Jahresrückblick 2006 - Chronik der Ereignisse Schweiz / international

Chronik der Schweiz

Jahresrückblick 2006

Die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2006

Monate Volksabstimmungen Ereignisse weltweit
Ereignisse CH Jahresstatistik
SchweizInternational
Januar 2006
  • 2.1.2006 Martina Hingis kehrt nach drei Jahren verletzungsbedingter Pause ins Profi-Tennis zurück. Im Laufe des Jahres arbeitet sie sich rasch wieder zur Weltspitze hoch.
  • Mitte Januar: Eine stabile Hochdrucklage mit Hochnebel führt in weiten Teilen der Deutschschweiz zu einer Ansammlung von Luftschadstoffen. So wird insbesondere der Grenzwert für Feinstaub (50 µg/m³), der gemäss Luftreinhalteverordnung höchstens an einem Tag pro Jahr überschritten werden dürfte, während Wochen deutlich überschritten (60 - 80 µg/m³). Einzelne Kantone erlassen anfangs Februar Geschwindigkeitsbeschränkungen.
  • 19.1.2006 Die Asyl-Rekurskommission entscheidet in einem stark beachteten Urteil, dass der Vater und der volljährige Sohn einer Roma-Familie aus Rüschlikon ZH wegen Gewalttätigkeit die Schweiz verlassen müssen, während die Mutter und die volljährige Tochter mit Kleinkind vorläufig bleiben können.
  • 20.1.2006 Swisscom-Chef Jens Alder tritt wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Bundesrat bezüglich der geplanten Privatisierung der Swisscom sofort zurück, sein Nachfolger wird Carsten Schloter, bisher Chef der Mobile-Sparte. Nachträglich erweist sich der Rücktritt als nicht ganz so zwingend, weil das Parlament in der Sommersession die bundesrätliche Strategie ausbremst ...
  • 4.1.2006 Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon erleidet einen Schlaganfall, fällt später ins Koma und wird am 11.4.2006 für dauerhaft amtsunfähig erklärt. Seine Nachfolge tritt zunächst interimistisch, am 28.3.2006 durch Parlamentswahlen bestätigt, Ehud Olmert an.
  • 16.1.2006 Ellen Johnson Sirleaf tritt in Liberia als erste Frau das Präsidentenamt eines afrikanischen Landes an.
  • 19.1.2006 Der französische Präsident Jacques Chirac droht unverhohlen mit einem Atomschlag für den Fall von Terrorangriffen auf Frankreich. Staaten (wie der Iran), die völkerrechtliche Abmachungen verletzten, Frankreich mit terroristischen Mitteln angreifen oder Massenvernichtungswaffen einsetzen würden, müssten mit einer entschlossenen Antwort, auch in "nicht-konventioneller Weise" rechnen.
  • 22.1.2006 Die Chilenen wählen die Sozialistin Michelle Bachelet zur ersten Präsidentin.
  • 26.1.2006 Die radikal-islamistische Hamas-Bewegung nimmt erstmals an den Parlamentswahlen in Palästina teil und erringt auf Anhieb eine klare Mehrheit (76 von 132 Sitzen). Da die neue Hamas-Regierung nicht bereit ist, der Gewalt abzuschwören und das Existenzrecht Israels anzuerkennen, gerät der Friedensprozess vollends ins Stocken. Die USA und Europa stoppen die Hilfszahlungen an die palästinensische Regierung, die Löhne für Beamte, Lehrkräfte und medizinisches Personal können schon bald nicht mehr bezahlt werden. Die Hamas zeigt jedoch bis zum Jahresende keinerlei Anzeichen, dass sie sich dem Druck beugen würde.
Februar 2006
  • 3.2.2006 Der Kanton Zug und 11 weitere Kantone im Mittelland und in der Zentralschweiz beschliessen wegen der anhaltend massiven Überschreitung der Grenzwerte für Feinstaub das Tempo auf Autobahnen vorübergehend auf 80 km/h zu begrenzen. Am 16.6.2006 beschliesst der Bundesrat einen Aktionsplan gegen Feinstaub.
  • 7.2.2006 Der Weltfussballverband fällt das Urteil zum Skandalspiel Schweiz-Türkei: der türkische Fussballverband, mehrere türkische Spieler sowie der Schweizer Benjamin Huggel wegen der Tätlichkeiten mit Sperren bestraft.
  • Der Bodensee und andere Schweizer Seen verzeichnen im Februar einen rekordtiefen Pegelstand. Bilder
  • 13.2.2006 Die Leitung des Swissmetall-Konzerns entlässt 21 Mitglieder des unteren und mittleren Kaders im bestreikten Werk Reconvilier (Jura), wird jedoch später gezwungen, die kontraproduktiven Kündigungen zurück zu nehmen.
  • 14.2.2006 Die UBS weist für 2005 einen Rekordgewinn von 14 Mia Fr. aus.
  • 14.2.2006 Die Rekurskommission gibt dem bei der Vergabe des letzten grossen Tunnelbau-Loses für den NEAT-Gotthard-Basistunnel unterlegenen Konsortium Marti teilweise Recht und weist die AlpTransit Gotthard an, die Vergabe nochmals aufzurollen. Mit dem halbherzigen Entscheid wird eine monatelange Bauverzögerung eingeleitet, die den Steuerzahler mehrstellige Millionenbeträge kostet.
  • 15.2.2006 Auch die Credit Suisse Group weist für 2005 einen Rekordgewinn aus.
  • 23.2.2006 Der FC Thun scheidet aus dem UEFA-Cup aus.
  • 25.2.2006 Die Vogelgrippe erreicht die Schweiz. Bei einem toten Gänsesäger (Wildentenart) am Genfersee wird das H5-Virus nachgewiesen. Die Kantone Genf, Schaffhausen und Thurgau richten Schutz- und Überwachungszonen ein, letztere wegen zwei Fällen von Vogelgrippe am deutschen Bodenseeufer.
  • 4.2.2006 Die amerikanische Schriftstellerin und Feministin Betty Friedan, eine der Gründerinnen der amerikanischen Frauenbewegung ("The Feminine Mystique", deutsch "Der Weiblichkeitswahn", 1963), stirbt im Alter von 85 Jahren.
  • 4.2.2006 Die internationale Atomenergie-Agentur IAEA bringt nach ergebnislosen Verhandlungen den Atomstreit mit dem Iran vor den UNO-Sicherheitsrat. Der iranische Präsident Ahmadinedschad lässt darauf hin die unterbrochenen Arbeiten am Atomenergieprogramm wieder aufnehmen.
