht, dass faire und damit stabile
gesetzliche Rahmenbedingungen letztlich für die Investoren günstiger sind als
schwammige, mit Schlupflöchern gespickte Regelungen, die nach dem nächsten Skandal
unter dem Druck der Strasse verändert werden müssen.
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- Die Feiern zum 50. Jahrestag des Ungarn-Aufstandes von 1956 werden überschattet von
einer peinlichen Affäre: In einem Video gibt Ungarns Regierungschef unsaubere Praktiken
im Wahlkampf zu. Trotz massiven Protesten auf der Strasse kommt es aber nicht zu einem
Regierungswechsel.
- 6.9.2006 Präsident Bush gesteht erstmals die Existenz von geheimen CIA-Gefängnissen
im Ausland ein.
- 14.9.2006 Der Papst sorgt mit einem peinlichen Zitat aus dem Mittelalter für
Empörung bei Muslimen in aller Welt und für Kopfschütteln in Europa.
- 19.9.2006 Während der thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra in New York
an der Uno-Generalversammlung teilnimmt, putscht das Militär.
- 22.9.2006 Bei einem schweren Unglück auf der deutschen Magnetschwebebahn Transrapid
sterben 23 Menschen.
- 24.9.2006 Die Intendantin der Deutschen oper in Berlin, Kirsten Harms,
gibt die Absetzung von Mozarts Oper «Idomeneo» bekannt.
In der umstrittenen, schon 2003/2004 gezeigten Inszenierung interpretiert Regisseur
Hans Neuenfels das klassische Thema als Aufstand gegen die «Diktatur der Götter»
und lässt den kretischen König Idomeneo in der Schlußszene die abgeschlagenen Köpfe
von Jesus, Buddha, Poseidon und Mohammed präsentieren.
Während der Vorsitzende des
deutschen Islamrats vorsichtig positiv auf die Absetzung reagiert und mehr Rücksicht auf
religiöse Gefühle einfordert, beklagt der Bundesvorsitzende der islamischen Türkischen
Gemeinde, mit der Absetzung der Oper sei eine Chance zur Auseinandersetzung vertan worden,
empfiehlt «allen Muslimen, bestimmte Sachen zu akzeptieren» und befürchtet,
durch Selbstzensur würde man «zurück zu Verhältnissen wie im Mittelalter kommen».
Deutsche Spitzenpolitiker kritisierten den voraus eilenden Gehorsam scharf. Die Selbstzensur
sei die falsche Reaktion auf den Karikaturenstreit und das Papst-Zitat. Der Umgang mit
Kunst, die sich mit Religion auseinandersetze, sei ein «Prüfstein» für die
Muslime in Deutschland.
- 26.9.2006 US-Präsident George W. Bush kündigt die Freigabe eines geheimen Berichts
über die Auswirkungen des Irak-Krieges an. Die «New York Times» hat schon
am 23.9.2006 die Spezialisten der National Intelligence Estimate mit der Aussage
zitiert, dass "infolge des Irak-Kriegs eine neue Generation von radikalen Muslimen
entstanden sei und der Terrorismus einen Aufschwung genommen habe". Das ist 5 Jahre
nach dem Terroranschlag vom 11.9.2001 auf das World Trade Center nichts anderes als das
Eingeständnis, dass der von Präsident Bush propagierte "Krieg gegen den Terrorismus"
kläglich gescheitert ist und das pure Gegenteil der angestrebten Ziele erreicht wurde.
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Oktober 2006 |
- 4.10.2006 Vor 100 Jahren hat die Türkei das schweizerische Zivilgesetzbuch übernommen
und damit einen wichtigen Schritt in die Moderne gemacht. An einer Feier in Ankara
stellt Bundesrat Blocher ohne Rücksprache mit seinen Kollegen und dem Parlament eine
Revision der bei Nationalisten hier und in der Türkei äussert unbeliebten Schweizer
Antirassismus-Strafnorm in Aussicht. Bundesrat Couchepin zeigt sich schockiert,
ernstzunehmende politische Beobachter ebenso. Bundesrat Blocher gibt mit seiner
provokativen Äusserung der Türkei das denkbar dümmste Zeichen, das ihr auf dem Weg nach
Europa nur hinderlich sein wird.