  • 6.2.2006 Der Karikaturenstreit um die Mohammed-Karikaturen einer dänischen Zeitung eskaliert: Bei gewalttätigen Protesten in Afghanistan und Somalia werden mindestens fünf Menschen getötet, in Teheran werfen Demonstranten Steine und Brandbomben gegen die dänische Botschaft. Der türkische Premierminister Erdogan ruft zur Besonnenheit auf.
    Das Gejammer islamischer Kreise wegen der Karikaturen ist angesichts der im Jahre 2006 wiederum unzähligen im Namen des Islam verübten Gewalttaten und angesichts der Gewalt zwischen Muslimen (Zerstörung einer Moschee im Irak am 25.2.2006 und palästinensischer Bruderkrieg im Dezember) nicht nur deplatziert, sondern auch völlig unglaubwürdig. Diese Religionsgemeinschaft muss sich endlich damit auseinander setzen, dass moderne Menschen zu Recht weltweit das Ende mittelalterlicher Zustände fordern, auch wenn dieser Prozess für die religiösen Eiferer so schmerzhaft sein wird wie im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts. Es geht hier nicht um einen Kulturkampf zwischen Christentum und Islam, sondern um einen Kulturkampf zwischen Mittelalter und Neuzeit.
  • 20.2.2006 Ein Dopingskandal in der österreichischen Mannschaft trübt die Freude an den olympischen Winterspielen in Turin. Für die Organisation ernten die Italiener dagegen viel Lob.
  • 22.2.2006 Sunnitische irakische Moslems zünden in der Askarija-Moschee zwei Bomben, damit wird eines der wichtigstens schiitischen Heiligtümer im Irak fast völlig zerstört.
  • 25.2.2006 In Lyon (Frankreich) tritt erstmals innerhalb der EU ein Fall von Vogelgrippe bei Nutztieren auf. 10000 Vögel aus einem Putenzuchtbetrieb werden vorsorglich notgeschlachtet.
  • Die Casting-Show "Germany's Next Supermodel" mit Heidi Klum wird heftig kritisiert, weil sie das ungesunde Schönheitsideal und damit die Magersucht bei jungen Frauen fördere.
März 2006
  • Ein in der Winterthurer Sternwarte entdeckter Asteroid (Kleinstplanet) erhält nach jahrelangem Zulassungsprozedere offiziell den Namen Helvetia
  • 10.3.2006 Der Gesamtbundesrat weigert sich auch im dritten Anlauf (gegen den Antrag von Bundesrat Joseph Deiss), ein gesamtschweizerisches Verbot für Kampfhunde zu erlassen. Der Entscheid löst weit herum Kopfschütteln aus. Auch das Parlament kann sich nicht dazu aufraffen, die vom Bundesrat geforderte Gesetzesgrundlage zu schaffen. So sind die Kantone gezwungen, selbst zu handeln und einmal mehr wird eine Frage, bei der man beim besten Willen keine sachlich begründbaren kantonalen Unterschiede ausmachen kann, in einigen Kantonen rabiat, in anderen zaghaft und in einigen gar nicht geregelt. Langfristig dürfte das Abschieben der Verantwortung auf die Kantone dem Föderalismus einen Bärendienst erweisen.
  • 14.3.2006 Um die Ausleihe des Schweizerischen Bundesbriefs an ein amerikanisches Museum zu verhindern, wollen SVP-Parlamentarier ihn kaufen. Der Bundesbrief reist trotzdem am 9.6.2006 in die USA und kommt nach wenigen Wochen auch wohlbehalten zurück.
  • 31.3.2006 Die Zürcher Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen die Verantwortlichen der zusammen gebrochenen SAirGroup, u.a. die Verwaltungsräte Lukas Mühlemann, Vreni Spoerry, Mario Corti, Philippe Bruggisser, Andres Leuenberger und Thomas Schmidheiny.
  • 2.3.2006 Die Bush-Administration handelt mit Indien einen Vertrag über nukleare Zusammenarbeit aus. Damit verletzen die USA ihre Verpflichtungen aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag und setzen sich einmal mehr über internationales Recht hinweg, in der irrigen Meinung, damit ihren Interessen zu dienen. Die Glaubwürdigkeit der USA sinkt weiter, sie werden von der Weltgemeinschaft nicht mehr als verlässlicher Partner wahrgenommen.
  • 9.3.2006 Die Reform des Arbeitsrechts für Berufsanfänger wird von beiden Kammern des französischen Parlaments endgültig verabschiedet. Ob die Reduktion des Kündigungsschutzes der richtige Weg zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit ist, wird mittlerweile auch von Mitgliedern der bürgerlichen Regierungspartei bezweifelt. Während der Parlamentsdebatte ist es zu wiederholten Studentenprotesten gekommen.
  • Fünf junge Briten erleiden bei einem Medikamententest lebensgefährliche Nebenwirkungen.
  • 11.3.2006 Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic stirbt in seiner Zelle an einem Herzinfarkt. Milosevic war am UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag (Niederlande) als Hauptverantwortlicher für zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des jugoslawischen Bürgerkrieges angeklagt.
  • 30.3.2006 Hochwasser in Deutschland und Tschechien.
April 2006
  • 2.4.2006 Bei den Wahlen in die Lausanner Stadtregierung erringen SP und Grüne eine historische Mehrheit: 6 von 7 Sitzen. Damit bestätigt sich ein Trend, der in allen grossen Städten zu beobachten ist: die bürgerlichen Parteien haben ein Problem, ihre Politik der urbanen Bevölkerung schmackhaft zu machen.
  • 4.4.2006 Die spanische Polizei verhaftet drei "Heimleiter", darunter ein Schweizer, die in Spanien illegal und ohne Fachausbildung auf einem verlotterten Landgut ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche betrieben haben. Die Jugendlichen wurden wiederholt verprügelt und stundenlang in enge Wildschweinkäfige eingesperrt. Die Fälle der letzten fünf Jugendlichen sind aktenkundig, die Polizei vermutet aber, dass bis zu 100 Jugendliche betroffen sein könnten. Das Zürcher Sozialamt muss zugeben, dass es drei Jugendliche auf seine Kosten in dem Heim platziert hat, ohne dessen Qualifikation seriös zu prüfen.
  • 26.4.2006 Die Stallpflicht für Geflügel wird aufgehoben.
  • 4.4.2006 Die Studentenbewegung in Frankreich kann noch einmal eine Million Demonstranten für ihren Protest gegen das neue Arbeitsrecht mobilisieren, bewirkt aber letztlich kein Einlenken der Regierung.
  • 10.4.2006 Das von Romano Prodi geführte Mitte-Links-Bündnis gewinnt knapp die italienischen Parlamentwahlen. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die im Ausland, unter anderem in der Schweiz, lebenden Italiener. Silvio Berlusconi hat sichtlich Mühe zu begreifen, dass seine Zeit abgelaufen ist.
  • 17.4.2006 Selbstmordanschlag des islamischen Dschihad auf ein Restaurant in Tel Aviv: 9 Tote.
  • 20.4.2006 Hochwasser in Rumänien
  • 24.4.2006 Bei einem Bombenanschlag im ägyptischen Badeort Dahab sterben mindestens 18 Menschen.
Mai 2006
  • 17.5.2006 Ein Bauzug der BLS rast am frühen Morgen praktisch ungebremst von Frutigen talwärts und prallt nahe Thun auf einen anderen, abgestellten Bauzug. Die ganze Mannschaft findet den Tod. Ursache des Unglücks ist nach den Ergebnissen der amtlichen Untersuchung eine durch Fehlmanipulation beim Ankuppeln einer Wagengruppe unterbrochene Bremsleitung und eine unvollständig durchgeführte Bremskontrolle. BLS-Chef Tromp räumt ein, dass die vorgeschriebene Ruhezeit möglicherweise nicht ganz eingehalten worden sei, der Fehler somit letztlich auf Übermüdung des Personals zurück zu führen wäre.
  • 21.5.2006 Volk und Stände stimmen mit überwältigendem Mehr von 86% dem neuen Bildungsartikel in der Bundesverfassung zu. Die Kantone werden zu weiter gehender Koordination im Schulwesen angehalten und der Bund kann Konkordate zwischen einzelnen Kantonen für allgemeinverbindlich erklären, falls sich die Kantone nicht einigen können.
  • 25.5.2006 Bundesrat Deiss unterzeichnet in den USA ein Abkommen zur Einrichtung eines Kooperationsforums für Handel und Investitionen. Dies kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Anfang Jahr das von BR Blocher als Alternative zur Annäherung an die EU gewünschte Freihandelsabkommen mit den USA nicht zuletzt daran gescheitert ist, dass Blochers bäuerliche Klientel sich einer Marktöffnung in der Landwirtschaft vehement widersetzt.
  • 31.5.2006 Bei einem Felssturz fallen tonnenschwere Brocken auf die Gotthardautobahn A2 bei Gurtnellen. Ein deutsches Ehepaar wird dabei getötet. Die Autobahn muss tagelang gesperrt werden.
  • 9.5.2005 In Deutschland wird der "Kannibale von Rotenburg" in zweiter Instanz zu lebenslänglich verurteilt. Der Fall des Informatikers, der sich im Internet ein an Depressionen leidendes Opfer gesucht und gefunden hat, erregt grosses Aufsehen.
  • 20.5.2006 Die finnischen "Gruselrocker" Lordi schaffen mit ihrer Monstershow die doppelte Sensation: erster Titelgewinn am Eurovisions-Song-Contest sowohl für das Land Finnland als auch für die bisher kaum vertretene Sparte "Heavy Metal".
  • 25.5.2006 Ein US-Bundesgericht spricht die Enron-Manager Kenneth Lay und Jeffrey Skilling des Betrugs und der Verschwörung schuldig. Im bisher zweitgrössten Wirtschaftsskandal der USA verloren Tausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz und viele ihre in Firmenaktien angelegte Altersvorsorge.
  • 29.5.2006 Ein Erdbeben in Java fordert mehr als 5000 Todesopfer. Anhaltender Regen erschwert die Rettungsarbeiten.
Juni 2006
  • 2.6.2006 Offizieller Baubeginn am NEAT-Ceneri-Basistunnel
  • 7.6.2006 SP und CVP stoppen im Parlament aus Sorge um den Service Public für alle Regionen die Pläne des Bundesrates für eine Vollprivatisierung der Swisscom.
  • 14.6.2006 CVP-Präsidentin Doris Leuthard wird als Nachfolgerin von Joseph Deiss in den Bundesrat gewählt. Sie tritt das Amt am 1.8.2006 an. Einziger Kandidat für die Nachfolge im CVP-Parteipräsidium ist der Unterwalliser Christophe Darbellay.
  • 8.6.2006 Abu Mussab Al Sarkawi, der als Führer der Terroristengruppe El Kaida im Irak und als deren weltweite Nummer 2 gilt, kommt bei einem amerikanischen Luftangriff ums Leben.
  • Die Fussball-WM löst in Europa und Südamerika Begeisterungsstürme aus. Zeitweise kommt das übrige öffentliche Leben fast zum Erliegen, nach 15 Uhr leeren sich die Büros ... Die Schweiz scheidet am 26.6. im Achtelsfinal gegen die Ukraine im Penaltyschiessen aus.
  • 25.6.2006 Durch einen Tunnel dringen palästinensische Kämpfer aus dem Gazastreifen nach Israel vor. Beim anschliessenden Überfall auf einen Grenzposten werden zwei Israelis erschossen und ein dritter entführt. Am 28.6.2006 reagiert die Regierung Olmert mit massiven Militäraktionen gegen Ziele im Gazastreifen.
Juli 2006
  • 5.7.2006 Bundesanwalt Valentin Roschacher tritt nach einem Streit mit Bundesrat Blocher zurück.
  • 20.7.2006 Bundesrätin Micheline Calmy-Rey kritisiert die «unverhältnismässigen» Angriffe Israels auf Libanon in ungewohnter Schärfe und fordert einen sofortigen Waffenstillstand. Sie erntet dafür von rechtsbürgerlicher Seite in der Schweiz viel Kritik.
    Am 21. November hält eine Experten-Kommission des UNO-Menschenrechtsrates in einem 125-seitigen Bericht unmissverständlich fest, dass Israel im Libanon-Krieg «offensichtliche Verletzungen» des humanitären Völkerrechts begangen hat.
    Israel und ihr Verbündeter USA sollten endlich die Konsequenzen aus der Aufarbeitung des 2. Weltkrieges ziehen. Wer in den letzten 10 Jahren die Schweiz für ihr Verhalten im 2. Weltkrieg kritisiert hat, muss sich konsequenterweise heute auf die vierte Genfer Konvention über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten behaften lassen, die erst 1949 aus Einsicht in den Bedarf weiter gehender Regelungen geschaffen worden ist.
  • 9.7.2006 Italien gewinnt das Finale der Fussball-WM gegen Frankreich erst im Penalty-Schiessen. Zuvor kommt es zu einer peinlichen Szene - der Italiener Marco Materazzi beschimpft den französischen Stürmerstar Zinedine Zidane, dieser rastet aus und versetzt Materazzi einen Kopfstoss - ein unwürdiger Abgang für Zidane.