- Mit dem Beginn der Saison für Zugvögel steigt das Risiko der Ausbreitung
von Vogelgrippe. Deshalb gilt ab dem 15.10.2006 bis zum 30.4.2007 erneut eine Stallpflicht
für Geflügel, allerdings diesmal nur in Risikozonen von einem Kilometer um grosse Seen
und Flüsse.
- 19.10.2006 Franz Schneller, Direktor des Heilmittelinstituts Swissmedic und vier
weitere Direktionsmitglieder treten von ihren Posten zurück. Ursache sind eine externe
Analyse, massive Kritik an den Strukturen und der Beschluss des Institutsrates, die
Organisation zu straffen. Swissmedic ist für die Zulassung von Heilmitteln in der Schweiz
zuständig. Die Präsidentin des Aufsichtsgremiums, ex-Nationalrätin Christine Beerli (FDP)
übernimmt bis zur Wahl eines neuen Direktors selbst die Leitung des Instituts.
Gleichentags publiziert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
OECD einen Expertenbericht, in dem das schweizerische Gesundheitswesen als sehr teuer und
zu wenig effizient kritisiert wird. Die Studie empfiehlt unter anderem auch ein umfassendes
Verbot der Tabak- und Alkoholwerbung.
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- 1.10.2006 Bei den Parlamentswahlen in Österreich
gewinnen die Sozialdemokraten einen kleinen Vorsprung
vor der christlich-demokratischen Österreichischen Volkspartei ÖVP, keine der beiden
Parteien kann aber ohne die andere eine Regierung bilden. Obwohl das Volk klar eine
grosse Koalition wünscht, spielen die beiden grossen Parteien Machtpoker und erzielen
auch nach Monaten noch keine Einigung über eine Regierungsbildung.
- 9.10.2006 Ein unterirdischer Atomtest führt
Nordkorea vollends in die
Isolation. Am 13.10.2006 verhängt der UNO-Sicherheitsrat Sanktionen.
Am 18.12.2006 erklärt sich das nordkoreanische Regime unter dem Druck der internationalen
Sanktionen und dank chinesischer Vermittlung bereit, an den Verhandlungstisch zurück
zu kehren.
- 17.10.2006 Bei Anschlägen im Irak kommen 10 amerikanische
Soldaten ums Leben - die höchsten Verluste an einem einzigen Tag seit November 2004.
Die irakische Regierungsarmee verliert derweil täglich im Durchschnitt 120 Soldaten.
Die Zahl der zivilen Gewaltopfer im Irak wird offiziell gar nicht registriert, sie
wird von unabhängigen britischen Experten auf rund 655000 seit dem Beginn der
amerikanischen Invasion geschätzt. US-Präsident George W. Bush räumt in einem
Interview erstmals ein, dass die Lage der US-Armee im Irak durchaus mit jener in
Vietnam verglichen werden kann.
- 25.10.2006 Skandalöse Bilder von deutschen Soldaten, die mit Totenschädeln posieren,
bringen auch das deutsche Engagement in Afghanistan in Verruf.
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November 2006 |
- 10.11.2006 Am Kongress des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes rügt Wirtschaftsministerin
Doris Leuthard die Streikbereitschaft der Gewerkschaften und wird dafür ausgebuht.
Statt über die Streikdrohungen der Gewerkschaften zu jammern,
sollten die jungen Manager und die Bundesrätin sich gescheiter darüber klar werden,
dass die in der Schweiz traditionelle Friedenspflicht kein Naturgesetz ist,
sondern ein Vertrag - ein Vertrag den die Wirtschaftskreise in ihrer neo-liberalen
Euphorie der letzten Jahre arg strapaziert haben. Als 1987 das historische
Friedensabkommen in der Metallindustrie von 1937
gefeiert wurde, erinnerte man sich noch an den alten Grundsatz von "Treu und Glauben"
und wählte ihn sogar als Titel für die Festschrift - bald danach zählte aber nur noch
die Profitmaximierung.
- 20.11.2006 Der Schaffhauser FDP-Politiker Gerold Bührer soll als neuer
Präsident den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse aus der Krise führen.
Wegen Interessenkonflikten zwischen
den Finanzdienstleistern und der verarbeitenden Industrie haben die Branchenverbände
der Metallindustrie (Swissmem) und die Baumeister im Sommer vorsorglich den Austritt aus der
Economiesuisse angekündigt.