  • 12.7.2006 Nach Raketenangriffen der Hizbollah auf Siedlungen im Grenzgebiet und der Entführung eines weiteren Soldaten reagiert Israel mit einer Grossoffensive. Der Libanon wird durch massive Bombardierungen in wenigen Wochen in seiner wirtschaftlichen Entwicklung um Jahrzehnte zurück geworfen. Die Kriegsziele werden allerdings nicht erreicht. In Israel erhebt der frühere Generalstabschef massive Vorwürfe gegen seinen Nachfolger und gegen die Regierung, zwei Generäle reichen nach dem Waffenstillstand ihren Rücktritt ein.
    Die wirtschaftliche Destabilisierung des Libanon dürfte nach allen bisherigen Erfahrungen wesentlich dazu beitragen, dass junge Libanesen für sich keine Lebensperspektiven sehen. Dies ist bekanntlich ein idealer Nährboden für (Selbstmord-)Terroristen.
  • Anderthalb Jahre nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe fordert ein neues Seebeben in Indonesion mehr als 660 Tote.
  • 27.7.2006 Dopingskandal um Tour-de-France Sieger Floyd Landis
August 2006
  • 1.8.2006 Die diesjährige Rütlifeier verläuft ruhig, ohne die in den Vorjahren zur unschönen Tradition gewordenen Störmanöver von Rechtsextremen. Festredner Markus Rauh, ehemaliger Verwaltungsratspräsident von Swisscom kann sich ungestört für einen EU-Beitritt der Schweiz und gegen die Verschärfung des Asylrechts aussprechen, ohne niedergebuht oder ausgepfiffen zu werden. Doch nur wenige sind mit der Feier wirklich glücklich. Der Bundesrat glänzt durch Abwesenheit, Brunnen gleicht einer Polizeifestung und 1 Million Franken Sicherheitsaufwand sind für eine "würdige Feier" in Zeiten des Sparens doch wohl etwas zu viel Geld.
  • 6.8.2006 Die SonntagsZeitung enthüllt, dass die Pensionskassen von Siemens, National Leben, Roche, Coop, Rieter und Helsana am 8. und 9. September mit dem Verkauf von Aktien-Optionen an Thomas Matter, Chef der Swissfirst Bank die Fusion von Swissfirst mit der Bellevue Bank ermöglicht haben. Nachdem der Deal öffentlich wurde, stieg der Aktienkurs um fast 50% - Matter wurde auf einen Schlag um rund 50 Millionen Fr. reicher, den Pensionskassen entgingen rund 20 Mio Fr. Damit nicht genug: Auch Angestellte der Swissfirst sollen drei Monate vor der Fusion zum Verkauf von Optionen überredet worden sein - diesen entgingen weitere 20 Mio Fr.
  • 6.8.2006 In Bagdad beginnt eine Anhörung zur Ermordung einer 14-jährigen Irakerin, die von 5 US-Soldaten vergewaltigt und dann umgebracht worden sein soll, anschliessend sollen auch drei Verwandte des Opfers getötet worden sein. Der Vorfall zeigt einmal mehr die Glaubwürdigkeitsprobleme der US-Armee, deren Einsatz dem Irak offiziell Freiheit und Demokratie bringen soll.
  • 6.8.2006 Bei einem der fünf jungen Briten, die im März nach einem Medikamententest fast gestorben wären, haben die Ärzte jetzt Lymphknotenkrebs festgestellt.
  • 23.8.2006 Natascha Kampusch, einer jungen Österreicherin, die 8 Jahre von einem Entführer in einem Verliess gefangen gehalten wurde, gelingt die Flucht. Der Entführer bringt sich in Untersuchungshaft um.
  • Die Zahl der Blogs (im Internet öffentlich geführte Tagebücher von Privatpersonen) wächst im August in China auf 34 Millionen, das sind 30-mal mehr als noch vor vier Jahren. 17 Millionen Chinesen schreiben Blogs (also offenbar im Durchschnitt je 2) und erreichen damit rund 75 Millionen Leser. Nach wie vor werden Chat-Foren und Blogs in China von der Zensur geprüft und Wörter wie "Freiheit" und "Demokratie" sind tabu. In den letzten Jahren wurden mehrere Foren aus politischen Gründen geschlossen. Die Beliebtheit der nicht-offiziellen Medien zeigt jedoch, dass sich der Demokratisierungsprozess langfristig nicht aufhalten lässt.
September 2006
  • 16.9.2006 Nach einer Streifkollision mit einem von der Fahrspur abgewichenen Personenwagen fängt ein Reisebus im Viamala-Tunnel auf der San Bernadino - Route innert Sekunden Feuer. Sechs Menschen kommen ums Leben, der Tunnel bleibt wochenlang gesperrt.
  • 21.9.2006 Ernesto Bertarelli verkauft das Biotech-Unternehmen Serono für 16,6 Mia Fr. an die deutsche Pharmafirma Merck.
  • 21.9.2006 Eine Studie des Paul Scherer Instituts in Würenlingen zeigt, dass die extreme Feinstaubbelastung bei Hochnebellagen im Winter nicht vom Verkehr allein, sondern zu etwa einem Viertel von Kleinfeuerungen mit Holz stammt.
  • Die Rekurskommission fällt zum zweiten Mal keinen klaren Entscheid im Rechtsstreit um die Vergabe des AlpTransit Bauloses Erstfeld. Die NEAT verteuert sich durch das juristische Gezerre jeden Tag um 100'000 Franken.
    Damit zeigt sich, dass die im Parlament reichlich vertretenen Juristen ihre Arbeit nur halb gemacht und beim Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BOeB) eine klare, praxistaugliche Regelung der Rekurse vergessen haben. Statt einer Einsicht in die eigenen Unterlassungssünden hört man vom Parlament aber nur Gejammer über die Mehrkosten von 2 Mia Franken und Schelte für Planer von AlpTransit.
    Früher war es üblich, bei Grossprojekten Reserven einzuplanen, heute wird spitz kalkuliert. Der Posten "Unvorhergesehenes" verschwindet mit diesem Buchhaltungstrick aber nicht einfach, er wird nur später, dafür umso deutlicher präsentiert. Es ist eine billige Masche, dies unter dem Titel "mehr Transparenz" verkaufen zu wollen. Statt die aufgrund langjähriger Erfahrung durchaus realistisch abschätzbaren Kosten für Unvorhergesehenes von Anfang an offen auf den Tisch zu legen und damit dem Besteller (dem Volk) klaren Wein einzuschenken, werden bloss zuerst geschönte Zahlen verkauft und später die Arbeit der Planer schlecht gemacht.