- 26.11.2006 Am letzten Abstimmungssonntag des Jahres
bestätigt das Schweizervolk
einmal mehr den bilateralen Weg mit der EU und heisst mit 53% Ja-Stimmen die
Kohäsionsmilliarde
zugunsten der neuen EU-Mitgliedsländer (Osthilfegesetz) gut.
Die Harmonisierung der
Kinderzulagen wird gar mit 68% Ja angenommen.
Im Abstimmungskampf versucht sich SVP-Präsident
Ueli Maurer als Rapper
und die Bewegung Young European Swiss kontert mit einem frechen Video-Clip
Ueli hät en Traum"
- Der November 2006 ist der wärmste November seit Beginn der systematischen
Temperaturmessungen 1864.
- Ende November wird beim
forensischen Institut Ostschweiz
in Frauenfeld eine Therapiegruppe für jugendliche Sexualstraftäter eröffnet.
Die Behörden reagieren damit auf die Häufung von Sexualdelikten mit minderjährigen
Tätern. Die ersten fünf Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren kommen aus fünf
verschiedenen Kantonen.
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- 8.11.2006 Bei den
amerikanischen Kongresswahlen erleiden die Republikaner eine
schwere Niederlage. Sowohl im Repräsentantenhaus wie auch im Senat erobern die Demokraten
eine, wenn auch knappe, Mehrheit. Damit muss Präsident George W. Bush gewisse Kompromisse
eingehen. Das Wahlresultat ist die Quittung für das immer deutlicher werdende Scheitern
der Irak-Politik. Präsident Bush zieht sofort die Konsequenzen und entlässt
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, den Architekten des Irak-Krieges.
- 15.11.2005 Das brasilianische Fotomodell
Ana Carolina Reston stirbt 21-jährig an Magersucht.
Die Modebranche reagiert - endlich - und erlässt am 22.12.2006 einen Ethik-Code,
der es den Veranstaltern verbietet, magersüchtige Models auf die Laufstege zu schicken.
- 27.11.2006 Eine Studie der britischen Radio- und Fernsehgesellschaft BBC zeigt,
dass der Konsum von Videos aus dem Internet zu
einem grossen Teil den Konsum klassischer Fernsehprogramme ablöst. Noch ist der Marktanteil
der Videofilmchen gering, aber er steigt stetig. Auch das Schweizer Fernsehen hat den
Trend erkannt und will diesen Markt 2007 in seiner Medienforschung genauer beobachten.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Investition des Suchmaschinenbetreibers google
in die Videoplattform YouTube
zum Rekordpreis von 1,6 Mia $ als langfristiges Engagement,
das sich durchaus auszahlen könnte, wenn auch das Risiko gross ist.
- Die 12. UNO-Klimakonferenz in Nairobi geht ohne konkrete neue Ergebnisse zu Ende.
- Frankreichs Sozialisten nominieren die frühere Umweltministerin Ségolène Royal
als Kandidatin für die Präsidentschaftwahl vom kommenden Jahr.
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Dezember 2006 |
- 2.12.2006 Die Delegierten der Sozialdemokratischen Partei billigen mit grossem
Mehr, aber gegen den Widerstand der Genfer Sektion ein Positionspapier der Partei
zur Integration der Ausländer in der Schweiz.
Gefordert wird darin einerseits ein klares Bekenntnis der Immigranten zu den
Grundregeln des Zusammenlebens in der Schweiz, andererseits mehr staatliches
Engagement für integrationsfördernde Kurse. Bei der Präsentation des Integrationspapiers einige
Wochen vor der DV hat Parteipräsident Fehr am Radio eingestanden, dass die SP jahrelang etwas
naiv echte Integrationsprobleme verdrängt hat.
- 19.12.2006 Nelly Wenger, ehemalige Direktorin der Landesausstellung expo.02
tritt wegen einer Krebserkrankung als Nestlé-Generaldirektorin zurück. Zuvor war Wenger
mit einem neuen Auftritt der Marke Cailler (Design durch Stararchitekt Jean Nouvel)
am Markt gescheitert - die aufwändige Verpackung erntete massive Kritik aus Umweltkreisen
und Denner hatte die Marke wegen der Preisaufschläge aus dem Sortiment gekippt
- 20.12.2006 Alle vier SBB-Personalverbände stimmen dem neuen SBB-GAV zu.