  • 26.9.2006 Die ehemaligen Crossair-Piloten der Swiss streiken, 128 Flüge fallen aus, 8000 Passagiere sitzen fest. Das Swiss Management gibt sich erstaunt, viele Zeitungskommentatoren auch, Streiks in der Schweiz, das ist doch nicht möglich. Dabei wird allzu schnell vergessen, dass (Neo-)Kapitalismus und Streiks zusammen gehören wie Huhn und Ei - auch in der Schweiz. Der traditionelle Arbeitsfriede hierzulande beruht denn auch nicht etwa auf einer angeborenen Streikfaulheit der Arbeitnehmer, sondern auf der 1937 gereiften Einsicht der Arbeitgeber, dass man Arbeitnehmer und Gewerkschaften als Partner ernst nehmen und fair mit ihnen verhandeln sollte. Genau das aber lässt das Management der Swiss seit Jahren vermissen.
  • In der eidgenössischen Volkabstimmung vom 24.9.2006 wird die Volksinitiative der SP und Gewerkschaften zur Verwendung eines Teils der Nationalbankgewinne für die AHV mit 58% Nein-Stimmen und Nein-Mehrheiten in 20½ Kantonen deutlich verworfen. Das revidierte Ausländergesetz und das nochmals verschärfte Asylgesetz, gegen die von linker Seite das Referendum ergriffen worden ist, werden dagegen mit grossem Mehr von je rund 68% angenommen.
  • 26.9.2006 Ein Report des Weltwirtschaftsforums WEF zeigt, dass die Schweiz das wettbewerbsfähigste Land der Welt ist, wenn "weiche" (schlecht in Zahlen erfassbare) Faktoren mitberücksichtigt werden. Auf den Rängen 2 - 5 folgen Finnland, Schweden, Dänemark und Singapur, die USA fallen dank der neuen Bewertungsmethode von Rang 1 auf Rang 6 zurück. Bestnoten erhält die Schweiz für die Qualität der Forschungsinstitute, die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Industrie, die Weiterbildung des Personals und nicht zuletzt für die Infrastruktur (Bahn, Strassen, Stromversorgung, Telekommunikation) und die politische Stabilität. Auch in Wirtschaftskreisen dämmert langsam die Einsicht, dass faire und damit stabile gesetzliche Rahmenbedingungen letztlich für die Investoren günstiger sind als schwammige, mit Schlupflöchern gespickte Regelungen, die nach dem nächsten Skandal unter dem Druck der Strasse verändert werden müssen.
  • Die Feiern zum 50. Jahrestag des Ungarn-Aufstandes von 1956 werden überschattet von einer peinlichen Affäre: In einem Video gibt Ungarns Regierungschef unsaubere Praktiken im Wahlkampf zu. Trotz massiven Protesten auf der Strasse kommt es aber nicht zu einem Regierungswechsel.
  • 6.9.2006 Präsident Bush gesteht erstmals die Existenz von geheimen CIA-Gefängnissen im Ausland ein.
  • 14.9.2006 Der Papst sorgt mit einem peinlichen Zitat aus dem Mittelalter für Empörung bei Muslimen in aller Welt und für Kopfschütteln in Europa.
  • 19.9.2006 Während der thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra in New York an der Uno-Generalversammlung teilnimmt, putscht das Militär.
  • 22.9.2006 Bei einem schweren Unglück auf der deutschen Magnetschwebebahn Transrapid sterben 23 Menschen.
  • 24.9.2006 Die Intendantin der Deutschen oper in Berlin, Kirsten Harms, gibt die Absetzung von Mozarts Oper «Idomeneo» bekannt. In der umstrittenen, schon 2003/2004 gezeigten Inszenierung interpretiert Regisseur Hans Neuenfels das klassische Thema als Aufstand gegen die «Diktatur der Götter» und lässt den kretischen König Idomeneo in der Schlußszene die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha, Poseidon und Mohammed präsentieren.
    Während der Vorsitzende des deutschen Islamrats vorsichtig positiv auf die Absetzung reagiert und mehr Rücksicht auf religiöse Gefühle einfordert, beklagt der Bundesvorsitzende der islamischen Türkischen Gemeinde, mit der Absetzung der Oper sei eine Chance zur Auseinandersetzung vertan worden, empfiehlt «allen Muslimen, bestimmte Sachen zu akzeptieren» und befürchtet, durch Selbstzensur würde man «zurück zu Verhältnissen wie im Mittelalter kommen».
    Deutsche Spitzenpolitiker kritisierten den voraus eilenden Gehorsam scharf. Die Selbstzensur sei die falsche Reaktion auf den Karikaturenstreit und das Papst-Zitat. Der Umgang mit Kunst, die sich mit Religion auseinandersetze, sei ein «Prüfstein» für die Muslime in Deutschland.
  • 26.9.2006 US-Präsident George W. Bush kündigt die Freigabe eines geheimen Berichts über die Auswirkungen des Irak-Krieges an. Die «New York Times» hat schon am 23.9.2006 die Spezialisten der National Intelligence Estimate mit der Aussage zitiert, dass "infolge des Irak-Kriegs eine neue Generation von radikalen Muslimen entstanden sei und der Terrorismus einen Aufschwung genommen habe". Das ist 5 Jahre nach dem Terroranschlag vom 11.9.2001 auf das World Trade Center nichts anderes als das Eingeständnis, dass der von Präsident Bush propagierte "Krieg gegen den Terrorismus" kläglich gescheitert ist und das pure Gegenteil der angestrebten Ziele erreicht wurde.
Oktober 2006
  • 4.10.2006 Vor 100 Jahren hat die Türkei das schweizerische Zivilgesetzbuch übernommen und damit einen wichtigen Schritt in die Moderne gemacht. An einer Feier in Ankara stellt Bundesrat Blocher ohne Rücksprache mit seinen Kollegen und dem Parlament eine Revision der bei Nationalisten hier und in der Türkei äussert unbeliebten Schweizer Antirassismus-Strafnorm in Aussicht. Bundesrat Couchepin zeigt sich schockiert, ernstzunehmende politische Beobachter ebenso. Bundesrat Blocher gibt mit seiner provokativen Äusserung der Türkei das denkbar dümmste Zeichen, das ihr auf dem Weg nach Europa nur hinderlich sein wird.
  • Mit dem Beginn der Saison für Zugvögel steigt das Risiko der Ausbreitung von Vogelgrippe. Deshalb gilt ab dem 15.10.2006 bis zum 30.4.2007 erneut eine Stallpflicht für Geflügel, allerdings diesmal nur in Risikozonen von einem Kilometer um grosse Seen und Flüsse.