- 22.12.2006 Ein Zürcher Bezirksgericht verurteilt den Halter der Pitbulls,
die letztes
Jahr einen Kindergärtler in Oberglatt ZH zu Tode gebissen haben zu 2½ Jahren Gefängnis.
Das Gericht teilte die Auffassung der Staatsanwältin nicht, der Angeklagte sei durch
eine unzulässige Medienhetze vorverurteilt worden.
- 31.12.2006 Benedikt Weibel tritt nach jahrelanger erfolgreicher Tätigkeit als
oberster SBB-Chef in den verdienten Ruhestand. Benedikt Weibel ist Ökonom, Mitglied der
Sozialdemokratischen Partei und setzte sich stets für eine integrierte Bahn ein -
gegen die hochtrabenden, aber in England kläglich gescheiterten Privatisierungsgelüste
von Schreibtischtätern aus Politik und Privatwirtschaft.
Weibel hat die SBB durch eine stürmische Periode geführt, in der nicht nur das Angebot
massiv ausgebaut wurde (Bahn 2000), sondern auch unter dem Druck von aussen die Strukturen
des Unternehmens massiv verändert und der Personalbestand stark reduziert werden musste.
Benedikt Weibel verstand es immer wieder, die Angestellten an der Basis des Unternehmens mit
ihren Sorgen und Ideen Ernst zu nehmen. Sein Nachfolger wird gut beraten sein, den Kontakt
zu den Leuten zu pflegen, die Tag für Tag mit überdurchschnittlichem Engament für einen
(fast) reibungslosen Verkehr auf der Schiene sorgen. Dies ist das Kapital, auf dem der
Ruf der SBB als beste Bahn Europas beruht.
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- 4.12.2006 In Venezuela wird der Linkspopulist Hugo Chávez mit einer komfortablen
Mehrheit von 61 % als Präsident wieder gewählt. Chávez profitiert vom Ölreichtum
des Landes und den hohen Ölpreisen, verteilt Geschenke an die Armen im eigenen Land,
wettert bei jeder Gelegenheit gegen die USA und Präsident Bush im Besonderen und unterstützt
Gesinnungsgenossen in anderen lateinamerikanischen Staaten. Seine Herrschaft nimmt allerdings
bedrohlich totalitäre Züge an.
- 10.12.2006 Der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet stirbt 91-jährig
in einem Militärspital an den Folgen eines Herzinfarkts. Damit kommt es nicht mehr
zu einem Prozess wegen gravierender Menschenrechtsverletzungen. Chile wird trotzdem
nicht darum herum kommen, die düstere Vergangenheit sauber aufzuarbeiten.
- 16.12.2006 Nach dem Scheitern von Verhandlungen für eine grosse Koalition versucht
Palästinenserpräsident Machmud Abbas die Hamas-Regierung mit der Ankündigung
von Neuwahlen unter Druck zu setzen. In der Folge kommt es zu massiven Kämpfen zwischen
Hamas-Milizen und der von Präsidentengarde sowie radikalen Fatah-Anhängern.
- 18.12.2006 Der Internet-Suchmaschinengigant google.com kauft für einen nicht offiziell
bekannten Betrag (die von CASH daily genannten 35 Mio Fr. dürften einiges unter dem
wahren Preis liegen) die strategisch bedeutsamen Teile der Luzerner Geodaten-Firma
Endoxon AG. Die überlegene Endoxon-Technologie soll google helfen, ihre Kartendienste
in Europa auf ein besseres Niveau zu heben. Mit dem Verkauf büsst search.ch den
deutlichen Vorsprung auf google ein, den ihre Karten bisher dank Endoxon hatten.
Bis es soweit ist, noch rasch vergleichen (Luzern Wilhelmshöhe, gleiche Auflösung):
google.com vs.
search.ch
- 22.12.2006 Das spanische Parlament führt eine Frauenquote ein. Auf Wahllisten müssen in Zukunft
mindestens 40% Frauen vertreten sein, dieselbe Quote gilt für die Führungsgremien von
Grossfirmen.
- 22.12.2006 Die Lage in Somalia eskaliert nach einer Offensive der «Union
islamischer Gerichte» gegen die Übergangsregierung. Die Union ruft offen zum
«Heiligen Krieg» auf. Beobachter vermuten, dass Tausende islamistische
Kämpfer aus dem Ausland eingesetzt werden.
- 23.12.2006 Der UNO-Sicherheitsrat beschliesst einige weiche Sanktionen im Atomstreit
mit Iran, nichts davon wird Iran wirklich weh tun. Damit setzt sich Russland mit seiner
Haltung gegen die USA durch.
- 30.12.2006 Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein wird nach der Bestätigung
des Todesurteil wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die Rekursinstanz
erhängt. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt die hastige Hinrichtung bei denjenigen,
die an einer seriösen Aufarbeitung der Geschichte interessiert sind, insbesondere bei
den Kurden, denn nun werden Saddams Verbrechen gegen die kurdische Bevölkerung nicht
mehr juristisch aufgearbeitet.
- 31.12.2006 In Bankok kommen bei einer Serie von Bombenanschlägen Dutzende von Menschen um.
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Jahresstatistik |
- Der CD-Verkauf bricht zwischen Januar und Juni 2006 regelrecht ein, es werden 18%
weniger Totnträger verkauft. Bereits zwischen 2000 und 2005 ist der Umsatz um 30%
zurück gegangen. Die guten Plätze der Songs Ende Jahr in der
Jahreshitparade könnten allerdings darauf hinweisen, dass die Verkäufe wieder leicht zunehmen.
- Die reichsten sind noch reicher geworden. Nach der am 4.12.2006 veröffentlichten
neusten Rangliste der Superreichen besitzen die 300 reichsten Familien der Schweiz
zusammen 455 Milliarden Fr. (Vorjahr 400 Mia. Fr.). Wie gehabt wird die Liste von
IKEA-Gründer Ingvar Kamprad (25-26 Mia. Fr.) und den Familien Hoffmann-Oeri (Roche,
20-21 Mia. Fr.) angeführt. Der neu auf dem Zürichberg wohnhafte Russe Viktor Vekselberg
schafft es auf Anhieb auf Rang 3 (14-15 Mia. Fr.), noch vor Ernesto Bertarelli (12-13
Mia. Fr.). Die zehn Reichsten besitzen mit 123 Mia. Fr. fast doppelt so viel wie vor
18 Jahren die 100 Reichsten. Wieder dabei, wenn auch "nur" mit 400 - 500 Mio. Fr.
(statt einst 4-5 Mia. Fr.) ist Martin Ebner.
Wider erwarten (noch) nicht auf der Lis te sind dagegen die Spitzenverdiener Ospel,
Wuffli und Vasella.
- Da überrascht es auch nicht, dass die Schweizer Banken Rekorde bei der Vermögensverwaltung
melden: per Ende August 2006 erreichten die verwalteten Kundengelder 4,6 Billionen Franken
knapp 16% mehr als im Vorjahr. Die Mehrheit der Gelder (58%) gehört ausländischen Kunden.
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Erfreuliche Dauerbrenner |
- Roger Federer
behauptet sich weiterhin weltweit unangefochten an der Spitze des Männer-Tennis
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Bedenkliche Dauerbrenner |
- Wiederum sorgen mehrere Fälle von exzessiver Gewalt unter Jugendlichen für
Schlagzeilen, darunter Raubüberfälle mit schwerer Körperverletzung und Vergewaltigungen.
In der Jahresstatistik der Kantonspolizei Bern wird dazu vermerkt:
"Täter sind immer mehr Jugendliche, sehr oft mit Migrationshintergrund,
die meistens ohne irgend einen Anlass oder aus Langeweile andere Einzelpersonen oder
Personengruppen attackieren."
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Trends |
- Web 2.0 Anwendungen: Internet Portale, die es den BenutzerInnen erlauben,
ohne grosse Programmierkenntnisse selbst Inhalte (Texte, Fotos, Videos) hochzuladen
und mit Gleichgesinnten zu teilen, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Beispiele:
blogger,
myspace,
flickr,
youtube ...
Dass ich mit dieser anfangs Dezember 2006 veröffentlichten Einschätzung
nicht ganz alleine bin, zeigt das
Time Magazine vom 18.12. - nicht eine einzelne Person, sondern
die Masse der Web 2.0 - NutzerInnen werden zur Person des Jahres erkoren.
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