  • 19.10.2006 Franz Schneller, Direktor des Heilmittelinstituts Swissmedic und vier weitere Direktionsmitglieder treten von ihren Posten zurück. Ursache sind eine externe Analyse, massive Kritik an den Strukturen und der Beschluss des Institutsrates, die Organisation zu straffen. Swissmedic ist für die Zulassung von Heilmitteln in der Schweiz zuständig. Die Präsidentin des Aufsichtsgremiums, ex-Nationalrätin Christine Beerli (FDP) übernimmt bis zur Wahl eines neuen Direktors selbst die Leitung des Instituts.
    Gleichentags publiziert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD einen Expertenbericht, in dem das schweizerische Gesundheitswesen als sehr teuer und zu wenig effizient kritisiert wird. Die Studie empfiehlt unter anderem auch ein umfassendes Verbot der Tabak- und Alkoholwerbung.
  • 1.10.2006 Bei den Parlamentswahlen in Österreich gewinnen die Sozialdemokraten einen kleinen Vorsprung vor der christlich-demokratischen Österreichischen Volkspartei ÖVP, keine der beiden Parteien kann aber ohne die andere eine Regierung bilden. Obwohl das Volk klar eine grosse Koalition wünscht, spielen die beiden grossen Parteien Machtpoker und erzielen auch nach Monaten noch keine Einigung über eine Regierungsbildung.
  • 9.10.2006 Ein unterirdischer Atomtest führt Nordkorea vollends in die Isolation. Am 13.10.2006 verhängt der UNO-Sicherheitsrat Sanktionen. Am 18.12.2006 erklärt sich das nordkoreanische Regime unter dem Druck der internationalen Sanktionen und dank chinesischer Vermittlung bereit, an den Verhandlungstisch zurück zu kehren.
  • 17.10.2006 Bei Anschlägen im Irak kommen 10 amerikanische Soldaten ums Leben - die höchsten Verluste an einem einzigen Tag seit November 2004. Die irakische Regierungsarmee verliert derweil täglich im Durchschnitt 120 Soldaten. Die Zahl der zivilen Gewaltopfer im Irak wird offiziell gar nicht registriert, sie wird von unabhängigen britischen Experten auf rund 655000 seit dem Beginn der amerikanischen Invasion geschätzt. US-Präsident George W. Bush räumt in einem Interview erstmals ein, dass die Lage der US-Armee im Irak durchaus mit jener in Vietnam verglichen werden kann.
  • 25.10.2006 Skandalöse Bilder von deutschen Soldaten, die mit Totenschädeln posieren, bringen auch das deutsche Engagement in Afghanistan in Verruf.
November 2006
  • 10.11.2006 Am Kongress des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes rügt Wirtschaftsministerin Doris Leuthard die Streikbereitschaft der Gewerkschaften und wird dafür ausgebuht. Statt über die Streikdrohungen der Gewerkschaften zu jammern, sollten die jungen Manager und die Bundesrätin sich gescheiter darüber klar werden, dass die in der Schweiz traditionelle Friedenspflicht kein Naturgesetz ist, sondern ein Vertrag - ein Vertrag den die Wirtschaftskreise in ihrer neo-liberalen Euphorie der letzten Jahre arg strapaziert haben. Als 1987 das historische Friedensabkommen in der Metallindustrie von 1937 gefeiert wurde, erinnerte man sich noch an den alten Grundsatz von "Treu und Glauben" und wählte ihn sogar als Titel für die Festschrift - bald danach zählte aber nur noch die Profitmaximierung.
  • 20.11.2006 Der Schaffhauser FDP-Politiker Gerold Bührer soll als neuer Präsident den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse aus der Krise führen. Wegen Interessenkonflikten zwischen den Finanzdienstleistern und der verarbeitenden Industrie haben die Branchenverbände der Metallindustrie (Swissmem) und die Baumeister im Sommer vorsorglich den Austritt aus der Economiesuisse angekündigt.
  • 26.11.2006 Am letzten Abstimmungssonntag des Jahres bestätigt das Schweizervolk einmal mehr den bilateralen Weg mit der EU und heisst mit 53% Ja-Stimmen die Kohäsionsmilliarde zugunsten der neuen EU-Mitgliedsländer (Osthilfegesetz) gut. Die Harmonisierung der Kinderzulagen wird gar mit 68% Ja angenommen. Im Abstimmungskampf versucht sich SVP-Präsident Ueli Maurer als Rapper und die Bewegung Young European Swiss kontert mit einem frechen Video-Clip Ueli hät en Traum"
  • Der November 2006 ist der wärmste November seit Beginn der systematischen Temperaturmessungen 1864.
  • Ende November wird beim forensischen Institut Ostschweiz in Frauenfeld eine Therapiegruppe für jugendliche Sexualstraftäter eröffnet. Die Behörden reagieren damit auf die Häufung von Sexualdelikten mit minderjährigen Tätern. Die ersten fünf Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren kommen aus fünf verschiedenen Kantonen.
Dezember 2006
  • 2.12.2006 Die Delegierten der Sozialdemokratischen Partei billigen mit grossem Mehr, aber gegen den Widerstand der Genfer Sektion ein Positionspapier der Partei zur Integration der Ausländer in der Schweiz. Gefordert wird darin einerseits ein klares Bekenntnis der Immigranten zu den Grundregeln des Zusammenlebens in der Schweiz, andererseits mehr staatliches Engagement für integrationsfördernde Kurse. Bei der Präsentation des Integrationspapiers einige Wochen vor der DV hat Parteipräsident Fehr am Radio eingestanden, dass die SP jahrelang etwas naiv echte Integrationsprobleme verdrängt hat.
  • 19.12.2006 Nelly Wenger, ehemalige Direktorin der Landesausstellung expo.02 tritt wegen einer Krebserkrankung als Nestlé-Generaldirektorin zurück. Zuvor war Wenger mit einem neuen Auftritt der Marke Cailler (Design durch Stararchitekt Jean Nouvel) am Markt gescheitert - die aufwändige Verpackung erntete massive Kritik aus Umweltkreisen und Denner hatte die Marke wegen der Preisaufschläge aus dem Sortiment gekippt
  • 20.12.2006 Alle vier SBB-Personalverbände stimmen dem neuen SBB-GAV zu.
  • 22.12.2006 Ein Zürcher Bezirksgericht verurteilt den Halter der Pitbulls, die letztes Jahr einen Kindergärtler in Oberglatt ZH zu Tode gebissen haben zu 2½ Jahren Gefängnis. Das Gericht teilte die Auffassung der Staatsanwältin nicht, der Angeklagte sei durch eine unzulässige Medienhetze vorverurteilt worden.
  • 31.12.2006 Benedikt Weibel tritt nach jahrelanger erfolgreicher Tätigkeit als oberster SBB-Chef in den verdienten Ruhestand. Benedikt Weibel ist Ökonom, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und setzte sich stets für eine integrierte Bahn ein - gegen die hochtrabenden, aber in England kläglich gescheiterten Privatisierungsgelüste von Schreibtischtätern aus Politik und Privatwirtschaft. Weibel hat die SBB durch eine stürmische Periode geführt, in der nicht nur das Angebot massiv ausgebaut wurde (Bahn 2000), sondern auch unter dem Druck von aussen die Strukturen des Unternehmens massiv verändert und der Personalbestand stark reduziert werden musste. Benedikt Weibel verstand es immer wieder, die Angestellten an der Basis des Unternehmens mit ihren Sorgen und Ideen Ernst zu nehmen. Sein Nachfolger wird gut beraten sein, den Kontakt zu den Leuten zu pflegen, die Tag für Tag mit überdurchschnittlichem Engament für einen (fast) reibungslosen Verkehr auf der Schiene sorgen. Dies ist das Kapital, auf dem der Ruf der SBB als beste Bahn Europas beruht.
  • 4.12.2006 In Venezuela wird der Linkspopulist Hugo Chávez mit einer komfortablen Mehrheit von 61 % als Präsident wieder gewählt. Chávez profitiert vom Ölreichtum des Landes und den hohen Ölpreisen, verteilt Geschenke an die Armen im eigenen Land, wettert bei jeder Gelegenheit gegen die USA und Präsident Bush im Besonderen und unterstützt Gesinnungsgenossen in anderen lateinamerikanischen Staaten. Seine Herrschaft nimmt allerdings bedrohlich totalitäre Züge an.
  • 10.12.2006 Der chilenische Ex-Diktator Augusto Pinochet stirbt 91-jährig in einem Militärspital an den Folgen eines Herzinfarkts. Damit kommt es nicht mehr zu einem Prozess wegen gravierender Menschenrechtsverletzungen. Chile wird trotzdem nicht darum herum kommen, die düstere Vergangenheit sauber aufzuarbeiten.
  • 16.12.2006 Nach dem Scheitern von Verhandlungen für eine grosse Koalition versucht Palästinenserpräsident Machmud Abbas die Hamas-Regierung mit der Ankündigung von Neuwahlen unter Druck zu setzen. In der Folge kommt es zu massiven Kämpfen zwischen Hamas-Milizen und der von Präsidentengarde sowie radikalen Fatah-Anhängern.
  • 18.12.2006 Der Internet-Suchmaschinengigant google.com kauft für einen nicht offiziell bekannten Betrag (die von CASH daily genannten 35 Mio Fr. dürften einiges unter dem wahren Preis liegen) die strategisch bedeutsamen Teile der Luzerner Geodaten-Firma Endoxon AG. Die überlegene Endoxon-Technologie soll google helfen, ihre Kartendienste in Europa auf ein besseres Niveau zu heben. Mit dem Verkauf büsst search.ch den deutlichen Vorsprung auf google ein, den ihre Karten bisher dank Endoxon hatten. Bis es soweit ist, noch rasch vergleichen (Luzern Wilhelmshöhe, gleiche Auflösung): google.com vs. search.ch
  • 22.12.2006 Das spanische Parlament führt eine Frauenquote ein. Auf Wahllisten müssen in Zukunft mindestens 40% Frauen vertreten sein, dieselbe Quote gilt für die Führungsgremien von Grossfirmen.
  • 22.12.2006 Die Lage in Somalia eskaliert nach einer Offensive der «Union islamischer Gerichte» gegen die Übergangsregierung. Die Union ruft offen zum «Heiligen Krieg» auf. Beobachter vermuten, dass Tausende islamistische Kämpfer aus dem Ausland eingesetzt werden.
  • 23.12.2006 Der UNO-Sicherheitsrat beschliesst einige weiche Sanktionen im Atomstreit mit Iran, nichts davon wird Iran wirklich weh tun. Damit setzt sich Russland mit seiner Haltung gegen die USA durch.
  • 30.12.2006 Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein wird nach der Bestätigung des Todesurteil wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die Rekursinstanz erhängt. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt die hastige Hinrichtung bei denjenigen, die an einer seriösen Aufarbeitung der Geschichte interessiert sind, insbesondere bei den Kurden, denn nun werden Saddams Verbrechen gegen die kurdische Bevölkerung nicht mehr juristisch aufgearbeitet.
  • 31.12.2006 In Bankok kommen bei einer Serie von Bombenanschlägen Dutzende von Menschen um.
Jahresstatistik
  • Der CD-Verkauf bricht zwischen Januar und Juni 2006 regelrecht ein, es werden 18% weniger Totnträger verkauft. Bereits zwischen 2000 und 2005 ist der Umsatz um 30% zurück gegangen. Die guten Plätze der Songs Ende Jahr in der Jahreshitparade könnten allerdings darauf hinweisen, dass die Verkäufe wieder leicht zunehmen.
  • Die reichsten sind noch reicher geworden. Nach der am 4.12.2006 veröffentlichten neusten Rangliste der Superreichen besitzen die 300 reichsten Familien der Schweiz zusammen 455 Milliarden Fr. (Vorjahr 400 Mia. Fr.). Wie gehabt wird die Liste von IKEA-Gründer Ingvar Kamprad (25-26 Mia. Fr.) und den Familien Hoffmann-Oeri (Roche, 20-21 Mia. Fr.) angeführt. Der neu auf dem Zürichberg wohnhafte Russe Viktor Vekselberg schafft es auf Anhieb auf Rang 3 (14-15 Mia. Fr.), noch vor Ernesto Bertarelli (12-13 Mia. Fr.). Die zehn Reichsten besitzen mit 123 Mia. Fr. fast doppelt so viel wie vor 18 Jahren die 100 Reichsten. Wieder dabei, wenn auch "nur" mit 400 - 500 Mio. Fr. (statt einst 4-5 Mia. Fr.) ist Martin Ebner. Wider erwarten (noch) nicht auf der Lis te sind dagegen die Spitzenverdiener Ospel, Wuffli und Vasella.
  • Da überrascht es auch nicht, dass die Schweizer Banken Rekorde bei der Vermögensverwaltung melden: per Ende August 2006 erreichten die verwalteten Kundengelder 4,6 Billionen Franken knapp 16% mehr als im Vorjahr. Die Mehrheit der Gelder (58%) gehört ausländischen Kunden.
Erfreuliche Dauerbrenner
  • Roger Federer behauptet sich weiterhin weltweit unangefochten an der Spitze des Männer-Tennis
Bedenkliche Dauerbrenner
  • Wiederum sorgen mehrere Fälle von exzessiver Gewalt unter Jugendlichen für Schlagzeilen, darunter Raubüberfälle mit schwerer Körperverletzung und Vergewaltigungen. In der Jahresstatistik der Kantonspolizei Bern wird dazu vermerkt: "Täter sind immer mehr Jugendliche, sehr oft mit Migrationshintergrund, die meistens ohne irgend einen Anlass oder aus Langeweile andere Einzelpersonen oder Personengruppen attackieren."
Trends
  • Web 2.0 Anwendungen: Internet Portale, die es den BenutzerInnen erlauben, ohne grosse Programmierkenntnisse selbst Inhalte (Texte, Fotos, Videos) hochzuladen und mit Gleichgesinnten zu teilen, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Beispiele: blogger, myspace, flickr, youtube ...
    Dass ich mit dieser anfangs Dezember 2006 veröffentlichten Einschätzung nicht ganz alleine bin, zeigt das Time Magazine vom 18.12. - nicht eine einzelne Person, sondern die Masse der Web 2.0 - NutzerInnen werden zur Person des Jahres erkoren.
Sorgenbarometer
Eine im Auftrag der SRG vom gfs-Forschungsinstituts unter mehr als 2000 Personen durchgeführte Umfrage ergibt Ende 2006 folgende Hauptsorgen in der Schweiz (jede Person konnte zwei Themen angeben):
ProblemfeldHauptsorge % Nebensorge % Total %
  1. Asyl/Flüchtlinge
  2. Altersvorsorge (AHV,BVG,Rentenalter)
  3. Arbeitslosigkeit, Wirtschaft
  4. Steuern/Finanzen
  5. Löhne
  6. Umwelt
  7. Krankenkassen/Gesundheitswesen
  8. EU/Europa
  9. Neue Armut
  10. Sicherheit
22 %
14 %
15 %
4 %
2 %
4 %
8 %
5 %
2 %
2 %
14 %
14 %
10 %
8 %
9 %
6 %
1 %
4 %
2 %
2 %
36 %
28 %
25 %
12 %
11 %
10 %
9 %
9 %
4 %
4 %
Personen des Jahres
  • Zu Sportlern des Jahres werden an den Sports Awards 2006 Tanja Frieden (Boardercross-Olympiasiegerin) vor Daniela Meuli (Snowboard-Olympiasiegerin) und Martina Hingis (beeindruckendes Comeback) sowie Roger Federer vor Stéphane Lambiel (Eiskunstlauf) und Fabian Cancellara (Rad) gewählt.$ Federer dominiert das Tennis einmal mehr souverän und es gibt kaum mehr einen Tennisrekord, den er nicht aufgestellt hätte. In der Kategorie Behindertensport wird mit Edith Hunkeler ebenfalls eine Sportlerin ausgezeichnet, die seit Jahren für Höchstleistungen sorgt. Bei den Teams gewinnt die Fussball-Nationalmannschaft deutlich vor dem Curling-Frauenteam Flims und der Eishockey-Nationalmannschaft. Bei den Trainern wird Köbi Kuhn (Fussball-Nationaltrainer) vor Peter Grütter (Eiskunstlauf) und Michel Roth (Skiakrobatik) ausgezeichnet. Newcomer des Jahres: Johan Djourou (Fussball), Martina Schild (Ski alpin) und Niklaus Schurtenberger (Reiten).
Schweizer Hitparade
  • Neu werden ab März 2006 auch (legale) Downloads für die Wertung berücksichtigt.
  • P!nk, You And Your Hands #50
    Ch!pz, 1001 Arabian Nights #49
    Nelly Furtado, Promiscuous #48
    Lordi, Hardrock Hallelujah #47
    Ne-Yo, So Sick #46
    Beyoncé feat Slim Thug, Check On It #45
    Justin Timberlake, My Love #44
    Chris Brown, Run It #43
    Bob Sinclar, World Hold On #42
    Robbie Williams, Rudebox #41
  • Take That, Patience #40
    Pussycat Dolls feat Will I Am, Beep #39
    Akon feat. Eminem, Smack That #38
    Juanes, La camisa negra #37 (im Vorjahr bereits #7)
    Pussycat Dolls, Stickwitu #36
    Paris Hilton, Stars Are Blind #35
    James Blunt, You're Beautiful #34
    Madonna, Sorry #33
    Texas Lightning, No No Never #32
    Silbermond, Das Beste #31
  • La Plage, Coup de boule #30
    Black Eyed Peas, My Humps #29
    Nelly Furtado, All Good Things Come To An End #28
    Juanes, A Dios Le Pido #27
    Christina Aguilera, Ain't No Other Man #26
    Red Hot Chili Peppers, Dani California #25
    Christina Aguilera, Hurt #24
    Crazy Frog, We Are The Champions #23
    Justin Timberlake, Sexy Back #22 (Gewinner des MTV Music Award Best Male Actor)
    Tobias Regner, I Still Burn #21 (Gewinner der deutschen Casting-Show DSDS)
  • Rihanna, SOS #20
    Black Eyed Peas feat. Sergio Mendez, Mas que nada #19
    Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg, Buttons #18
    Xavier Naidoo, Dieser Weg #17
    Monrose, Shame #16
    P!nk, Stupid Girls #15
    Melanie C, First Day Of My Life #14
    Tiziano Ferro, Stop! Dimentica #13
    Scissor Sisters, I Don't Feel Like Dancin' #12
    Mary J Blige & U2, One #11
  • Madonna, Hung Up #10
    Nelly Furtado, Maneater #9
    Kelly Clarkson, Because Of You #8
    Mattafix, Big City Life #7
    Rihanna, Unfaithful #6
    Eros Ramazotti & Anastacia, I Belong To You (Il ritmo della tua passione) #5
    Baschi, Bring en hei #4 der einzige Schweizer Titel unter den Top 50
    Bob Sinclar pres. Goleo VI feat. Gary "Nesta" Pine, Love Generation #3
    Gnarls Barkley, Crazy #2 - der erste Song der nur dank Downloads in die Charts kam
    Shakira feat. Wyclef Jean, Hips Don't Lie #1

Als aktuelle Ergänzung meiner Geschichte der Schweiz konzentrieren sich diese Jahresrückblicke auf Ereignisse in der Schweiz und erwähnen Vorgänge ausserhalb der Schweiz nur insoweit, als sie für die Schweiz oder weltweit von Bedeutung waren. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007


© 2006 Markus Jud, Luzern
Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion grösserer Teile in gedruckter oder elektronischer Form nur mit schriftlicher Einwilligung erlaubt. Zitate nur mit Quellenangabe (Link).

Jahresrückblick 2005
Sitemap
Jahresrückblick 2007